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Immer diese Bücher, bei denen man nicht recht weiß, ob der Daumen nach oben oder nach unten geht. Der Trilogie-Auftakt „Heartless – Der Kuss der Diebin“ fällt für mich mal wieder in die Kategorie „ja-nein-vielleicht“. An und für sich eine nette Geschichte. Wenn auch sehr voraussehbar. Aber der Ton… ist speziell.

H(e) art aber herzlich

Wobei die Idee erstmal superspannend klang: Zera ist eine Herzlose. Was nicht bedeutet, dass sie kaltherzig ist. Nein, sie hat im wörtlichen Sinne kein Herz. Dieses befindet sich im Besitz der Hexe Nightsinger, die auf diese Weise Macht über Zera ausübt.

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Als sich neue Kämpfe zwischen Menschen und Hexen abzeichnen, bittet Nightsinger Zera im Austausch für ihr Herz, das Herz von Prinz Lucien zu stehlen – wieder im wörtlichen Sinne. Denn der Prinz soll als Geisel der Hexen dazu dienen, den Krieg zu verhindern. So wird Zera als Frühlingsbraut an den Hof des Königs geschickt, um die Aufmerksamkeit des Prinzen auf sich zu ziehen und schließlich dessen Herz herauszuschneiden.

Instalove? Check! Halbgare Fantasywesen? Check!

So düster, wie sich das anhört, ist es natürlich nicht. Obwohl es ein paar fantastische Elemente gibt, steht der gesellschaftliche Konflikt (Hexen versus Adel/Wissenschaft) im Mittelpunkt.

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Für mich hätte es ruhig gruseliger, magischer und märchenhafter sein dürfen. Stattdessen werden schnell ein paar genretypische Motive aufgefahren. Allen voran die (Insta-Lovestory) zwischen Zera und Lucien (= Obsidianaugen, schwärzer als schwarz) sowie einige oberflächlich beschriebene Fantasiewesen. Auch das Setting und die Vorgeschichte der Kriege bleiben fragmentarisch, sind jedoch leicht zu erfassen. 

Zera – die Heldin, an der sich die geschmäcker scheiden

Mit einigen Intrigen und Geheimnissen gewürzt, sympathischen Charakteren und einem ordnungsgemäß fiesen Antagonisten stimmen die Grundzutaten trotzdem weitestgehend.

Jetzt nun mein Aber. Sara Wolf versucht, der Geschichte eine jugendliche Note zu verpassen. Das funktionierte für mich bedingt. Nichts gegen moderne Sprache, aber an manchen Stellen war mir die Ausdrucksweise zu plump. Und da spielte Protagonistin Zera ganz vorne mit. Sie schnoddert sie sich für meine Begriffe ein bisschen zu teeniehaft durch die Handlung. Und vernichtet durch ihre ständigen Witzeleien auch gleich den einen oder anderen emotionalen/dramatischen/knisternden Moment, in dem Ernsthaftigkeit eher angebracht gewesen wäre, als eine naseweise Bemerkung.

„Lady Zera!“, bellt Lucien, ohne sich zu mir umzudrehen. „Geht, jetzt.“
„Und lasse Euch mit diesem ranzigen Hundearsch allein zurück? Ganz bestimmt nicht.“ S. 290

Mylady, ihr seht scharf aus!

Die Wortduelle zwischen Lucien und Zera hätten soviel amüsanter sein können, wenn Zera eine Spur mehr Smartness an den Tag gelegt hätte (oder der Prinz weniger langweilig gewesen wäre?). Zeras einzige Antwort, die ich wirklich clever fand, hatte leider auffallend starke Ähnlichkeit mit einem Satz aus dem Märchen „Der Salzprinz“.

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Das Kontrastprogramm zu Zeras „lustigen“ Frotzeleien, war ihre innere Stimme, der rücksichtslose Teil ihrer Persönlichkeit, der im Text fett gedruckt wird und zu meinem Leidwesen gegen Ende stark überhand nahm. „Töte ihn“ – „Nein, ich kann nicht“ – „Tu es“ – „Bitte. Nein“. In meinen Augen fanden die beiden Stimmen (die nach außen hin freche und die innere böse) nicht zu einem echten, spürbaren Konflikt zusammen. Sie standen irgendwie abgekoppelt nebeneinander, als würde sich permanent eine fremde Person ins Gespräch bzw. die Handlung einklinken. Und das leider auch viel zu oft. Besonders auf den letzten Seiten wuchs sich die „Glut“ (so der Name der Stimme) zu einem anstrengenden Hin und Her aus.

Positiv zu erwähnen wäre, dass Zera nicht gleich bei der ersten Begegnung mit dem Prinzen alle Gehirnzellen wegschmelzen. Sie hat ihren eigenen Kopf. Das ist toll!

Unterm Strich ist „Heartless“ jugendliche Fantasy, die für mich im Großen und Ganzen okay war. Der lockere Stil in Kombination mit der interessanten Idee sorgt für einige Stunden Kurzweil. Wer viel im Genre liest, wird nicht viele Überraschungen erleben. Zeras Art bleibt Geschmackssache. Schön, dass sie einen eigenen Kopf hat. Ihre flapsigen Sprüche empfand ich aber oft als gezwungen-lustig und insgesamt als seltsamen Widerspruch zu ihrer inneren, boshaften Stimme, die sich gegen Ende in einen ordentlichen (und sehr anstrengenden) Redeschwall hineinsteigerte.

 

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Heartless, Band 1: Der Kuss der Diebin von Sara Wolf
Original: Bring Me Their Hearts
Übersetzung: Simone Wiemken
Hardcover: 480 Seiten
Verlag: Ravensburger Buchverlag
Erscheinungstermin: 31. Januar 2019
ISBN: 978-3473401789
Altersempfehlung: Ab 14 Jahren

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