Wenn mich Leute nach guten Jugendkrimis fragen, gibt es mehrere Bücher, die ich regelmäßig empfehle: Für etwas jüngere Knobelfans wäre das die nostalgische Detektiv-Reihe Wells & Wong, für ältere (14 +) die Romane von Ursula Poznanski, Karen M. McManus oder Holly Jackson. Wer aber Mysterystories mit jeder Menge gemütlichem Internatsflair, liebenswert-spleenigen Protagonisten und einem guten Schuss Lovestory bevorzugt, der sollte sich unbedingt an Maureen Johnsons „Ellingham Academy“ halten.
Menno – wieder warten!
Gerade ist der zweite Band der Trilogie erschienen. Und mein erster Gedanke, nachdem ich ihn gestern Abend beendet hatte: „Mist! Jetzt muss ich wieder ewig warten.“ Ich hätte gerne direkt weitergelesen. Die Fortsetzung gefällt mir tatsächlich genauso gut wie der Auftakt. Kein Wunder: Maureen Johnson setzt die Handlung aufbautechnisch nahezu identisch fort. Inclusive megafiesem Cliffhanger am Ende.
In kleinen Schritten durch Ellingham
Die ersten 80 Seiten dienen vor allem dazu, im Plot anzukommen. Immer wieder gibt es kleine Einschübe zu dem, was bisher geschah. Das kam mir sehr entgegen, weil in der Ellingham Academy doch etliche Personen und Handlungsfäden herumschwirren, von denen ich nach mehr als einem Jahr nicht mehr alle detailliert im Kopf hatte.
Wir erinnern uns: You-Tube-Star Hayes ist tot. Wurde er ermordet? War es ein Unfall? Die Umstände sind jedenfalls seltsam. Noch dazu scheint Davids Freundin Ellie auf irgendeine Weise in Hayes Tod verstrickt zu sein. Doch seitdem Stevie sie mit einigen handfesten Lügen konfrontiert hat, ist sie verschwunden. Für Hobby-Detektivin Stevie gibt es also mehr Aufklärungsarbeit als je zuvor. Immerhin: Ihrem eigentlichen Ziel – einen über 80 Jahre zurückliegenden Entführungsfall zu lösen -, ist sie endlich näher gekommen. Eine alte Blechdose, versteckt in die Ellies Bett, entpuppte sich als Goldgrube. Und als eine bekannte Buchautorin Stevie bittet, sie bei der Recherche einiger Fakten zum Ellingham-Fall zu unterstützen, stürzt sich Stevie mit doppeltem Feuereifer in die neue Aufgabe … in der Hoffnung weitere Puzzleteile zu finden.
Gute Freunde und unheimliche Geheimgänge
So glatt, wie das klingt, gestalten sich Stevies Nachforschungen dann natürlich nicht. Dafür sorgt alleine schon ihre komplizierte Beziehung zu David und dessen Unsympathen von Vater, Senator Edward King. Gut, dass Stevie in jeder Hinsicht auf ihre Freunde zählen kann: Janelle, Vi, Nate und sogar Wachmann Larry stehen felsenfest an Stevies Seite und begeisterten auch mich wieder mit ihrer Loyalität und ihrem Humor. Besonders Schreibblockaden-Nate ist mir inzwischen extrem ans Herz gewachsen.
Es gibt wirklich nicht viel, was ich an dieser Reihe kritisieren möchte: Wenn überhaupt, nimmt sich Maureen Johnson vielleicht ein bisschen zu viel Zeit bei der Auflösung. Das Tempo ist schon eher gemütlich. Man kommt im zweiten Teil zwar deutlich voran, aber ich habe die leise Vermutung, dass die Handlung auch in zwei Bände passen würde. Dafür hätte ich dann liebend gerne auf die Sache mit Stevies Vertrauensbruch gegenüber David verzichtet, der Stevie nicht besonders gut zu Gesicht steht. Aber okay..
Mein Spaß ist ungebrochen. Einiges scheint sich genau so zu entwickeln, wie ich es mir gedacht habe. Man kann also nach wie vor schön miträtseln und sich ansonsten einfach zurücklehnen und sich von Maureen Johnson in gruselige Geheimgänge, urige Bibliotheken, vermiefte Turnhallen, behagliche Gemeinschaftsräume, nebelige Wälder und zwischendurch immer wieder per Rückblick ins Jahr 1936 – (Achtung Wortspiel!) – entführen lassen. Für mich weiterhin ein wunderbarer Krimi-Schmökerspaß!
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Ellingham Academy #2 – Die geheimnisvolle Treppe von Maureen Johnson
Original: The Vanishing Stair (Truly Devious #2)
Übersetzung: Sandra Knuffinke
Hardcover: 400 Seiten
Verlag: Loewe
Veröffentlicht: 11. März 2020
ISBN: 978-3743202337
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
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