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Vor einiger Zeit ging ich mit meinem Sohn durch unser Dorf spazieren.
Kurz zuvor hatten wir zusammen ein neues Kinderbuch, das ich dank einer Empfehlung
einer Bloggerin gekauft hatte, gelesen. Als wir an einer Koppel mit Kühen vorbeikamen,
rief mein Sohn völlig aufgeregt: Mama Muh! Komm her! Wo ist Krähe? Etwas irritiert
musste ich erst einmal sortieren, was er jetzt damit meinte – das Kinderbuch
hatte ich schon längst wieder vergessen. Mein Sohn rief unentwegt nach Mama Muh
und einer Krähe, bis es endlich auch seiner Mama klick machte. Kurz zuvor
hatten wir „Mama Muh geht schwimmen“ von Jujja Wieslander und Sven Nordqvist
gelesen. Und diese Geschichte muss so eindrucksvoll für meinen Sohn gewesen
sein, dass er sie nun in der realen Welt suchte. Warum er das ungleiche Gespann
so in sein Herz geschlossen hatte, konnte ich gut nachvollziehen.
Als Kind habe ich nichts so sehr gehasst wie folgende Sätze:
„Dafür bist du noch zu klein bzw. zu groß!“, „Das kannst du nicht!“ Oder „Das
ist unmöglich, das kann ein Mensch nicht!“. Auch wenn ich mich heute selbst oft dabei erwische,
wie ich eben diese Sätze meinem Sohn entgegenbringe, finde ich sie nach wie vor
falsch. Denn beschneiden wir damit nicht die Fantasie und den Mut unserer
Kinder? Ich denke schon und deswegen sind Bücher mit einer Figur wie Mama Muh
so wichtig. Denn Mama Muh ist, wie der Name schon sagt eine Kuh. Wer jetzt
denkt, dass eine Kuh den ganzen Tag nur auf der Weide steht, Gras frisst und
wiederkäut, der irrt sich gewaltig. Mama
Muh zeigt dem Leser, dass nichts unmöglich ist. Sie überlegt nicht lange und
ignoriert die Krähe, die sie zu gerne darauf hinweist, dass ihr Vorhaben
unmöglich ist, weil eine Kuh das eben nicht kann. Für Mama Muh ist das eher
noch ein Ansporn.
In „Mama Muh geht schwimmen“ erfahren wir Leser auf 32
wunderschön illustrierten Seiten, was eine Kuh alles in einem Schwimmbad
erleben kann. Natürlich erst, nachdem wir die Belehrungen der neunmalklugen und
nörgeligen Krähe miterleben durften. Mama Muh genießt den Besuch im Schwimmbad
und kehrt stolz nach einer bestandenen Schwimmprüfung mit einem
Goldfisch-Abzeichen heim. Da staunt die Krähe nicht schlecht und wirkt sogar
ein bisschen traurig, weil sie nicht schwimmen kann. Mama Muh bemerkt es sofort
und überlegt sich, wie sie ihre Freundin wieder aufmuntern kann.
Die Krähe ist meiner Meinung nach ein sehr gelungener
Kontrast zu Mama Muh. Beide sind so verschieden und doch ergänzen sie sich auf
wunderbare Weise und sind gute Freunde. Eine sehr herzliche Kuh, die sich dem
Unmöglichen stellt und eine etwas griesgrämige und wilde Krähe – getreu dem
Motto harte Schale, weicher Kern -, die kein Blatt vor dem Mund nimmt.
Während des Lesens fiel mir immer wieder auf, wie engstirnig
und rational wir Erwachsenen sind. Kinder betrachten diese Geschichte mit ganz
anderen Augen. Sie fragen sich nicht, ob ein Fahrrad überhaupt das Gewicht
einer Kuh tragen kann, oder ob es anatomisch überhaupt möglich ist, dass eine
Kuh sich aufrichten kann. Und das muss man sich mal vorstellen! Eine Kuh auf
der Wasserrutsche oder gar neben sich im Whirlpool oder in der Sauna sitzend.
Schön, dass man auch noch als Erwachsener dazulernen kann und die Dinge einfach
so nimmt, wie sie sind: Mama Muh kann das!
„Mama Muh geht schwimmen“ von Jujja Wieslander und Sven
Nordqvist ist in tolles Bilderbuch, das ich allen Vorlesern wärmstens empfehlen
kann. Es bietet nicht nur detailreiche
und witzige Illustrationen, sondern auch eine humorvoll und tief gehende, aber
trotzdem leichte Handlung mit gewichtigen Botschaften.
Mama Muh hat übringens schon in vielen Bänden einige „unmögliche“ Dinge erlebt und möglich gemacht. Und dieses Buch wird auch nicht unser letztes sein.
Mama Muh geht schwimmen von Jujja Wieslander und Sven Nordqvist
Übersetzung: Maike Dorries
Hardcover: 32 Seiten
Verlag: Oetinger
Erscheinungstermin: Oktober 2014
ISBN-13: 978-3-7891-7875-7
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 4-6 Jahre