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Technische Faszination und Endzeit-Angst sind typische Dystopie-Motive, die auch Emily Suvada in ihrem Reihenauftakt „Cat & Cole: Die letzte Generation“ aufgreift. Darin sind die Menschen eine mehr oder weniger geniale Symbiose mit genverändernden Apps eingegangen. Sie tragen Technik in ihrem Körper, die die Sinne verstärkt, Krankheiten in Schach hält, Heilprozesse beschleunigt, Aussehen verändert. Gleichzeitig wüten aggressive Viren auf der Erde, die Menschen im Endstadium der Krankheit explodieren lassen. Mittendrin in diesem Szenario: Hackerin Cat, Tochter eines intelligenten Wissenschaftlers, der womöglich als einziger in der Lage ist, ein Gegenmittel für die Seuche zu finden.

Ich habe „Cat & Cole: Die letzte Generation“ gerne gelesen. Es ist ein schneller Teenager-Roadtrip mit vielen Wendungen, schlauen Kids, etwas Zombieflair und starkem Fokus auf technischen Ideen, die zwar nicht alle neu, aber trotzdem cool zu lesen sind.

Go, cat!

Die Geschichte hat von Beginn an Tempo. Es gibt kaum Verschnaufpausen. Die Figuren trudeln von einer bedrohlichen Situation in die nächste. Das liest sich mitreißend und dank des starken Schreibstils der Autorin ziemlich leicht. Am besten gefallen hat mir Cat. Catarina ist super! Sie ist tough und clever, hat oft einen Plan B in der Tasche und ist nicht auf den Mund gefallen. Es war vor allem Cat, die diese Dystopie für mich zu einem erfrischenden Erlebnis machte. Die junge Hackerin tut genau das, was man sich von einer intelligenten Hauptfigur wünscht, lässt sich nichts vormachen, nichts vorschreiben. Sie denkt logisch und handelt auch so. Gerne mehr von solchen Protagonistinnen!

Cat & Cole & cat & Dax

Es gibt eine Lovestory und ein kleines, meiner Meinung nach aber überflüssiges Liebesdreieck zwischen Cat und Cole (Beschützertyp mit eisblauen Augen) sowie Cat und Dax (Intelligenzbestie mit smaragdgünen Augen). Der Liebesanteil lässt den Leser zwischen vielen Actionszenen etwas zur Ruhe kommen und fällt zum Glück unaufdringlich aus. Alles andere hätte zu dieser Geschichte auch nicht gut gepasst, denn sie ist ehrlich gesagt kein bisschen so rosig wie ihr Cover. Massensterben, Menschen, die detonieren und nur eine giftige, ansteckende, rosa Blutwolke hinterlassen. Die Idee ist schon etwas irre und eklig. Vor allem, wenn dann noch die Sache mit dem Menschenfleisch dazu kommt, das zwecks Immunität gegessen wird.

Ja, es geht hier ziemlich blutig zu. Arme werden aufgeschnitten wie frisches Brot. Und zwar mehr als einmal – weil die unter der Haut implantierten Kabel und Panels eben auch mal repariert und gehackt werden müssen. Die Protagonisten sind allerdings so unfassbar hart im nehmen, dass wenig psychologischer Schrecken entsteht. Teilweise musste ich grinsen. Da liegen die Hauptpersonen fast im Sterben und im nächsten Moment vollbringen sie wahre (physische) Wunder. Das alles liest sich so unrealistisch, so hollywoodartig, dass die Altersempfehlung (ab 14!) aus meiner Sicht in Ordnung geht. Nötig wäre die wilde Blutspritzerei wahrscheinlich trotzdem nicht gewesen. Weil die Thematik nämlich stark genug ist.

Von Seuchen und Supermenschen…

Wissenschaft versus Natur. Was darf Wissenschaft? Was nicht? Wann sollte dem natürlichen Forscherdrang des Menschen ein Riegel vorgeschoben werden? Bei Emily Suvada ist der worst case schon da: Forscher synthetisieren menschliches Erbgut, kombinieren es mit neuen Bausteinen, erschaffen künstliche Super-Menschen. Kommende Generationen werden sich mit diesem Thema wohl irgendwann auseinandersetzen müssen. In den Laboren der Gegenwart wird nämlich fleißg in diese Richtung geforscht. Jugendliche bekommen also nicht nur eine unterhaltsame Actiongeschichte, sondern auch Futter für die grauen Zellen. Sie werden ermutigt, sich eigene Gedanken zu machen. Und das ist toll!

…und superhackern

Was mich hin und wieder gestört hat, war das hohe Erzähltempo nach immer ähnlichem Muster: 1. Riesenproblem, 2. kurze Phase der Verzweiflung, 3. grandiose Lösung – und wieder von vorne. „Cat & Cole“ ist wie eine Achterbahnfahrt – hoch, runter, Überschlag. Dadurch bekamen die Szenen mit der Zeit für mich einen vorhersehbaren, leicht hektischen Einschlag. Bei meinem zweiten Kritikpunkt schließe ich mich einigen anderen Lesern an: Die technischen Aspekte waren mir bisweilen zu wirr erklärt. Oft hatte ich das Gefühl, Vorgänge nur vage verstanden zu haben. Etliche Fakten werden früh erwähnt, aber spät vertieft. Das hätte man strukturierter lösen können. Trotzdem kann man der Handlung größtenteils gut folgen. Man sollte vielleicht nicht den Anspruch haben, alles bis ins Detail zu verstehen. Muss man aber gar nicht. Kann man vielleicht auch gar nicht.

Fazit: Klasse ist vor allem die gut aufgelegte, clevere Protagonistin. Die vielen technischen Ideen/Probleme machen auch Spaß, werden aber nicht immer nachvollziehbar erklärt und teilweise zu leicht gelöst. Mit „Ein-bisschen-mehr-Zeit-lassen“ innerhalb der Handlung und einer etwas systematischeren Beleuchtung der technischen Vorgänge wäre das Buch für mich ohne Einschränkung top! Ich bin nicht sicher, ob es eine Trilogie wird. Ein zweiter Teil erscheint auf jeden Fall. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

„Cat & Cole: Die letzte Generation“ von Emily Suvada

Originaltitel: This Mortal Coil
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
e-book: 480 Seiten
Verlag: Planet!
Erscheinungsdatum: 19. Juni 2018
ISBN: 978-3522505598
Altersempfehlung: 14 – 17 Jahre

 

3 Replies to “[Rezension] „Cat & Cole: Die letzte Generation“ von Emily Suvada

  1. Huhu!

    Ich fand „Cat & Cole“ auch sehr spannend und faszinierend, wobei mir manchmal die Technik im Kopf schwirrte. Mir gefiel aber das Tempo unheimlich gut und die Action! 🙂
    Ich freu mich auch schon auf den zweiten Teil und bin gespannt, was sich dort so ergeben wird.

    Liebe Grüße
    Laura

    1. Hi Laura,

      sorry für die späte Antwort. Unser Sommerurlaub ist immer ein bisschen ausgedehnter, deshalb war ich zuletzt etwas inaktiv auf dem Blog. Ja, die technischen Aspekte kreiseln echt sehr unübersichtlich durch die Geschichte und den Leserkopf, ich habe irgendwann aufgehört, alles verstehen zu wollen und ab da war’s okay. Beim Tempo mag ich es, wie du weißt, nicht ganz so schnell, ein, zwei Wendungen weniger hätten mich nicht gestört. 🙂 Auf die Fortsetzung bin ich trotzdem sehr gespannt. Hoffentlich bleibt’s so gut.

      Liebe Grüße
      Alex

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