"The Chemist - Die Spezialistin" von Stephenie Meyer, Thriller
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Stephenie Meyer is back! „The Chemist – Die Spezialistin“
heißt ihr neues Werk und ist thematisch betrachtet Meyers erstes wirklich neues
Buchprojekt seit „Seelen“ (2008). Erwartungsgemäß wurde es schon vor Erscheinen
als Pageturner gehypt. Auch mich hat’s gepackt! Ich war auf „The Chemist“ bis zum Anschlag
gespannt. Denn Stephenie Meyer ist für mich das, was das weiße Kaninchen für
Alice ist, Gandalf für Frodo, die rote Pille für Neo – sie hat mich vor vielen
Jahren in eine neue Welt geführt, die Welt der romantischen Fantasy, die ich
bis heute immer wieder gerne betrete. Mit „The Chemist“ betritt die
Twilight-Autorin nun selbst neues Terrain. Das ist für Schriftsteller ja immer etwas
heikel! Alte Fans könnten vergrault werden, potenzielle neue Leser zu große
Vorbehalte haben. Aber kann wirklich etwas schief gehen, wenn der gute alte
Bourne-Stoff als Grundlage dient? Genau das will der Plot nämlich sein – die weibliche
Antwort auf Superagent Jason Bourne, den sich Meyer für ihre Heldin Alex zum
Vorbild genommen hat.

Die Ärztin und US-Verhörspezialistin Alex alias Juliana
Fortis ist auf der Flucht, seit vor einigen Jahren der Geheimdienst beschlossen
hat, sie loszuwerden. Im Agentenbusiness ist zu viel Wissen ja noch nie
besonders gesund gewesen. Dank ihres umfangreichen chemischen Know-how konnte
Alex bisher überleben. Mit giftigen Gasen und anderen tödlichen Substanzen schaltet
sie einen Angreifer nach dem anderen aus. Doch ihr Leben ist zur Vorhölle
geworden. Alex ist immer auf der Hut, immer in Bewegung. Da gibt es von ihren Ex-Arbeitgebern
das verlockende Angebot, im Gegenzug für einen letzten großen Job unbehelligt
von der Bildfläche verschwinden zu dürfen. Dazu muss sie aus dem Lehrer Daniel
Beach lediglich Informationen herausfoltern, die verhindern, dass es zu einer
biologischen Katastrophe kommt. Kein Problem für eine kaltschnäuzige
Verhörspezialistin. Oder doch?

Die Geschichte ist ein Mix aus klassischem Agententhriller,
Humor und Gefühl – eine spezielle Mischung, die man mag oder eben nicht. Mich
hat sie trotz ein paar Mankos gut unterhalten. Während
des Lesens hatte ich aber immer ein Auge auf die nach und nach veröffentlichten
Kritiken, die teilweise eher bescheiden ausfielen. Meine eigene, kleine
(unwissenschaftliche) Studie hat ergeben, dass hierfür vor allem drei Gründe ausschlaggebend
sind:

  1. Einige
    von Meyers alten Twilight-Fans sind von der Lovestory enttäuscht, die „The Chemist“ (natürlich!) beherbergt, die aber anders angelegt ist, als man es
    von Stephenie Meyer gewohnt ist. Kein Drama, kein Lover mit
    Testosteronüberschuss. Die Liebe gibt sich diesmal temperamentlos, manche
    sagen fade, andere können ihr eine angenehm unaufgeregte Romantik
    abgewinnen.
  2. Lange
    Gesichter gibt’s bei allen, die sich auf einen oldschool Spionagethriller
    gefreut und im Klappentext die angekündigten „großen Gefühle“ überlesen
    haben. Den (zeitweise blutigen) Crime-Anteil gibt es zwar durchaus im
    Buch, er wird aber immer wieder von der Liebesgeschichte abgelöst, weshalb
    manch einer stellenweise Füße scharrend auf die nächste Spannungsspitze
    warten dürfte.
  3. Stephenie
    Meyer hat sich zwar von einigen Klischees verabschiedet, dafür ein paar neue
    gefunden. Die beiden Hauptprotagonisten sind… speziell. Jeder auf seine
    Weise. Während der männliche Part eine Mischung aus großem Jungen,
    Schwiegermutters Traum, Engel und Trampeltier ist, verkörpert Alex die
    emotional unerfahrene Wissenschaftlerin – die Kombination ist, gelinde
    gesagt, gewöhnungsbedürftig, vom Gefühl her ein bisschen wie „Teenies beim
    ersten Date“ und damit nicht ganz das, was man im Erwachsenengenre gewohnt
    ist.
Vielleicht hat Stephenie Meyer zu viel gewollt, oder ist den
einen oder anderen Kompromiss zu viel eingegangen – jedenfalls hat das Buch tatsächlich ein paar Hänger. Es gibt Längen, die Charaktere wirken teilweise
etwas angestrengt konzipiert und an der ein oder anderen Stelle kommt Stephenie
Meyers romantische Ader allzu offenkundig durch. Etwa, wenn die supertoughe
Agentin, die nichts dem Zufall überlässt, gleich beim ersten Treffen mit dem
männlichen Lovepart aus Versehen ihren richtigen Namen verrät.

Trotzdem: „The Chemist – Die Spezialistin“ hat darüber hinaus so Einiges zu
bieten! Neben Stephenie Meyers gewohnt warmen, fließenden, reflexiven
Schreibstil zum Beispiel all dies: doppeltes Spiel, gekonnte Bluffs, geniale
Tricks, coole Gadgets, Spannung und durchdachte Aktionen, eine leicht sperrige,
aber (meistens) wunderbar logische Hauptfigur und ein paar echte Lacher, die
einem weiteren Charakter geschuldet sind, der eine unterhaltsame Ergänzung zu
dem etwas langweiligen Helden darstellt.

Stephenie Meyer hat ihr literarisches Gesamtwerk damit zwar nicht
völlig neu möbliert, aber sehr wohl mit ein paar hübschen, neuen Tapeten
versehen, die frische Farbe in die Spionagebude bringen. Das Buch hat seine
Längen, ja. Die Charaktere sind manchmal etwas peinlich, ja. Aber wenn’s ums
Eingemachte geht, glänzt „The Chemist – Die Spezialistin“ auch mit Stärken. Am Ende bleibt dieser
Genrecocktail aber wohl Geschmackssache. Mir hat’s geschmeckt! Und Euch?

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The Chemist – Die Spezialistin 
Originaltitel: The Chemist
Übersetzer: Andrea Fischer und Marieke Heimburger
Gebundene Ausgabe: 624 Seiten 
Verlag: FISCHER Scherz
Erscheinungsdatum: 8. November 2016 
ISBN: 978-3651025509

7 Replies to “[Rezension] „The Chemist – Die Spezialistin“ von Stephenie Meyer

  1. Hallo, ich lese das Buch gerade. Mir gefällt es auf jeden Fall auch sehr gut. Aber deine Kritikpunkte sind schon ganz richtig. Manchmal ist alles etwas lachhaft.
    Lg
    Katja

  2. Hey Katja.
    Genau deshalb tue ich mich etwas schwer mit einer klaren Empfehlung. Ich mag das Buch wirklich, kann aber verstehen, wenn andere von der einen oder anderen Sache genervt sind.
    Dann sind wir ja schon mal zu zweit im Meyerfanclub. 🙂
    Grüße zurück

  3. Verstehe. :-))))
    Ich habe das Buch jetzt nacheinander zwei Freundinnen geliehen.
    Freundin A: schlimmstes Buch ever
    Freundin B: sehr spannend, richtig gut
    🙂
    Viel Spaß bei anderen Büchern, liebe Krink

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