Meine Kindheit habe ich in einem Land verbracht, in dem
Mode ein kompliziertes Thema war. Entweder musste man stundenlang Schlange
stehen, um ein Kleidungsstück zu ergattern, welches kurz danach alle
Klassenkameraden auch trugen, oder es wurde aus Stoffen gefertigt, die man nur
durch gute Beziehungen bekommen konnte. In der DDR gab es nur wenige Ressourcen
in diesem Bereich. Umso wichtiger war es, dass die Kleidungsstücke sehr lange
halten und wohl möglich an einen nächsten weiter gegeben werden konnten. Da
spielte das Aussehen leider nur eine zweitrangige Rolle. Die Kleidung musste
praktisch sein, gut kombinierbar und zweckmäßig. Ein Kleidungsstück, an welches
ich mich immer erinnern kann, ist die gute alte DeDeRon–Schürze, die nicht nur
meine Oma ständig im Haushalt trug. Sie war bunt, fleckenabweisend, und ist
auch nach dem hundertsten Mal waschen nicht aus ihrer Form gelaufen. Gut, dass
man heute etwas mehr Möglichkeiten besitzt, aber trotzdem erinnere ich mich
gerne daran zurück.

Und sehr schön in Erinnerung schwelgen konnte ich, als
ich „Ostmodern“ entdeckte.
„Ostmodern“ ist in einer Zusammenarbeit mit dem Berliner
DDR Museum entstanden und soll spielerisch die Mode aus der DDR durch vier
Jahrzehnte darstellen. Es ist ein praktisches Buch, denn nach einem kurzen
Vorwort gilt es, die Bastelschere in die Hand zu nehmen und mehr als achtzig
Kleidungsstücke und Accessoires auszuschneiden. Diese kann der Bastler nach
erfolgreichem Ausschneiden an einer Anziehpuppenfamilie ausprobieren und
individuell kombinieren.

Die Kleidungsstücke sind in vier Jahrzehnten unterteilt,
doch hat man sie erst einmal ausgeschnitten, kann man sie nur schlecht wieder
zuordnen, weil sie leider nicht beschriftet sind. Ich habe mir einfach die
Zahlen auf die Rückseite geschrieben, um sie so leichter zuordnen zu können.
Für jemanden, der nicht mit der Ostmode vertraut ist, fehlen meiner Meinung
nach ein paar Hinweise. Obwohl im Vorwort einige typische Kleidungsstücke
erwähnt werden, könnte ein in Sachen DDR-Mode unerfahrener Bastler sie nicht
unbedingt im Buch als solche erkennen. Hier wäre ein Hinweis wünschenswert
gewesen. Derjenige, der die DDR Mode nicht selbst erlebt hat, kann kaum die
Begriffe im kleinen Textil-Lexikon am Ende des Buches mit den aufgedruckten
Kleidungsstücken in Verbindung bringen. Auch das Ausschneiden könnte sich ein
wenig schwieriger gestalten als gedacht. Die Anziehpuppen sind auf dem
Bucheinband gedruckt, der sehr stabil ist, und viele Kleidungsstücke haben sehr
schmale Zwischenräume, an denen kleinere Kinder scheitern könnten.
„Ostmodern“ hat mich ein wenig in Erinnerungen schwelgen
lassen und ist somit für viele Ostalgiker reizvoll. Das Gesamtkonzept –
typische DDR Mode in ihrer gesamten Vielfältigkeit zu
präsentieren – war für mich nicht komplett überzeugend. Leser die keine
Vorerfahrungen mit der Ostmode haben, werden hier nicht ausreichend informiert.

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Ostmodern von Nina Eggemann
Broschiert: 48 Seiten 
Verlag: Nicolai Berlin 
Erscheinungsdatum: September 2010 
ISBN: 978-3894796310

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