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Roald Dahls Kinderbuchklassiker „Hexen hexen“ erlebt aktuell eine Renaissance. Nicht nur kommt die Geschichte 2021 unter der Regie von Robert Zemeckis (Forrest Gump, Zurück in die Zukunft) zum zweiten Mal in die Kinos, nein, vor wenigen Wochen ist bereits diese wunderbare Comic-Variante erschienen. Schöpferin ist keine geringere als Pénélope Bagieu. Wer unserem Blog schon länger folgt, weiß, dass die französische Zeichnerin HIER mehrfach für ihren erfrischenden Zeichenstil gefeiert wurde.

Amüsantes Grauen

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Auch bei der Adaption der fast 40 Jahren alten Dahl-Erzählung beweist Pénélope Bagieu ein sicheres Händchen. Sie schafft es, sowohl den humoristischen Anteil, als auch den Grusel, der dem Buch fraglos innewohnt, perfekt umzusetzen und letzteren ein wenig abzumildern. Denn – machen wir uns nichts vor -, wer die Geschichte kennt, weiß: Für jüngere Kinder (unter 10/12 Jahren) ist „Hexen hexen“ ganz schön furchteinflößend.

Dahl (1916-1990) war bekannt für seine skurrilen, unberechenbaren Einfälle. Seine Erzählkunst setzt weniger auf Moral und heile Welt, sondern zeigt die Dinge zumeist unverblümt, so wie sie eben sind. Und böse Hexen sind … nun, eben jenes, abgrundtief böse! So schürt Roald Dahl genüsslich die kindliche Angst vor Hexen, indem er sie uns als kinderhassende Monster präsentiert, die (getarnt als freundliche Damen) ständig auf der Suche nach neuen Opfern sind, um diese heimtückisch zu verzaubern. Dahls Hexen tragen Perücken und Handschuhe, haben ein lila Glimmen in den Augen und sind – ohne ihre Maskerade – abstoßend hässlich. Nichts für schwache Gemüter!

auf Hexenjagd

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Wie jede Geschichte hat jedoch auch „Hexen hexen“ einen tapferen Helden. Genau genommen sogar zwei. Einen kleinen Jungen und seine Großmutter. Da die Eltern des Jungen bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, kümmert sich fortan seine Oma um ihn. Eine scharfsinnige, zigarrenrauchende alte Dame, die schon im Originaltext Kultpotential aufweist, in Bagieus Comic aber als urkomisches, winziges Persönchen, mit dicker Brille und lila Haaren zum eigentlichen Star avanciert. Love it!

Liebevoll kümmert sie sich um ihren Enkel und warnt ihn zugleich immer wieder eindringlich vor Hexen, von deren Existenz sie fest überzeugt ist. Wie das Schicksal es will, verbringen die beiden einen Kururlaub ausgerechnet in dem Hotel, in dem die versammelte Hexenschaft des Landes ein Treffen abhält. Schlimmer noch: Hier planen die Hexen die Auslöschung aller Kinder. Mithilfe der ominösen Formula 86. Das muss selbstverständlich verhindert werden! Ein spannendes Abenteuer beginnt.

Ode an das Original

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Mit einem Umfang von 300 Seiten übertrifft Bagieus Graphic Novel Dahls Buch um gut 100 Seiten, gibt die Geschichte aber straff und nahezu originalgetreu wieder. Lediglich den verfressenen Bruno Jenkins ersetzt Bagieu durch ein pfiffiges Mädchen und stellt sie dem kleinen Protagonisten als Freundin zur Seite, was jüngere LeserInnen wohl als beruhigend erleben dürften.

Typisch für Bagieu ist der skizzenhafte Zeichenstil, der Hintergrunddetails fast gänzlich ausspart. Gefühle wie Entsetzen oder Überraschung werden dennoch greifbar vermittelt, die Dahlschen Protagonisten somit gekonnt zum Leben erweckt. Das ist die große Stärke und unverkennbare Handschrift der Zeichnerin. Mit einfachen Mitteln ist sie hocheffektiv.

Bei der Altersempfehlung würde ich auf 10 plus setzen. Wenngleich zu vermuten ist, dass ohnehin vermehrt Erwachsene ihr Bücherregal um dieses Schmuckstück bereichern werden, die „Hexen hexen“ noch aus Kindertagen kennen und Dahls außergewöhnliche Kreativität bis heute zu schätzen wissen.

Insgesamt eine wunderbare Interpretation, die mein begeistertes Herz für Roald Dahls Klassiker wieder einmal höher schlagen lässt und meine Vorfreude auf die Kinofassung 2021 (mit Anne Hathaway als fiese Oberhexe) kräftig anheizt.

 

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„Hexen hexen“ von Pénélope Bagieu
Original: Sacrées sorcières
Übersetzung: Silv Bannenberg
Hardcover: 320 Seiten
Verlag: Reprodukt
Veröffentlicht: 5. Mai 2020
ISBN: 978-3956402258

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