Eigentlich wollte ich „Dance. Love. Learn. Repeat.“ nicht unbedingt lesen. Mir ist der Titel zwar wegen der euphorischen Verlagswerbung („Melancholisch und schreiend komisch. Vielschichtig und verrückt. Chaotisch und echt.“) in der Vorschau aufgefallen, aber solche Versprechungen nehme ich inzwischen nicht mehr allzu Ernst und der Klappentext klang letztlich nach einer recht gewöhnlichen Lovestory.
Als dann erste enttäuschte Stimmen laut wurden, beförderte ich das Buch endgültig in die innere Papiertonne. Aber, wie es manchmal so ist. Plötzlich gab es da diese eine wohlwollende Bewertung, die mich auf dem richtigen Fuß erwischte und wieder neugierig machte.
Schlussendlich war ich positiv überrascht. Kritikpunkte anderer Rezensenten kann ich zwar nachvollziehen und würde einige auch fett mit rotem Edding unterstreichen, aber alles in allem fand ich die Geschichte herrlich.
Luke und Phoebe und das Dazwischen
Lucy Ivison und Tom Ellen beschreiben das Leben einer Gruppe Studenten im ersten Semester. Frisch von der Schule, in vielen Dingen völlig unerfahren, auf der Suche nach Abenteuer und neuen Freundschaften stürzen sich die jungen Leute erwartungsvoll und übereifrig in die Party- und Orientierungswochen. Die 18-jährige Phoebe ist da keine Ausnahme, wenngleich sie insgeheim etwas ganz anderes beschäftigt: Ihr langjähriger Schwarm Luke besucht nämlich dieselbe Uni und Phoebe hofft, ihm endlich näher zu kommen.
Bier, Bier, Wodka, Bier – repeat
Wer nun eine herzergreifende Liebesgeschichte erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht sein. Es ist schon irgendwie eine Liebesgeschichte, aber eine sehr normale. Vor die Annäherung von Phoebe und Luke schieben sich immer wieder kleine Alltags-Episoden und spleenige Sidekicks. Genau das hat mir allerdings gefallen. Alles fühlte sich echt, spontan und unkonstruiert an. Im realen Leben ist es genauso: Da dreht sich nicht ständig alles um die große Liebe, sondern auch um viele andere Dinge.
Ob die Herangehensweise der Dramaturgie durchgehend gut tut, sei dahingestellt. Längen will ich nicht bestreiten und viele Nebencharaktere sind allenfalls Staffage. Aber dieses Dahintreiben der Charaktere, zwischen Partys, Alkohol, Flirts und Seminaren – das hat etwas sehr Zwangloses, Spritziges, vielleicht auch Belangloses dann und wann, aber das hat mich nicht gestört. Schreiend komisch fand ich die Handlung zwar nicht. Aber gegrinst habe ich oft.
Ja zur Story, nein zum jaah
Natürlich will man vor allem wissen, ob Phoebe und Luke zusammenkommen. Oder, ob sich Luke schließlich doch für seine Ex entscheidet. Und, ob diese ätzenden Fußballer, die Bilder ihrer schlafenden Sex-Eroberungen in einem Online-Chat veröffentlichen („Galerie der Schande“), am Ende so richtig eins auf die Mütze kriegen. Ich für meinen Teil habe dies alles wirklich gerne verfolgt und fand das Ende glaubwürdig und überzeugend.
Zu bemängeln hätte ich nur das nervtötende „Jaah“, das die Protagonisten ständig von sich geben. Nach dem 50sten Mal habe ich aufgehört zu zählen. Was die Autoren (Übersetzer!) da geritten hat, ist mir ein Rätsel. Nicht nur, weil man über die seltsame Schreibweise stolpert, sondern auch, weil man jedes einzelne „Jaah“ mit einem befriedigenden „Jaah!“ bedenkenlos aus dem Text hätte tilgen können. Ebenso wie Phoebies Freundin Frankie übrigens, die am laufenden Band Bemerkungen wie auf Droge von sich gibt. Während ich von dem schmarotzenden Arthur und seinem stinkenden Camembert gerne noch mehr gelesen hätte.
Fazit: Spleenige Unterhaltung ohne den üblichen Schmalz mit einigen Längen, die mich größtenteils nicht störten.
WERBUNG
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Dance. Love. Learn. Repeat. von Lucy Ivison und Tom Ellen
Originaltitel: Freshers
Übersetzung: Fabienne Pfeiffer
e-book: 432 Seiten
Verlag: Chicken House
Erscheinungstermin: 1. November 2018
ISBN: 978-3551521088
Altersempfehlung: Ab 16 Jahren
Määh. Jetzt will ich es endgültig nicht mehr lesen, danke für die Entscheidungshilfe ;-).
Na, dann habe ich mein Ziel, für dieses Buch mal ein bisschen in die Bresche zu springen ja zu 100 Prozent erreicht. 😀
Ich kann die Schwachstellen nicht vollkommen ignorieren, trotzdem mochte ich die Geschichte. Sie wäre perfekt, wenn man ein paar Sachen weggelassen und andere stärker gewichtet hätte.
Nikolausige Grüße, Alex
Huhu,
leider gehöre ich auch zu denen, die das Buch recht unprickelnd fanden. Und ja, das „Jaah“ ist mir auch auf den Zeiger gegangen. Mir ist einfach zu wenig Story rübergekommen, zu viele Wiederholungen, zu vorhersehbar und leider nicht mein Humor… Aber am meisten hat mich gestört, dass es bei den wichtigen Themen keine Konsequenzen gab. Ich denke, du weißt was ich meine, möchte jetzt niemanden spoilern:)
Für mich stand einfach zu viel auf „Repeat“ 😉
Aber zum Glück gibt es ja verschiedene Geschmäcker!
Ach und ja, das Spleenige fand ich auch toll. Ich mag es ja schräg…
Lg
Jacqueline
SPOILER
Hi Jacqueline,
ich kennzeichne meine Antwort mal als Spoiler, weil ich sonst nebulös drum rum schreiben muss. Also, was diese Chat-Sache angeht, hatte ich eigentlich nicht das Gefühl, dass es keine Folgen gab. Phoebe und die Mädchen haben klar Stellung bezogen und so wie ich es verstanden hatte, gab es weitere Konsequenzen. Von daher war es für mich okay, nicht bis ins Detail zu erfahren, wie die Sache schließlich ausging. Was mich allerdings wunderte war, dass niemand Anzeige wegen Cybermobbing erstattet hat. Das wäre die naheliegende Reaktion gewesen und in einem Jugendbuch sicher erwähnenswert, um Handlungsoptionen aufzuzeigen. Insofern muss ich dir auch Recht geben. Die Aussage, dass man sich solche Dinge nicht gefallen lassen darf, kam für mich trotzdem rüber. Sicher hätten die Autoren da noch deutlicher werden können. Ich verstehe, dass dich dieser Punkt stört.
Liebe Grüße,
Alex