"Der dunkle Kuss der Sterne" von Nina Blazon, Jugendbuch
Copyright: cbt

Als Canda an ihrem Hochzeitstag durch einen schrecklichen
Albtraum erwacht, spürt sie deutlich, dass etwas in dieser Nacht geschehen ist
und ein Teil von ihr mitgenommen hat. Ihr zögerlicher Blick in den Spiegel
bestätigt dieses Gefühl. Es ist zwar ihr Gesicht, aber ihm fehlt der Glanz, mit
dem sie alle bezaubert hat. Und noch etwas beunruhigt sie: Ihre Verbindung zu
ihrem versprochenen Gemahl Tian scheint abgerissen zu sein und auch Tian selbst
ist verschwunden. Völlig aufgelöst sucht Canda Hilfe bei ihren Eltern und der
Mégana – die Herrscherin des Landes. Doch diese reagieren anders als erwartet.
Canda wird von ihrer Familie verstoßen und weggesperrt, weil sie eine Schande
für ihre hohe Familie ist. Ihr gelingt die Flucht aus ihrem Gefängnis, hastet
aber direkt in die Arme der Mégana, die ihr einen erstaunlichen Handel
vorschlägt: Sie stellt Canda einen mysteriösen Sklaven, Amad, zur Seite, um
Tian zu suchen und zurück zu bringen. Doch der Preis, den Canda für diesen
Handel zahlen muss, ist hoch, und ihre Suche führt auf ungeahnte Wege..

Dieses Zitat aus Nina Blazons neuem Werk „Der dunkle Kuss der Sterne“ passt eigentlich zu jeder Geschichte aus ihrer Feder. Auch wenn
ihre Bücher sich mit unterschiedlichen Themen beschäftigen, so haben sie doch
eins gemein: dass es meistens anders kommt, als ihre literarischen Figuren
denken. Und so führt sie auch den Leser auf viele dunkle Wege in ein
ungewisses, immer wieder überraschendes und spannendes Abenteuer. Auch Canda
erscheinen die Geschehnisse wie ein großer Irrtum. Tians Verschwinden, die
Abwesenheit ihres Glanzes und die Konsequenzen, die für sie daraus entstanden
sind. Anfangs tut sie sich ein wenig schwer, sich ihnen zu beugen, um sich mit
einem niederen Sklaven auf die Suche zu machen. 
Doch irgendwann muss sie erkennen, welche finstere Vergangenheit die
Macht ihrer hohen Familie ausmacht und auch ihre Liebe wird auf eine große
Probe gestellt.

Literarische Figuren müssen meiner Meinung nach nicht
sympathisch sein, sondern in ihren Charaktermerkmalen überzeugend und
faszinierend. Canda und Amad sind Charaktere, die absolut überzeugend sind,
sich aber im Verlauf der abenteuerlichen Handlung stark verändern und an ihren
Taten wachsen. Sie sind eben so undurchsichtig und überraschend, wie das
komplexe Geschehen und schleichen sich nach und nach ins Herz des Lesers. Ihre
kleinen gegeneinander geführten Kämpfe und Zankereien waren für mich wie das
Salz in der Suppe. Am meisten beeindruckt hat mich jedoch Canda. Geboren als
Hohe in Ghan, einer Stadt, die ihre Macht stolz präsentiert, die alle Vorzüge
dieses privilegierten Lebens genießt, und diese Gewohnheiten kann sie nur
schwer ablegen. Eine Gabe hat sie jedoch nicht verloren, die sie auf dieser
Suche begleitet und ihr oft das Leben rettet: Sie hinterfragt viele
Begebenheiten und stellt so ihr ganzes Leben und die Handlung auf den Kopf. Sie
verliert binnen weniger Stunden alles, was ihr Leben ausgemacht hat und bewahrt
sich ihr großes Herz und macht sich mutig auf den Weg in ein kühnes Abenteuer. Ich
habe es sehr genießen können, sie auf ihrer holprigen Reise zu sich selbst zu
begleiten.

Nina Blazons Stil und ihre Ideen kann man nur schlecht mit
anderen vergleichen. Man liest nur ein paar Sätze und erkennt sofort ihren
außergewöhnlichen und anspruchsvollen Stil und ihre bildgewaltige Sprache, die
kombiniert mit ihrem Ideenreichtum, unfassbare Kulissen erschafft. In „Der dunkle Kuss der Sterne“ fühlte ich mich sehr geborgen mit den authentischen
literarischen Figuren und einer sehr intelligenten, spannenden und ideenreichen
Handlung. Weil viele überraschende Szenen gekonnt platziert wurden, um die
Handlung voranzutreiben, bemerkte ich kaum, wie die Zeilen verflogen. Und
obwohl ich sonst froh bin, wenn ein Autor sich auf ein Buch beschränkt, hat
mich diese einteilige Geschichte glücklich, aber auch ein wenig wehmütig, zurückgelassen. 

WERBUNG
Folgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung

Der dunkle Kuss der Sterne von Nina Blazon 
Gebundene Ausgabe: 528 Seiten 
Verlag: cbt 
Erscheinungsdatum: 24. Februar 2014
ISBN: 978-3570161555

4 Replies to “[Rezension] „Der dunkle Kuss der Sterne“ von Nina Blazon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert