"Ghostman" von Roger Hobbs, Krimi
Copyright: Goldmann

Krimineller als Perfektionist 

Ein
Raubüberfall misslingt und der Auftraggeber für diesen Überfall
engagiert den sogenannten „Ghostman“, um herauszufinden was vorgefallen
ist. Die beiden Männer kennen sich seit einer früheren, gemeinsam
ausgeführten Straftat, der „Ghostman“ schuldet ihm seitdem noch einen
Gefallen. Beide Verbrechen und ihre Folgen werden in parallelen
Handlungssträngen aus Sicht des „Ghostman“ erzählt.

Über
den auffälligen, giftgrünen Schriftzug auf dem mausgrauen Cover war ich
auf das Buch zuerst aufmerksam geworden – in Buchhandlungen springt es
mir immer wieder ins Auge. Es wirkt auf mich geheimnisvoll und ein
bisschen gefährlich, ideal für das Genre. Noch besser als das Cover
passt allerdings der Buchtitel zum Inhalt: „Ghostman“ fasst die komplexe
Hauptperson in einem Wort perfekt zusammen.

Wenn
ich vorab gewusst hätte, welche große Rolle Blut und Gewalt in diesem
Buch spielen, dann hätte ich es wahrscheinlich nicht gelesen. In der
Geschichte kommen fast ausschließlich Kriminelle vor, es geht um
unzählige Treffen zwischen Verbrechern, die Planung von Verbrechen, um
Waffen und Tötungsdelikte. Das klingt sehr brutal und wirkt doch nicht
so, weil es keine Identifikationsfiguren gibt – die Schilderungen sind
alle sehr sachlich und nüchtern, grenzen fast an emotionslos.

Getragen
wird die Geschichte durch die Hauptperson, den so treffend benannten
„Ghostman“. Er agiert zwischen den Fronten und spielt sämtliche Parteien
gegeneinander aus: seinen Auftraggeber, das FBI und dazu noch die lokalen Kriminellen. Bei allem taktieren bleibt er selbst als Person völlig rätselhaft und undurchschaubar.

Als
Leser erfährt man über den „Ghostman“ nur, dass er ein Spezialist in
seinem Fach ist und sich komplett auf den Beruf konzentriert. Mit viel
Perfektionismus kümmert er sich um die allerkleinsten Details, wie jeder
Experte oder Wissenschaftler in einem anderen Fach es auch tun würde.
Im kriminellen Milieu bedeutet das, dass er eiskalt und furchtlos
auftritt. Seltsamerweise wirkt er dabei weniger grobschlächtig und
blutrünstig als seine Kollegen, ich hatte nicht den Eindruck er sei ein
unmoralischer Mensch. Die Motivation des Protagonisten für seinen Job
bleibt unklar und er als Person schemenhaft und wenig greifbar. Diese
Widersprüche haben für mich einen großen Teil der Spannung und
Faszination ausgemacht.

Das Buch habe
ich gerne gelesen, weil ich es spannend fand. Es wird allerdings nicht
zu einem meiner Lieblingsbücher, darum war ich länger am schwanken ob
drei oder vier Sterne die angemessene Bewertung sind. Den Ausschlag
dafür vier Sterne zu vergeben war, dass es sich hier um ein Debüt
handelt. Sowohl die Handlungsstränge als auch der interessante
Protagonist sind für ein Debüt erstaunlich gut gelungen.

Verfasst von 28horseshoe

Ghostmann von Roger Hobbs 
Broschiert: 384 Seiten 
Verlag: Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum: 22. Juli 2013 
ISBN: 978-3442313372

One Reply to “[Rezension] „Ghostman“ von Roger Hobbs”

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