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Dieses Buch ist weniger eine komplexe Geschichte, als eine längere Novelle über die Wichtigkeit von Freundschaft, Fürsorge und Liebe! Und darüber, wie fragil diese Dinge manchmal sind.

Nina LaCour vermittelt diese Botschaft eindringlich anhand der Erlebnisse der jungen Marin. Marin umgibt zu Beginn eine Aura großer Einsamkeit. Wir erleben sie in ihrem Wohnheim an der Uni; als ihre Mitbewohnerin kurz vor Weihnachten abreist und Marin alleine zurücklässt. Kurz darauf bekommt Marin Besuch von ihrer besten Freundin Mabel und damit erschließt sich dem Leser die ganze traurige Vorgeschichte der jungen Frau!

LaCour und Cotterill

Überraschende Wendungen sollte man nicht erwarten. Es gibt nur einen kleinen Twist, der für viele voraussehbar sein dürfte. Der Fokus liegt auf dem Inneren der Menschen. Zutiefst traurige Momente, in denen die Einsamkeit von den Seiten direkt auf den Leser übergreift, wechseln sich mit hebenden, bewegenden Passagen ab. Zu vergleichen etwa mit „Die Geschichte der Zitrone“, ein ewiges Lieblingsbuch meiner Blogpartnerin Katrin. Weshalb ich ihr „Alles okay“ auch nur ans Herz legen kann.

Thematisch geht es Trauerbewältigung. Und generell darum, was geschieht, wenn sich Menschen verschließen und ihnen die Worte fehlen, um sich mitzuteilen. Nina LaCour wechselt zwischen Gegenwart und kleinen Rückblicken:

OMG, Mabel!

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Marin hat ihre Mutter verloren und wohnt bis zum Wechsel an die Uni zusammen mit ihrem Großvater. Der jedoch nie den Verlust seiner Frau und seiner Tochter, Marins Mutter, überwunden hat. Und der es nicht schafft, zu Marin eine echte Beziehung aufzubauen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, sie leben harmonisch zusammen. Schaut man aber genau hin (was leider niemand tut!), ist ein nahezu greibares Schweigen zwischen ihnen. Das ganze Ausmaß der Situation und die Bedeutung für Marins Seelenleben wird mit wachsender Seitenzahl deutlich.

„Das Problem beim Verdrängen ist, wenn die Wahrheit hochkommt, bist du nicht darauf vorbereitet.“ (S. 134)

Die Sprache ist einfach, teilweise poetisch und die Handlung so angelegt, dass sie – trotz des schweren Themas – hoffnungsvoll stimmt. Marins Freundin Mabel fungiert hier als Auffangnetz, als Anker. Sie ist die Freundin, die wohl alle gerne hätten.

Ein Buch über Trauer, ja. Aber auch über die Kraft der Freundschaft. Mit kleinen, romantischen Anklängen. An einigen Stellen hätte ich mir  gewünscht, Nina LaCour würde ihrem Publikum mehr Raum für eigene Schlüsse lassen. Manche Bilder und Vergleiche sind allzu unzweideutig. Auch jüngeren Leser*innen darf man mehr Interpretationswillen zutrauen. Ansonsten hat mir die Geschichte außerordentlich gut gefallen. Ich empfehle sie Jugendlichen (und allen), die Freude an solcher Art ruhiger, emotionaler Werke haben.

 

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Alles okay von Nina LaCour
Original: We are okay
Übersetzung: Sophie Zeitz
Hardcover: 208 Seiten
Verlag: Carl Hanser
Erscheinungsdatum: 19. August 2019
ISBN: 978-3446264359
Altersempfehlung: 14 – 17 Jahre

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