"Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)" von Daniel Cole, Thriller
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In einem Appartement wird eine aus sechs Menschen zusammengeflickte Leiche gefunden, eine menschliche Ragdoll, wie die Polizei ihren grausamen Fund nennt. Kurz darauf taucht eine Liste mit Namen und Todesdaten auf, die nächsten Opfer des Täters. Ganz unten auf der Liste auch der Name des im Ragdoll-Fall ermittelnden Detectives, William Oliver Layton-Fawkes, kurz Wolf genannt. Schnell wird klar, dass alles seinen Ursprung in einem vier Jahre zurückliegenden Prozess um einen Serienmörder hat. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, ein Wettlauf gegen die Zeit, in dem die Polizei dem Täter immer ein paar Schritte hinterher hinkt.

Sehr gerne würde ich euch mal wieder ein echtes Lesehighlight vorstellen, aber dieses Buch zählt leider eher zu meinen bisherigen Jahresflops. Ein irrer Killer, der eine Todesliste abarbeitet, eine enge Frist, um die Zusammenhänge zu klären … das versprach eigentlich jede Menge Nervenkitzel und hätte etwas werden können. „Ragdoll – Dein letzter Tag“ von Daniel Cole war für mich – im Gegensatz zu vielen anderen Lesern – jedoch echte Durchquällektüre. Wenn man von den ersten 100 Seiten absieht, die sich mit dem grausigen Leichenfund ganz effektvoll gestalten und auch schnell Tempo aufnehmen, kann ich über den weiteren Verlauf wenig Gutes berichten.

Daniel Cole hat die Geschichte einfach nicht gut ausgearbeitet. Der Haupthandlungsstrang wirkt unkonzentriert, wird unter enorm vielen Nebensächlichkeiten begraben und der Leser weiß oftmals mehr als die Ermittler, die sich zudem noch schauderhaft unclever anstellen und auch in puncto Sympathie nichts rausreißen. Ich habe zu keinem Charakter einen Zugang gewinnen können und fand die Figuren maximal oberflächlich und klischeehaft dargestellt. Ab der Hälfte war mir so ziemlich schnuppe, wen der Mörder noch erwischt. Zumal alle auch ganz tolle Kommunikationsgenies waren. Jeder köchelte sein eigenes Süppchen, wunderte sich, wenn so mancher überstürzte Alleingang im Desaster endete und gemeinschaftlich wurde dem Mörder, der aber sowieso alles gottgleich vorausahnte, bis kurz vor Schluss munter in die Hände gespielt.

Sehr nervig fand ich auch den guten Detective Wolf. Ein Typ mit einem Ego, das noch größer ist, als sein Aggressionsproblem, der Verdächtige halb tot prügelt, sich ständig über Anweisungen hinweg setzt und potenzielle Mordopfer im Regen stehen lässt, sobald diese etwas sagen, was ihm gegen den Strich geht. Vermutlich sollte ein übersteigertes Gerechtigkeitsempfinden deutlich werden, aber der Mann wirkte auf mich einfach nur bockig wie ein Kleinkind, was im Handumdrehen zu absolutem Widerwillen gegenüber der Hauptfigur führte.

Effektiv gekillt wurde während des Lesens eigentlich nur eines – die Spannung auf meiner Seite des Buches! Verstärkt noch durch den langatmigen, manchmal seltsam sprunghaften Schreibstil. Insgesamt habe ich an diesem Buch mehr als zwei Wochen lustlos herum gelesen und war mehrfach versucht es abzubrechen, weil wirklich nichts mein Interesse halten konnte.

Die Auflösung kam dann – ebenso wie einige Entwicklungen – nicht ganz unerwartet. Ich war ehrlich gesagt hauptsächlich überrascht, dass es letztlich doch so offensichtlich war. Trotzdem gab es noch eine späte Wendung, die ich so nicht vorhergesehen hatte und die doch ungewöhnlich ist – wäre das anders umgesetzt worden, hätte ich dem Buch vielleicht etwas abgewinnen können.

Letztendlich kann ich für Ragdoll“ aber keine Empfehlung aussprechen. Ich empfand die Erzählweise teilweise als unfertig und insgesamt als langweilig, was den Plot, der vor stereotypen, nervigen Figuren nur so strotzte, zu einem extrem zähen Leseerlebnis für mich machte. Die Auflösung und einige Zusammenhänge sind bis zu einem gewissen Grade voraussehbar, so dass sich meine Begeisterung doch sehr in Grenzen hält und die Serie nach Band eins für mich endet!

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Originaltitel: Ragdoll
Übersetzung: Conny Lösch
Broschiert: 480 Seiten
Verlag: Ullstein
Erscheinungsdatum: 27. März 2017
ISBN-13: 978-3548289199

8 Replies to “[Rezension] „Ragdoll – Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)“ von Daniel Cole

  1. Guten Morgen,
    nun bin ich aber wirklich gespannt auf das Buch. Ich habe bisher nur begeisterte Rezensionen gelesen und bei mir wartet das Buch auch darauf, gelesen zu werden. Mal schauen, ob ich mich am Ende dir anschließe, oder total begeistert bin, oder irgendetwas dazwischen.
    Hab einen guten Start in die Woche
    LG
    Yvonne

  2. Hi Yvonne.

    Ich wünsche dir von Herzen, dass du mehr Freude an dem Buch hast. 🙂 Ich fand es wirklich unglaublich nervig … bis auf die Auflösung ganz am Ende, die war nicht schlecht. Aber auf den letzten Seiten konnte das leider nichts mehr rausreißen. Und du hast recht, die meisten Rezensionen sind sehr positiv. Wenn ich mit meiner Meinung so von der Masse abweiche, erwähne ich es immer gerne, denn es ist ja echt ganz spannend mit der Chemie zwischen Buch und Leser. Was für den einen wunderbar klappt, funktioniert für den anderen eventuell gar nicht. Bin gespannt auf deine Meinung!

    Ich wünsche Dir auch eine schöne Woche
    Liebe Grüße
    Alex

  3. Hi

    Ich gebe dir vollkommen Recht.
    Auch ich habe mir viel von Ragdoll versprochen, und war am Ende mehr als nur ernüchtert. Mir hat vorallem der Humor zu schaffen gemacht, den ich überhaupt nicht lustig war, sondern dem Stoff teilweise seine Glaubwürdigkeit genommen hat. :/

    Schade, das hätte gut werden können.
    War aber eher ein Schuss ins Klo

    lg
    Nadine

  4. Hallo Nadine!

    Da sind ja doch ein paar Ragdoll-Kritiker da draußen. 🙂 Den Humor fand ich auch seltsam, da stimme ich dir zu. Einerseits dieser dröge Strom von Abläufen und dann immer wieder so eine unpassende "Situationskomik" oder wie man das bezeichnen soll. Es hat sich so gar nicht in diese ernste Handlung eingefügt. Die Figuren kamen dadurch noch merkwürdiger rüber.
    Vielleicht liegt's daran, dass es ein Debüt war? Keine Ahnung. Schuss ins Klo, da sagst du was.

    Liebe ratlose Grüße 😉
    Alex

  5. Halllelujah, nach all den tollen Rezensionen endlich mal jemand, der das Buch auch nicht so toll fand.
    Ich muss ehrlich gestehen, dass es auf meinem Handy vor sich hindümpelt und ich nicht mal richtig zu Ende gelesen habe.
    Ich denke ähnlich wie du und bin vom dem Protagonisten momentan irgendwie einfach so sehr genervt, dass ich gar keine richtige Lust mehr zum Weiterlesen habe. :/

    Liebe Grüße
    Melanie

  6. Huhu Melanie,

    das kann ich gut verstehen. Ich war auch sehr glücklich, als ich das Buch endlich zuklappen konnte. 🙂 Ich breche Bücher ja nur ganz ganz selten ab…. hier war ich kurz davor. Vielleicht kommt ja nochmal die Zeit, in der du neugierig auf's Ende wirst. Bei mir war da ganz zum Schluss immerhin so eine Art Aha-Moment, der ganz interessant war. Trotzdem… im Großen und Ganzen empfand ich es eher als Zeitverschwendung.

    Danke für deinen Kommentar und einen schönen Abend dir.

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