Bouenos días, meine lieben Lesegeister, ich wünsche euch allen ein gesundes, produktives, lesereiches und wunderbares Jahr 2016! In Sachen Blog habe ich die liebe Kathrineverdeen in den letzten Monaten von 2015 leider etwas im Stich lassen müssen – ich habe meine Promotion beendet und konnte keine Zeit fürs Hobby-Lesen oder Bloggen erübrigen. Danach ging es wie immer weihnachtsfluchtartig auf die Kanaren (der erste Urlaub in 2016!), wo ich zum Glück meinen Trivial-Lesehunger etwas stillen konnte. Die Ergebnisse möchte ich nun endlich mit euch teilen und habe mir dafür einen Wochentag ergattert: Dienstag ist ab jetzt Krinkstag! #Yay! Dabei fange ich mit einem meiner Jahreshighlights an. 2014 war das Neil Gaimans „Ozean am Ende der Straße“ – ich bin sehr froh, dass ich das ebenfalls erschienene „Wörter auf Papier“ erst 2015 gelesen habe – sonst hätten sich die beiden um die Krone streiten müssen. Apropos „Krone“: Der Königskinder Verlag – ein Ableger von Carlsen – reißt die Show in Sachen Coverporn, findet ihr nicht? Zusammen mit Magellan und titelweise Fischer, gehört er für mich zur Elite der Coverkunst. Aber ich bin inzwischen auch regelrecht unter die Gesichter-Hasser auf Covern gegangen und verabscheue auch alle anderen 0815-Motive: Bänke, Ballons, Blüten, Häuser, … bleh. Aber zurück zum Jahreshighlight:

„Für einen Elfjährigen ist es besser, Schlange genannt zu werden als Schwachkopf.“ (S. 8)

"Wörter auf Papier" von Vince Vawter, Jugendbuch
Copyright: Königskinder Verlag

Der elfjährige Victor lebt in Memphis, wo er im Sommer 1959 das Zeitungsaustragen für seinen besten Freund übernimmt – oder besser das „Auswerfen“, da er als brillanter Werfer im örtlichen Baseballteam gilt. Sorge bereitet ihm allerdings das wöchentliche Kassieren an den Haustüren, da ein Stotterleiden jedes Gespräch für ihn zum Albtraum macht. Durch seine Touren lernt Victor weise, liebevolle, hinterhältige, verzweifelte und bemitleidenswerte Menschen kennen. Er erlebt Diskriminierung, Rassentrennung, Armut und häusliche Gewalt, knüpft Freundschaften, sammelt erste erotische Erfahrungen, findet Mut, gerät in Gefahr, überwindet seine Schwächen, indem er seine Stärken entdeckt – und erlebt den Sommer seines Lebens. 

Wie immer fällt eine Buchbesprechung besonders schwer, wenn einem das Buch besonders gut gefallen hat – es gäbe so viel zu loben und doch ist jedes Wort zuviel gesagt…
Besonders bezaubernd  ist der stotternde Protagonist. Der Autor Vince Vawter verarbeitet in dieser Geschichte autobiographische Erfahrungen und schildert das Leiden Victors ohne Selbstmitleid und übertriebene Melancholie. Durch die glaubhafte personale Sichtweise des Jungen wird das Verständnis des Lesers gefördert und es werden äußerst hilfreiche Umgangsformen aufgezeigt. Vor allem der Prozess der Überwindung und die Tricks, die Victor anwendet, um einigermaßen gerade Sätze herauszubringen, wirken auf den Leser selbstironisch und anziehend. 

Interessante Nebenfiguren und das Setting in den Südstaaten der 50er Jahre in der Zeit der Segregation heben Victors Geschichte auf eine überindividuelle Ebene. Thematisch vielschichtig und bewundernswert ernst und unaufgeregt neben aller Heiterkeit und allem Drama, ist Vawters Roman nicht nur ein ergreifendes Jugendbuch, sondern zugleich historischer Roman, Ratgeber und Sozialdrama.

„Wörter auf Papier“ zählt für mich zu den Büchern, die man nicht aus der Hand legen kann und dabei gleichzeitig den Moment fürchtet, an dem man es muss. Gerne hätte ich mehr Zeit mit Vince und seinen Mitmenschen verbracht – und ebenso froh bin ich, dass es sich um eine abgeschlossene Geschichte handelt. Auch Ingo Herzke gilt Dank, dessen Übersetzung keine Wünsche offen lässt. In der ZEIT zog Brigitte Jakobeit das Fazit: „Ein innen wie außen auffallend schönes Buch“. – Dem möchte ich mich uneingeschränkt anschließen. Unbedingt lesen!

„Wörter auf Papier“ von Vince Vawter
Originaltitel: „Paperboy“
Aus dem US-Amerikanischen von Ingo Herzke
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Hardcover: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: Oktober 2014
Verlag: Königskinder / Carlsen
ISBN: 978-3-551-56001-8

7 Replies to “[Rezension] „Wörter auf Papier“ von Vince Vawter

  1. Hey:)

    Das Buch steht bei mir im Moment noch ungelesen im Regal, das wird sich aber denke ich bald ändern^.^Die Königskinder-Bücher sind wirklich immer toll vom Coer, aber meist auch vom Inhalt. Ich habe zwar noch nicht allzu viele von ihnen gelesen, die, die ich jedoch gelesen habe, konnten mich sehr überzeugen. Außerdem sind es mal andere Geschichten:)

    LG
    Anne

    1. Hey Anna,

      das sollte sich unbedingt bald ändern, allerdings sollte man auch "in Stimmung" sein.
      Dass Inhalt und Cover gleichwertig überzeugen, ist wahr! Von Magellan habe ich allerdings leider bisher mehr Cover als Inhalt konsumiert. Aber auch da ("Bis aufs Haar") – alles super!
      Was kannst du noch von Königskinder empfehlen?

      LG

  2. Hallo 😉
    Dieses Buch habe ich mir schon im Dezember auf die "Mag-ich-unbedingt-lesen-Liste" gesetzt. Nach dieser wirklich tollen Rezension rutscht es direkt auf den "Dringend-Stapel".
    Danke dafür.
    Liebste Grüße,
    Hibi

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