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Marc-Uwe Klings neuem Buch „Der Spurenfinder“ habe ich entgegengefiebert und einen Freudenschrei vom Stapel gelassen, als mir das Audiobook von Netgalley zur Verfügung gestellt wurde. Eine Fantasy-Krimi-Komödie verspricht die Verlagswerbung. Das lässt spontan an Williams Goldmans „Die Brautprinzessin“ denken, ein Lieblingsbuch. Mit großer Erwartungshaltung habe ich begonnen zu hören.

Elos von Bergen, einst größter Spurenfinder der Verlorenen Provinzen (Spuren suchen kann schließlich jeder, auf das Finden kommt es an), lebt mit den zwölfjährigen Zwillingen Ada und Naru im Dorf Friedhofen und schreibt an seinen Memoiren. Das Leben ist beschaulich. Als ein Jahrmarkt Station macht, beginnen die Probleme. Der Besuch des Marktes gestaltet sich zunächst aufregend-magisch, doch bald mehreren sich seltsame Vorfälle und am nächsten Tag ist jemand tot. Elos von Bergens Fähigkeiten sind gefragt. Und die abenteuerlustigen Zwillinge Ada und Naru schauen bei der Lösung des Falls sicher nicht nur zu.

Familienprojekt, Familienbuch?

Marc-Uwe Kling hat dieses Buch zusammen mit seinen Töchtern Luise und Johanna verfasst. Ein Familienprojekt also. Und eine Parallele zur Handlung: Denn auch das Abenteuer von Elos von Bergen entwickelt sich zum Familienprojekt, da Vater und Kinder gemeinsam ermitteln.

Ein Märchen für Erwachsene, für die ganze Familie demnach? Hier liegt der Hund begraben. Über die kleinen Schlagabtausche zwischen den Kindern, die viel Raum einnehmen, können Kinder wunderbar lachen und sie bringen auch Erwachsene zum Schmunzeln. Der Besuch des Jahrmarkts zu Beginn ist herrlich. Hier sprüht es vor Einfallsreichtum. Stimmonade statt Limonade (zum Wechseln der Stimme) und Zungentattoos lassen an Harry Potter denken. Nur: Ein Harry Potter ist es nicht. Dazu fehlt das Erzählerische, das Drum und Dran, die Tiefe, die Ausgestaltung der Figuren. In seiner abgespeckten Erzählart blitzt noch immer das Känguru durch. In einem Roman braucht es jedoch mehr, damit es fesselt.

Abenteuerlich, aber nicht atmosphärisch

Die Abenteuerreise durch das Land, die Gefahren und magischen Einfälle haben durchaus Unterhaltungswert. Aber so richtig gepackt hat es mich nicht. Selbst am Ende – oder gerade am Ende – nicht, wenn die Dramatik anzieht und gekämpft und es um Leben und Tod geht. Es fehlte mir an Atmosphäre und der Kunst, das Geschriebene so recht zum Leben zu erwecken.

Zu guter Letzt bin ich nicht sicher, ob Marc-Uwe Kling dieses Mal der richtige Erzähler für seine Geschichte ist. Für gewöhnlich höre ich ihm gerne zu. Dialoge, wörtliche Rede, bringt er mit schauspielerischem Talent gekonnt rüber. Doch dazwischen wirkt es oft gleichförmig. Sein Vorlesestil passt zum Känguru und seinen frechen Kinderbüchern perfekt, hier vermisste ich trotz seines Talents für Stimmen das gewisse Etwas, mit dem versierte Sprecher in den Bann ziehen.

Fazit: „Der Spurenfinder“, Marc-Uwe Klings Ausflug in ein neues Genre, lässt es nicht an Witz und originellen Einfällen vermissen. Als Kinderbuch ab 10/12 Jahren (als solches vom Verlag aber nicht beschrieben!) ist es drollig und gut erdacht. Mich als erwachsene Leserin hat es nicht erreicht. Spannung, Figurenentwicklung und Atmosphäre sind doch etwas dünn. Elos von Bergens erster Fall endet im Übrigen abgeschlossen und unabgeschlossen zugleich – im letzten Kapitel tut sich ein neues Rätsel auf. Mindestens eine Fortsetzung wird es sicherlich geben.

 

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„Der Spurenfinder“ von Marc-Uwe Kling, Johanna Kling, Luise Kling
Verlag:Hörbuch Hamburg
Ungekürzte Ausgabe: 464 Minuten
Erschienen: 30. November 2023
ISBN: ‎ 978-3957133090

One Reply to “[Rezension] „Der Spurenfinder“ von Marc-Uwe, Johanna und Luise Kling”

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