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Es gibt gute Gründe, weniger oder gar kein Fleisch zu essen, religiöse, ethische und gesundheitliche beispielsweise. Zudem verderben fast täglich Horrormeldungen über ekeliges Gammelfleisch und schockierende Reportagen über empörende Quälereien in den Massentierhaltungen den Appetit und lassen manch unverdrossenen Fleischfresser zum überzeugten Vegetarier werden.
Jüngst alarmierten Reportagen über unwürdige Arbeitsbedingungen in deutschen Schlachthöfen die Öffentlichkeit. Osteuropäische Leiharbeiter schufteten im Akkord für einen Hungerlohn, um den sie nicht selten geprellt wurden, und hausten in erbärmlichen Unterkünften. In der Kleinstadt Quakenbrück überfiel ein Schlägertrupp einige Rumänen, die aus Protest gegen die grauenhaften Methoden des Fleischfabrikanten in einen Streik treten wollten. In Bad Bentheim wurde Mitarbeitern gekündigt, die ihren Chef auf gesundheitsgefährdende Produktionsbedingungen hingewiesen hatten; sie dokumentierten daraufhin mit einer Videokamera die unvorstellbaren Zustände hinter den Schlachthofmauern.
Der als Autor „politischer“ Krimis mehrfach ausgezeichnete Stuttgarter Wolfgang Schorlau hat sich in seinem neuesten Buch „Am zwölften Tag. Denglers siebter Fall“ nun dieses Themas angenommen. Sein Serienheld ist Privatdetektiv. Nicht freiwillig. Ehemals Mitglied des BKA. Traumatisiert. Geschieden. Alkoholproblem. Und wenn er in den Spiegel schaut, zuweilen entsetzt über das, was ihm entgegenblickt. Er gehört somit zu der grantig-schrulligen Spezies deutscher Serienschnüffler. In seinem neuen Fall trifft es ihn persönlich. Sein achtzehnjähriger Sohn ist verschwunden. Nach und nach wird Dengler klar, dass Jakob in der Szene aktiver Tierschützer unterwegs ist und heimlich in Mastställe eindringt, um das dort herrschende Elend zu filmen und im Internet zu veröffentlichen. Auf einem dieser Trips gerät Jakob mit drei Freunden in Gefahr…
Schorlau tut sich keinerlei Zwang an, es mit sämtlichen Schweinereien der Fleischproduktion aufzunehmen – leider spart er dabei kein einziges Klischee aus: Die bettelarmen Rumänen werden herzlos ausgebeutet und bei Widerrede brutal zusammengeschlagen. Eine Bande von Rockern, fett, stinkend, kettenrasselnd und vergewaltigungsbereit, überwacht das System. In eingeschobenen Monologen reflektiert der profitgierige Megabauer sein Tun ebenso größenwahnsinnig wie menschen- und tierverachtend. Und der türkische Papa regt sich darüber auf, dass der Sohn zum Ende des Ramadan das Zicklein mit Rosmarin verschmäht.
In 148 mit Überschriften versehenen Abschnitten liefert der Roman auf 315 Seiten aus wechselnden Perspektiven Einblicke in die aus ganz unterschiedlichen Gruppen bestehende Maschinerie samt ihrer aufrechten Gegner und potentiell Einsichtigen. Kurz, was zu viel ist, ist zu viel. Und doch ist das noch nicht alles. Im Anhang finden sich zwei Predigten von Monsignore Peter Kossen aus Lohne, einem der Zentren der Massentierhaltung. Diese beeindruckenden Reden eines engagierten Geistlichen gegen moderne Sklaverei machen vor allem eines deutlich: Die fiktive Geschichte, deren Sinn es gewesen wäre, einen Zugewinn an Erkenntnis oder doch wenigstens sinnlicher Erlebbarkeit gegenüber der bloßen Wiedergabe von Realität zu erbringen, überzeugt nicht. Ob sie unterhaltend ist, mag jeder Leser selbst entscheiden. Um Vegetarier zu werden, muss er sich die Lektüre nicht zumuten.
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Am zwölften Tag. Denglers siebter Fall von Wolfgang Schorlau
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: KiWi
Erscheinungsdatum: 28.12. 2013
ISBN: 978-3-462-04547-5
Als ich den ersten Absatz gelesen habe, dachte ich: Super, das Buch muss ich unbedingt meiner Schwester empfehlen. Das ist genau ihr Ding!
Als ich dann beim letzten Absatz angelangt bin, hatte es sich dann auch schon erledigt. Eine Ansammlung an Klischee-Charakteren muss es dann doch nicht sein. Schade, hätte vielleicht was gutes bei rauskommen können, denn das Grundthema finde ich sehr, sehr interessant und meine Schwester interessiert sich ganz besonders dafür. Ist selbst im Tierschutz aktiv. Daher suche ich immer solche Bücher in der Richtung.
LG
Jessica
Hey Jessica,
so ging es mir auch! Ein anderer Krimi, der sich ebenfalls mit diesem Thema auseinandersetzt ist der neue Brunetti von Donna Leon: Tierische Profite. Und falls es auch etwas sachlicher sein darf, kann ich in diesem Zusammenhang Thilo Bodes "Die Essensfälscher" und Karen Duves "Anständig essen" (Hier die Rezi: http://kathrineverdeen.blogspot.de/2013/01/anstandig-essen-von-karen-duve.html) empfehlen. Die Bücher sind zwar auch nicht ganz ohne Tadel, aber definitiv lesenswert!
LG
Krink