"These Broken Stars. Lilac und Tarver" von Amie Kaufmann und Meagan Spooner
Copyright: Silberfisch

Zusammen mit einem gut aussehenden Jungen auf einem
unbewohnten Planeten stranden – ein knisterndes Lagerfeuer vor euch, ein warmer
Arm um eure Schultern, über euch die funkelnden Sterne. Wow! Mit 16 Jahren
hätte mich dieser Tagtraum sehr viele Schulstunden gekostet. Stunden, in denen
ich lediglich körperlich anwesend gewesen wäre, mit meinen Gedanken aber in den
unendlichen Weiten des Weltalls. Amie Kaufman und meagan Spooner haben aus dieser Vorstellung einen ganzen Roman gezaubert –
eine Geschichte voll zarter, aufkeimender Gefühle, die von Nicolás Atajo und
Marie Bierstedt fesselnd auf Hörbuch gebannt wurden. Obwohl die Geschichte bei mir
ehrlicherweise sehr viel weniger heftig eingeschlagen ist als Lilacs und
Tarvers Rettungskapsel auf einem fremden Planeten, war ich fasziniert davon, mit welcher
Geduld die Autorinnen ihre leise, gefühlsorientierte Story entworfen haben.

Mit
Kritik möchte ich mich deshalb ausnahmsweise zurückhalten. Denn: Ob euch „These Broken Stars. Lilac und Tarver“ gefällt, ist absolut und ohne Frage reine Geschmackssache!

Enttäuscht werden wohl all jene sein, die sich eine
spannende Science-Fiction-Geschichte und einen deutlichen Weltenentwurf erhofft
haben. Nach einem turbulenten Start, in dem es dem jungen Kriegshelden Tarver
und der reichen Industriellentochter Lilac gelingt, gemeinsam von einem
abstürzenden Raumschiff zu fliehen, geht das Tempo deutlich runter. Ich
will nicht behaupten, die Geschichte wird langweilig, aber die Spannung
entsteht eher nebenher aus der Vorstellung, etwas könnte auf dem fremden
Planeten, auf den es Lilac und Tarver verschlägt, geschehen sowie aus einigen
unerklärlichen Wahrnehmungen, die Lilac fortan quälen. Der Fokus aber liegt
klar auf den Gefühlen der Protagonisten und so geht es viele Stunden lang vor
allem um das Abfallen von Konventionen, um Selbstwahrnehmung und die
Wahrnehmung des jeweils anderen. Lilacs und Tarvers langer Marsch zurück zum
abgestürzten Raumschiff Icarus schien mir daher vor allem ein innerer Marsch zu
sein. Sicher, ab und zu regnet es, manchmal schneit es, mal taucht eine seltsame
Kreatur auf. Doch alles in allem bleiben beide unbehelligt von Gefahr und Widrigkeiten.
Trotz allem handelt es sich nicht um eine Funken sprühende
Liebesgeschichte, obwohl die Weichen dafür anfangs scheinbar deutlich gestellt
sind: Lilac ist nicht nur hübsch, sondern das reichste Mädchen im ganzen
Weltall. Tarver, ebenfalls enorm gut aussehend, ist trotz seiner Jugend bereits
Kriegsheld mit poetischer Ader und Gentleman durch und durch. Beide spüren vom
ersten Moment an eine starke Anziehung zueinander. Beide verleugnen ihre
Gefühle. Liebe zwischen ihnen darf nicht sein, da sie unterschiedlichen
Gesellschaftsklassen angehören, eine Verbindung (reinstes Mittelalter!) ein
unaussprechliches no-go wäre. Und plötzlich fallen mit dem Absturz alle äußeren
Zwänge weg …
Ein
klischeehafter Start, ja. Und trotzdem entwickeln sich die Gefühle von Lilac
und Tarver keineswegs so zielstrebig wie vermutet. Vor allem ersparen die
beiden uns nach anfänglichen Animositäten die üblichen Zickereien und
Machtspielchen. Schnell beurteilen sie die Situation rein handlungsorientiert
und raufen sich zu einem funktionierenden Team zusammen. Kaufman und Spooner halten dabei
gekonnt die Balance zwischen den Charakteren, indem sie ihre literarischen Hauptfiguren abwechselnd und
sehr sympathisch erzählen lassen, und mit unterschiedlichen Stärken und
Schwächen ausstatten.
Tarver – hervorragend
besetzt mit Nicolás Atajo – war mir zwar über lange Zeit mit seiner
distanzierten, nüchternen Herangehensweise an die Situation der liebere
Erzähler, aber auch Lilac mit ihrer Sensibilität und Wachsamkeit für
zwischenmenschliche Schwingungen entwickelt sich zu einem gleichberechtigten
Gegenpart. Marie Bierstedts Stimme, die immer irgendwo zwischen Wehmut und Wehleidigkeit
schwankt, trifft den Charakter Lilacs hier einmal ausgesprochen passend.

So driftet man elf Stunden lang angenehm auf den Reflexionen
der beiden Helden dahin. Wer sich auf die Geschichte einlassen kann, den treibt
vor allem das Rätsel um die seltsamen Wahrnehmungen Lilacs und natürlich die
Frage, ob Lilac und Tarver eine gemeinsame Zukunft haben. Hier sei verraten,
dass es Amie Kaufman und Meagan Spooner am Ende reibungslos (und endlich wieder spannend) gelingt,
die dezent in der Geschichte verteilten Rätsel logisch auflösen, um ihre Helden
in einem kreisschließenden Finale erneut vor der Wahl zu stellen, die unterschwellig
zentrales Motiv des Romans ist: Wer will ich sein? Wofür entscheide ich mich? Konvention
oder Liebe?

WERBUNG
Folgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung

These Broken Stars. Lilac und Tarver von Amie Kaufmann und Meagan Spooner 
Originaltitel: These Broken Stars
Übersetzer: Stefanie Frieda Lemke
2 MP 3 CD`s: 640 min 
Verlag: Silberfisch
Erscheinungsdatum: 27. Mai 2016 
ISBN-13: 978-3867422864 
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre

2 Replies to “[Rezension] „These Broken Stars. Lilac und Tarver“ von Amie Kaufmann und Meagan Spooner

  1. Hm…. eine wirklich gute Frage. Das Buch ist ja sehr ruhig. Die Geschichte funktioniert, weil der Leser/Hörer sich ständig Gedanken macht, wohin es geht, was kommen mag. Kopfkino also. Da könnte ein Buch die bessere Wahl sein. Es lässt einfach noch soviel mehr eigenen Spielraum zu. Beim Lesen hat man seine eigenen Stimmen im Kopf, man füllt die Figuren selbst mit Leben und manchmal ist man regelrecht enttäuscht, wenn man dann das Hörbuch hört, weil sich der Tonfall einfach nicht deckt.
    Ob dir das Hörbuch gefällt, hängt vor allem auch davon ab, ob du die Sprecher magst. Am besten, du hörst mal rein…. ich bin seeeehr gespannt, wie stark die Einschlagskraft bei dir ist; -)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert