Liebe Freunde der gesunden Ernährung, liebe Zombie-Fans, liebe Literaturjunkies. Hö? Eine Anrede, die all diese vermeintlich unterschiedlichen Interessengruppen vereint? Ganz genau! Die beiden New Yorker Chris Cooney und Jon Tedd, die bereits seit fünf Jahren äußerst erfolgreich einen YouTube-Koch-Channel und eine dazugehörige Website mit apokalyptischen Flair betreiben, haben eine hübsche Auswahl ihrer (im Falle einer Zombie-Welle überlebensnotwendigen) Rezepte zusammengestellt und in Buchform herausgebracht – und dabei sind alle Gerichte nicht nur lecker, sondern auch noch vegan. Der Ventil Verlag aus Mainz hat nun im März eine deutsche Ausgabe veröffentlicht, die das Umrechnen der amerikanischen Zutatenangaben erspart. Wir von Kathrineverdeen.blogspot sind natürlich hin und weg. Denn auch wenn wir uns (noch) nicht (komplett) vegan ernähren, sind wir alternativen Ernährungsmethoden und Abwechslung nicht abgeneigt – erst recht nicht, wenn all das in so ansprechendem Horror-Ambiente präsentiert wird. Mit der Kombination aus Zombies, fleischlosen Gerichten und Comicstil liegen die beiden Autoren-Jungs also voll im Trend – und haben uns mit „The Vegan Zombie. Koche und überlebe!“ so manchen genussvollen Moment beschert.

Die Veganer hinter der Zombie-Kochshow

Seit 2010 betreiben die beiden Horrorfans Chris Cooney und Jon Tedd ihren YouTube-Channel, auf dem sie vegane Gerichte zubereiten und dies für die (apokalyptische) Nachwelt festhalten. Chris, der bereits seit über 20 Jahren vegan lebt und immer schon ein Faible für Horror hatte, ist der Schöpfer, Regisseur, Produzent und Herausgeber von The Vegan Zombie und denkt sich nebenbei so manches Rezept aus, während Jon als Host der Sendung die Kochlöffel schwingt. Und – last but not least – wäre da noch Jons Hund Indy, der gerne mal im Weg herumliegt und seine veganen Hundeleckerli herunterschlingt die beiden Jungs todesmutig unterstützt.
Die Geschichte hinter der Kochshow – die übrigens bald auch in filmischer Form vorliegen soll – ist folgende: Eine Zombie-Welle überflutet die Erde, wobei der tödliche Virus durch Fleisch- und Milchbakterien übertragen wird. Wer also nicht als gehirnschlürfender Leichnam enden will, muss auf vegane Ernährung zurückgreifen und sollte sich keinesfalls von verwesenden Fremden beißen lassen. In der Kochshow gibt Jon deswegen nicht nur hilfreiche Tipps und Tricks rund um das Überleben bei einer postapokalyptischen Zombie-Invasion, sondern bereitet nebenher leckere vegane Kost zu. Mit über 43.000 Abonnenten und mehr als 2 Millionen Klicks sind Channel und Website so erfolgreich, dass die beiden sympathischen Jungs aus Liverpool, NY, nun dank Kickstarter das erste vegane Zombie-Kochbuch der Welt herausbringen konnten. 

Das apokalyptische Cookbook

Cremiger Gruenkohlsalat. Quelle: Ventil Verlag
85 Rezepte im graphic novel style mit herzhaften und süßen, leichten und schweren, einfachen und raffinierten Speisen garantieren, dass für jeden Geschmack und jede (Über-)Lebenslage etwas dabei ist. Das Repertoire umfasst altbekannte Klassiker, die ohne besondere vegane Zutaten und Hilfsmittel zubereitet werden können, wie Ofenkartoffeln oder Salat. Aber auch aufwändigere Gerichte, wie Vegan Zomblette oder Cajun-Ristotto-Kugeln, die eine

Pizzarollen. Quelle: Ventil Verlag.

Internet-Bestellung oder zumindest einen Gang zum örtlichen Alnatura voraussetzen, zählen zum Inhalt. Somit ist für Vielfalt und Abwechslung gesorgt und das Vorurteil, vegane Ernährung bestünde aus einer Möhre und einer handvoll Samen, einmal mehr widerlegt. Tatsächlich werden alle kochbuch-typischen Kategorien bedient: Frühstück, Salate & Suppen, Vorspeisen & Beilagen,
Hauptgerichte, Desserts & Drinks sowie Grundrezepte laden zum Schmökern und Schlemmen ein.

Zombiefreier Frenchtoast. Quelle: Ventil Verlag.
Einige Rezepte sind dem Endzeit-Szenario der Kochshow auch im Titel nachempfunden wie beim „Killer-Zucchini-Brot“, „Post Apocalyptic Pot Pie“,  „Zombiefreier French Toast“ oder bei den „Zombiekäsefingern“. 

Ob fancy oder simpel – alle Gerichte sind anschaulich erklärt und (nahezu immer) durch ein Bild ergänzt, weswegen ein Nachkochen schnell gelingt. Tipps, Tricks und Alternativen werden oft angebracht und Grundlagenrezepte wie Pizzateig, Tomatensoße, Mandelmilch, etc. in einem Extraabschnitt vorgestellt, sodass dieses Kochbuch auch Anfängern oder Fertig-Food-Verweigerern empfohlen werden kann. Schön ist, dass man wirklich alles selbst machen kann (Beispiel: Tomatensoße), teilweise (statt Tomaten solche aus der Dose) oder ganz Fertigprodukte (Soße aus dem Glas) verwenden kann oder – als Nicht-Veganer – die veganen Zutaten (Agavendicksaft) durch tierische Produkte (z. B.  Sahne) ersetzen kann. Das lässt viel Handlungsfreiheit je nach Gusto und Ernährungsweise.

Weitere Gimmicks – ganz Vegan

Dem ganzen vorangestellt ist eine kleine Graphic Novel, die den Anfang der Zombie-Apokalypse darstellt. Die Comicstrips sind herrlich trashig und erinnern an B-Movies. Wer die Videos der Jungs ansieht, wird den besonderen Charme wiedererkennen. Superb!

Außerdem gibt es ein paar Rezepte, die nicht für die menschliche Spezies erdacht wurden, sondern für Indy, bzw. Hunde im Allgemeinen interessant sind. Sie zeigen wie Hundefutter, Hundeleckerli und Hundekekse vegan hergestellt werden können – und offenbar mit Erfolg, denn die Bilder protokollieren gewisse gierige heroische Aufmerksamkeit seitens des tierischen Adressaten.


Der Tauglichkeits-Test
Natürlich ist eine Buchverstellung nur komplett, wenn man sich dem Inhalt auch angenommen hat. Leider konnte ich in bisher noch nicht alle Rezepte ausprobieren und habe mich daher auf ein süßes und ein herzhaftes Gericht beschränkt:

Cookies in progess

Die Erdnussbutter-Chocolate-Chip-Cookies waren leicht und überraschend schnell zuzubereiten. Auch die Zutaten dafür habe ich fast problemlos im Bio-Supermarkt/Reformhaus bekommen können. Lediglich die veganen Schokotropfen konnte ich nicht finden und habe sie durch zerstoßene vegane Schokolade ersetzt. Als sie im Ofen vor sich hin backten und nach 15 Minuten immer noch etwas weich waren, habe ich vorsichtshalber das dazugehörige Video geschaut und mir so die Sicherheit geholt, dass es mit dieser Konsistenz seine Richtigkeit hat. Praktisch, so eine passende Kochshow zum Buch! Und der Geschmack? Ich sage nur so viel: Jon warnt in seinem Video, dass der Konsum von zu vielen Keksen die Schnelligkeit beeinträchtigt und damit das Risiko eines Zum-Opfer-Fallens möglicher Fressfeinde erhöht. Ich hoffe also, dass ich heute keinen Zombieangriff mehr überstehen muss…

Hmmmm… Homemade vegan Cookies

Das zweite Rezept sollte die vegane Pizza sein. Hier war die Zutatenbeschaffung schon etwas schwieriger (die Zubereitung auch – mein Teig ist beim Gehen aus der Frischhaltefolie geplatzt und hat für viele Lacher gesorgt – siehe Bild): veganen Frischkäse gab es nirgendwo und die empfohlene vegane Reibekäsemarke ebenfalls nicht – ich habe mich gegen Frischkäse (der optional ist laut Rezept) und für eine Markenalternative entschieden – bis ich den Käse zuhause

Potentielle Pizza – geplatzt

probiert habe… da mein veganes Experiment nicht auf andere Personen in meinem Haushalt ausgeweitet werden muss, habe ich daraufhin nur eine Ecke der Pizza mit dem veganen Käse belegt und für den Rest Mozzarella aus tierischen Erzeugnissen gewählt. Vielleicht ist die empfohlene Marke besser, dachte ich – dieser Käse schmeckte mir jedenfalls so wenig, dass ich mich – wie so oft bei Ersatzprodukten – lieber zukünftig dafür entscheide, das Produkt wegzulassen, als die gewöhnungsbedürftige Alternative zu wählen. Veganer Reibekäse besteht hauptsächlich aus Kokosfett – und so schmeckt er auch. Das ist an sich nicht schlimm, passt aber nach meinem Empfinden nicht auf Pizza, sondern mehr auf Schokoladeneis oder so. Vielleicht streue ich ihn demnächst über meinen Nachtisch.

Pizza mit tierischem (links) und veganem Belag (rechts)

Aber dann – die große Überraschung. Sowohl mir als auch den anderen Hausbewohnern schmeckte die Ecke mit Vegan-Käse besser als die tierische Variante! Geschmolzen und knusprig rundet er die Pizza eher salzig ab, als sie – wie Mozzarella – noch zusätzlich zu versüßen. Was für eine Entdeckung!
So oder so war die Kocherfahrung in jeder Hinsicht also horizonterweiternd und teilweise richtig, richtig lecker. 

Ich werde definitiv noch weitere Rezepte nachkochen, die Kochvideos wachsam verfolgen und gespannt auf den angekündigten Film warten. Wer weiß? Vielleicht tauchen Tim Mälzer und Jamie Oliver ja eines Tages als Stargäste von Jon und Chris auf – als Zombiestatisten?!
Lasst ES euch schmecken – und lasst euch NICHT schmecken!

Bon Appétit wünscht

The Vegan Zombie – Koche & Überlebe! von Chris Cooney und Jon Tedd
Verlag: Ventil
Broschur: 180 Seiten
Erscheinungsdatum: März 2014
ISBN: 978-3-95575-020-6

8 Replies to “[Rezension] „The Vegan Zombie – Koche & Überlebe!“ von Chris Cooney und Jon Tedd

  1. Hallo und guten Tag,

    vegan hat so seine Tücken, finde ich immer. Meine Schwägerin hat es in der Fastenzeit mal probiert und auch abgenommen dabei.

    Jetzt freut sich sie, aber wie Bolle auf ein Schäuferle.

    Will, aber damit nichts gegen Vegan sagen..ab und zu empfinde ich es keine schlechte Idee.

    LG..Karin..

    1. Hey und Frohstern!

      Also wenn deine Schwägerin die Peanutbutter-Cookies gegessen hätte, dann hätte sie bestimmt nicht abgenommen. 😉

      Ich denke, jeder sollte sich so ernähren, wie es ihm liegt. Meiner Meinung nach muss man sich auch nicht lebenslang festlegen (darf man aber natürlich). Aber warum nicht einmal vegan ausprobieren und dann wieder ein tierisches Produkt bewusst genießen? Die Vielfalt macht's. Und um Vielfalt zu garantieren sind auch vielfältige Kochbücher toll!

      LG

    1. Hey Celine,

      es war auch lecker, ich war ganz positiv überrascht – und das meiste geht auch echt fix. Ich hatte immer rocket-science unter veganer Ernährung erwartet, aber die Gerichte sind ja (abgesehen von der Zutatenbeschaffung) easy peasy lemon squeezy. 🙂

      Ich finde es auch super, dass vegane Ernähung etwas aus der Nische herauskommt. Es gibt inzwischen ja auch immer mehr Restaurants. Ein Glück.

      LG und Frohstern!

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