„Störfall im Reaktor 1“ von Wolfgang Hänel, Roman
Copyright: cbt

„Macht euch nichts vor, nur weil plötzlich der Ausstieg aus der
Atomkraft beschlossene Sache zu sein scheint, ist es noch lange nicht vorbei.“

Seite 19


Es ist schon über ein Jahr her. Die Nuklearkatastrophe von Fukushima. Anfangs
überschlugen sich die Medien, doch obwohl wir die Ausmaße bis heute nicht
begriffen haben, ist es schon wieder sehr still geworden. Umso besser, dass es
Autoren wie Wolfram Hänel gibt, die dieses Thema in einem Roman unverblümt
ansprechen.

Inhalt: Als Lukas, Jannik und Alex eines Nachts Strahlenalarm auslösen und per
Megafon behaupten, es hätte im nahe gelegenen Atomkraftwerk einen Störfall
gegeben, wollen sie eigentlich nur ein Zeichen setzen und die Menschen
aufrütteln. Doch am nächsten Tag stehen plötzlich zwei Typen vor Lukas Tür und
wollen wissen, wie sie von dem Störfall erfahren haben. Hat es tatsächlich
einen solchen Fall gegeben? Warum weiß niemand etwas davon? Wild entschlossen
hinter die Machenschaften des AKW und die verdächtig vielen Leukämiefälle in
der Stadt zu kommen, hackt sich Lukas Freundin Hannah in die Betriebsdaten des
Kraftwerkbetreibers – und gelangt auf eine heiße und gefährliche Spur…

Ich habe mit großem Interesse dieses Buch gelesen, denn schon lange bin ich ein
Atomkraftgegner. Für mich ist es unvorstellbar, in unmittelbarer Nähe eines AKW
zu leben, wie bei dem Hauptprotagonisten dieses Buches Lukas der Fall ist. Auch
ihn stört diese Tatsache nicht nur weil seine Schwester an Leukämie erkrankt
ist. Ihn stört die Ignoranz einiger Erwachsener. Sie dulden es, still
schweigend in unmittelbarer Gefahr durch das Kraftwerk zu leben, regen sich
aber lauthals auf, wenn jemand zur Mittagsstunde Flaschen in einen
Wertstoffcontainer wirft. Sie wissen alle um die Gefahren, aber ignorieren sie
und lassen sich von einer vorgegaukelten Sicherheit einlullen.

„Störfall im Reaktor 1“ war mein erster Roman von Wolfgang Hänel. Sein
Schreibstil ermöglichte mir, das Buch schnell zu lesen. Die Kapitel sind kurz
gehalten und gut strukturiert. Das Thema ist und bleibt für mich sehr spannend
und lässt mich über die Zukunft mit der Atomkraft grübeln, denn nur weil wir
jetzt ein Ausstiegsdatum haben, ist die Gefahr nicht vorbei.
Wohin wird der ganze Abfall gebracht? Ins unsichere
Gorleben? Dieses Thema bietet jede Menge Spannungen und „Aufreger“, die der
Autor meiner Meinung nach gut umgesetzt hat. Jedoch gibt es aus meiner Sicht
einige Kritikpunkte an der Erzählweise: Diese doch sehr interessante Geschichte
wurde mir manchmal zu sachlich und emotionslos herunter erzählt und weist hier
und da Längen auf. Den Lesefluss hat es jedoch nicht gestört, denn der Autor
spricht wirklich interessante Sichtweisen für die Zukunft mit Atomkraft an. Die
Charaktere blieben jedoch für mich die ganze Geschichte über blass und ich
hatte gerade am Anfang Probleme damit, sie auseinander zu halten. Einen
richtigen Draht habe ich nicht zu ihnen gefunden. Auch die kleine
Liebesgeschichte am Rande war meiner Meinung sehr abgeklärt und kühl. Auch die
Charaktere wirkten durch ihre sehr bedachten Handlungen viel älter als sie
eigentlich sind.

Dieses Buch animierte mich, über meinen Stromverbrauch und über unsere doch
sehr verschwenderische Lebensweise nachzudenken. Auch darüber, wie still wir
mit großen Gefahren leben. Was in Fukushima schief gelaufen ist, kann auch überall
passieren.
Deutschlands Ausstieg aus der Atomkraft bedeutet noch lange
nicht das Ende der Gefahr. Denn in der Tat erschaffen noch viele Länder neue
Werke.
Gerade deswegen sollten wir unsere kritische Haltung gegenüber
der Atomkraft beibehalten und umso wichtiger ist es, dass es Autoren wie
Wolfram Hänel gibt, die immer wieder auf dieses Thema aufmerksam machen.

„Störfall im Reaktor 1“ von Wolfgang Hänel ist eine gute Lektüre die
wachrüttelt und lange nachwirkt.

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„Störfall im Reaktor 1“ von Wolfgang Hänel
Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: cbt 
Erscheinungsdatum: 5. März 2012
ISBN: 978-3570307953

6 Replies to “[Rezension] „Störfall im Reaktor 1“ von Wolfgang Hänel

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