"Das Licht und die Geräusche" von Jan Schomburg
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Kann eine Geschichte gut geschrieben und dennoch so schlecht
erzählt sein, dass man als Leser überhaupt keinen Zugang zur Handlung und deren
literarischen Figuren bekommt? Absolut! Mein letzter literarischer Ausflug hat
es bewiesen. „Das Licht und die Geräusche“ von Jan Schomburg ist ein Buch, das
ich nur schwer mit Worten beschreiben kann. Nicht etwa, weil es so bedeutsam
und großartig ist, sondern weil es mich wahrhaftig zur Verzweiflung gebracht hat. Denn
einerseits ist der Schreibstil Schomburgs wirklich außergewöhnlich, aber die
Schilderungen von den Ereignissen und den literarischen Figuren sind alles andere
als gelungen. Was anfangs so vielversprechend klang, entpuppte sich rasch als trivial
und als eine reine Zeitverschwendung.

Dass Freundschaften zwischen Frauen und Männern etwas
schwierig sind, ist allseits bekannt. Das betrifft auch die Freundschaft von
Johanna und Boris, denn auch hier sind eher leidenschaftliche Gefühle im Spiel.
Sehr zum Unmut von Johanna ist Boris jedoch in Ana-Clara verliebt. Bis vor
Kurzem stellten Johannas heimliche Gefühle für Boris kein Problem dar. Aber als Ana-Clara dann aus
ihrer Heimat Portugal anreist, wird es für Johanna sehr schwer ihre Emotionen zu
verbergen und die Freundin ihres besten Freundes zu tolerieren. Eines Tages
verschwindet Boris und beide Rivalinnen müssen sich auf die Suche nach ihm
begeben und sich irgendwie miteinander arrangieren.

Die Handlung nur kurz zu umreißen fällt mir sehr schwer, weil
der Autor so viele Schauplätze und Brennpunkte für seine Geschichte gewählt
hat. Im Grunde genommen geht es um drei Menschen, die sich auf dem Weg zum
Erwachsenwerden begegnen und zu einer Schicksalsgemeinschaft heranwachsen. Schomburgs
Debüt ist ein Coming-of-Age-Roman, der sich mit vielen gewichtigen Themen
beschäftigt: die Schwierigkeiten, die das Erwachsenwerden mit sich bringen, Sexualität,
Homosexualität, Suizid und die Suche nach einem Platz in der Gesellschaft oder gar im Leben. Eine äußerst brisante Mischung, an die man als Autor mit viel
Feingefühl herangehen muss, weil man sich auch leicht übernehmen kann. Statt der
angebrachten Sensibilität bedient sich Schomburg eher dem Vorschlaghammer und
handelt sie reizlos und oberflächlich in einem sehr ungehobelten und
sprunghaften Stil ab.

Als ich die wenigen Kapitel von „Das Licht und die Geräusche“
las, gruselte es mich vor der Darstellung der drei jungen Menschen, die die
Säulen dieser Geschichte sind. Sie wurden so leichtfertig gezeichnet und ihre wankelmütigen
Taten glichen eher den gängigen Klischees über Jugendliche. Ihre Beziehungen
zueinander wirkten so bedeutungs- und lieblos. So als wären sie aus einer Laune
heraus entstanden.
Alle Charaktere machten es mir sehr schwer,
sie wirklich zu erfassen, weil sie für meinen Geschmack völlig übertrieben und
manchmal etwas pathologisch beschrieben wurden. 
Die Ich-Erzählerin Johanna zum
Bespiel glich in ihrer Denkweise und in ihren Handlungen eher einem männlichen
Charakter und ihre teilweise wirren Gedankengänge verliehen der Geschichte
etwas extrem Unruhiges.

„Das Licht und die Geräusche“ von Jan Schomburg war für mich
eine harte Geduldsprobe, die ich nur bestanden habe, weil der Autor sich
kurzgefasst und einen sehr flüssigen Schreibstil hat.

Das Licht und die Geräusche“ von Jan Schomburg 
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten 
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungstermin: 10. März 2017 
ISBN: 978-3423281089

2 Replies to “[Rezension] „Das Licht und die Geräusche“ von Jan Schomburg

  1. Eiwei, das klingt ja wirklich nicht so dolle, sondern eher nach fehlendem Fingerspitzengefühl. Der Autor ist mir ehrlich gesagt auch gar kein Begriff. Wie bist du auf das Buch gekommen?
    Liebe Grüße

  2. Absolut, ich hatte mir so viel mehr erhofft.
    Auf den Autor bin ich eher durch einen Zufall gekommen. Er war ja auf der Leipziger Buchmesse und die Werbetrommel wurde auch fleißig gerührt. Der Inhalt klang interessant und das Cover fand ich sehr ansprechend. Schade dass der Rest dann leider doch deutlich hinterher hinkt.

    LG

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