Rob Biddulph ist bisher vor allem als Autor und Illustrator von Bilderbüchern bekannt. Einen Einblick in sein Schaffen hat euch Katrin vor einigen Jahren gegeben, als sie auf diesem Blog „Grrrrr!“ vorgestellte, eine Geschichte, die humorvoll für Werte wie Zusammenhalt und Freundschaft plädiert. Auch in „Peanut Jones und die Stadt der Bilder“, seinem ersten Buch für etwas ältere Kinder (ab 9 Jahren), stehen diese Botschaften im Vordergrund. Vor allem aber geht es um die Kraft und Bedeutsamkeit der Fantasie.
Die zwölfjährige Pernilla, genannt Peanut, ist traurig: Ihr Vater ist von einem Tag auf den anderen verschwunden und ihre Mutter seitdem nur noch gestresst und wütend. Als Peanut einen sonderbaren Bleistift findet, mit dem sie eine Tür in eine magische Welt öffnen kann, vermutet sie, dass ihr Vater irgendwo darin gefangen ist. Zusammen mit ihrer kleinen Schwester Little-Bit und ihrem Schulkameraden Rockwell macht sie sich auf die Suche. Nichtsahnend, dass sie sich in große Gefahr begibt.
Jedes Kapitel ein kleines Abenteuer
Die Idee ist einfach schön: Wäre es nicht toll, wenn Bilder zum Leben erweckt werden könnten? Man würde eine Tür zeichnen und direkt hindurchspazieren. Oder man könnte Essen malen und es dann kurzerhand verspeisen. Man könnte einen Rennbob oder ein Skateboard zeichnen und damit umherdüsen. Genau so machen es Peanut und ihre Begleiter im Buch. Rob Biddulph eröffnen sich hier unglaublich viele Möglichkeiten und er lotet die Grenzen mit spürbarem Spaß aus.
„Peanut Jones und die Stadt der Bilder“ ist eine Ode an die Fantasie und das Zeichnen. Durch kurze Kapitel – jedes für sich genommen fast wie ein kleines Miniabenteuer – und den großen Anteil an Bildern, gestaltet sich das Lesen extrem kurzweilig. So kann man Kindern wunderbar einige Kapitel vor dem Schlafengehen oder zwischendurch vorlesen und das Buch am nächsten Tag fortsetzen. Auch Lesemuffel, die sich nur mit äußerstem Respekt ans Selberlesen wagen, werden nicht überfordert.
Schnitzeljagd mit Lerneffekt
Peanuts Abenteuer ist wie eine spannende, verrückte Schnitzeljagd, bei der Peanut immer neuen Hinweisen folgen und diese entschlüsseln muss. Sie trifft dabei auf Freunde und Feinde (u.a. fiese Miniroboter) und eine Vielzahl an fantastischen Kreaturen. Nebenbei lernen wir einiges über die Machart von Comics, etwa wenn Rob Biddulph seine kleine Abenteuertruppe in den Ort „Heftchen“ schickt, in der die Leute Sprechblasen über sich herumtragen und Superhelden zur Rettung eilen. Man ahnt: Auch der Humor kommt nicht zu kurz.
„Rockwell sah sie an. Sie hatte recht. Wie nervig.“ (S. 269)
Im Grunde habe ich nur einen einzigen Kritikpunkt: In der englischen Fassung ist klar ersichtlich, dass es sich um eine Trilogie handelt, was der deutsche Verlag leider nicht kenntlich macht. Wenn man aber mit einer abgeschlossenen Geschichte rechnet, ist der Cliffhanger am Ende schon ziemlich fies, zumal es aus meiner Sicht durchaus denkbar gewesen wäre, Peanuts Abenteuer als Einzelband zu gestalten.
Fazit: „Peanut Jones und die Stadt der Bilder“ gefiel mir auf den ersten Blick. Ich bin an der niedlichen Cover-Illustration hängengeblieben und wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte ist im wahrsten Sinne des Wortes fantastisch und einfach drollig. Kleines Manko: Ich hatte einen Einzelband vermutet und bin vom Cliffhanger kalt erwischt worden. Es wäre schön, wenn der Verlag den Reihenhinweis deutlicher machen würde. Trotzdem freue ich mich sehr auf die Fortsetzung und neue verrückte Ideen von Rob Biddulph.
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Peanut Jones und die Stadt der Bilder von Rob Biddulph
Originaltitel: Peanut Jones and the Illustrated City
Übersetzung: Katja Maatsch
Verlag: Dragonfly
Erschienen: 24. Mai 2022
Hardcover: 384 Seiten
ISBN: 978-3748801733
Empfohlenes Lesealter: Ab 9 Jahren