"Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi" von Tom Hillenbrand, Krimi
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Ein kulinarischer Krimi wird dem Leser von Tom Hillenbrands „Letzte Ernte“ auf dem Cover versprochen. Ausgehungert nach einem Jahr des Wartens auf die Fortsetzung der Ermittlungen des Luxemburger Kochs Xavier Kieffer greift man zu und richtet sich voller Vorfreude auf köstlichen Krimigenuss ein.

Allein das Menü, das Hillenbrand hier zusammengerührt hat, ist nicht vom Feinsten. In der Wahl der Zutaten greift er zunächst auf Bewährtes zurück: Kieffer kocht und qualmt im „Deux Eglises“, trifft sich mit seiner Freundin Valérie, Chefin des Sterne verleihenden Gastronomieführers „Le Gabin“, und traktiert mit seinem finnischen Freund Pekka Vatanen die Leber mittels seiner Lëtzebuerger Rivaner- und Rieslinglagen aus seinem persönlichem 
Keller.

Der kulinarische Reiz luxemburgischer Gerichte, dem man noch im ersten und zweiten Band hemmungslos erlag, ist verflogen: Es wird immer das Gleiche aufgetischt. Das allein wäre nicht unbekömmlich, man kann sich bekanntlich auch an Eintopfgerichten genüsslich satt essen. Problematisch wird es aber, wenn Hillenbrand in die bekannten Zutaten solche mischt, die sich mit den Grundsubstanzen nicht verbinden lassen und ein dominantes, dazu schwerverdauliches Eigenleben zu führen beginnen: Erzählt wird die Geschichte eines mit einem IQ von 169 ausgestatteten Asperger-Nerds, der mit Hilfe von geklauten und frisierten Daten die Rohstoffbörse der Welt beherrschen will. Der rennt nun zufällig in das auf der Schueberfouer stehende Zelt von Kieffer, wo dieser Gromperekichelcher backt und zwar aus Kartoffeln der Sorte „Rose de France“, deren Preis zu seinem Unmut gerade exorbitant gestiegen ist…

Das unglaubliche Gericht, das dem Leser vorgesetzt wird, wird indessen nicht schmackhafter, wenn Hillenbrand nicht etwa den mit kriminalistischem Gespür ausgestatteten Koch das Geheimnis des Unverdaulichen lösen lässt, sondern einen „deus ex machina“ erfindet, der sich in Kieffers Garten setzt und rückblickend die unbekannten Ingredienzien auftischt. Auch die von dem selbstverliebten Starkoch Esteban für das Fernsehen inszenierten Kochduell-Szenen, die zudem unmotiviert in den Topf aus Bodenständigem und Fantasie geworfen werden, machen die Sache nicht besser; sie wirken wie chemisch hergestellte billige Süßstoffe, die auf die Geschmacksrezeptoren nicht positiv, sondern überreizend einwirken.
Hinter den Kulissen der Reality-Show agiert der grummelnde Kieffer: Im obliegt es, ungenießbare Speisen, die den Fernsehköchen unter Stress misslungen sind, heimlich gegen wohlschmeckende auszutauschen und so die Jury zu hintergehen. Dieses Verfahren hätte dem Krimi gutgetan.

Was die einzelnen Elemente verbinden könnte, fehlt in diesem Krimigericht: die sprachliche Gestaltung. Doch daran hapert es; dem „kulinarischen Krimi“ mangelt es an Sorgfalt und vielleicht hätte ein geduldiges Lektorat noch einiges gerettet. Aber hier bereitet ein Koch eben Rinderkoteletts zu, aus denen zwei Seiten später Schweinekoteletts geworden sind.

Der Klappentext lockt mit dem Gaumenschmaus „Wein, Rieslingpastete und danach ein Stück Quetschetaart mit Sahne“ auf der Kirmes – doch es gibt nur Reibekuchen. Und so fragt der ratlose Erzähler, als Kieffer eins auf die Nase bekommen hat: „Und Valérie? Wo war Valerie?“ Man weiß es nicht. Vielleicht in Frankreich bei Maigret. Mach’s besser Tom!

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Letzte Ernte von Tom Hillenbrand
Paperback: 320 Seiten
Verlag: KiWi (Kiepenheuer und Witsch)
Erscheinungsdatum: 20. Juni 2013
ISBN: 978-3-462-04533-8
 

5 Replies to “[Rezension] „Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi“ von Tom Hillenbrand

  1. Hallo,

    nun solche "Klops" hätte ich jetzt nicht erwartet!

    Eigentlich schade, aber ich werde trotzdem den Monat es mal beim Buchcasino versuchen..vielleicht gewinne ich es ja und kann mich dann selber überzeugen.

    LG..Karin..

  2. Das ist für mich eine Überraschung.
    Ich warte sehnsüchtig darauf, dieses Buch zu lesen.
    Diese Rezension habe ich nicht zu Ende gelesen, ich tue es lieber, wenn ich mit dem Lesen des Buches fertig bin. Und hoffe sehr, dass es mir besser gefällt, nach dem Motto: Geschmäcker sind verschieden…

    1. Ich hatte mich auch sehr darauf gefreut. Kieffer ist einer meiner absoluten Lieblinge und HIllenbrand habe ich überall herumempfohlen. Daher auch die Enttäuschung: Er kann es besser.
      Geschmäcker sind natürlich verschieden, aber – ich bemängele ja nicht nur die Handlung – ich bezweifle, dass die Flüchtigkeitsfehler jemandem gefallen. Das steht aber weiter hinten in der Rezension. 😉

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