"Die Vernichteten" von Ursula Poznanski, Jugendbuch
Copyright: Loewe

In den letzten Jahren hat mich eine ganz besondere
Jugendbuchreihe begleitet. Besonders, weil sie mich mit jedem Band mit ihrer
Genialität ein wenig mehr fasziniert hat. Die Autorin spricht in ihrer
Zukunftsvision viele Themen an die mich bewegen, und mich zwingen mit offenen
Augen durchs Leben zu gehen. Nicht zu rennen, und die Welt um mich herum
wahrzunehmen. Sie machte mich auf Dinge aufmerksam, die ich im Alltag wohl oft
übersehe und wahrscheinlich sehr vermissen würde, wenn ich auf sie verzichten
müsste. Aber nicht nur deswegen ist die Eleria – Reihe von Ursula Poznanski etwas
Besonderes. Vor allem weil die Autorin einen kompletten Genrewechsel vollzogen und
sich einem für sie sehr untypischen Thema angenommen hat. Nur wenige Autoren
schaffen dies, ohne unglaubwürdig zu wirken. Nachdem ich die beiden ersten
Bände „Die Verratenen“ und „Die Verschworenen“ mit großer Begeisterung gelesen
hatte, sehnte ich den finalen Band „Die Vernichteten“ entgegen. Endlich sollten
alle Rätsel gelöst und das große Geheimnis in seiner ganzen Grausamkeit
offenbart werden.

Dieser finale Band beginnt in einer dem Leser bekannten
Kulisse: der Stadt unter der Stadt, einem Versteck das Ria und Tycho nicht vor
falschen Freunden oder Verrat schützt. Obwohl ganze neun Monate des Wartens
hinter mir lagen, gab es für mich keinerlei Schwierigkeiten wieder in die
Handlung zu finden. Alle vergangenen Ereignisse und die literarischen Figuren,
auf deren Wiedersehen ich regelrecht hin gefiebert habe, waren mir immer noch
sehr präsent. Trotzdem liefert Ursula Poznanski dem Leser ein paar
Gedächtnisstützen und beginnt in einem angenehmen Tempo zu erzählen.

In einer sehr
ausgereiften und bildhaften Sprache wird die Geschichte von Ria und ihren
Freunden, die aus einer vor Kälte und Außenbewohnern geschützten und mit vielen
Privilegien ausgestatteten Sphäre fliehen mussten. Auf ihrer Flucht durch karge
und schneebedeckte Landschaften war jeder Tag ein Kampf ums nackte Überleben.
Auf der Suche nach Antworten ist Ria auf ein schreckliches und gut gehütetes
Geheimnis gestoßen. Ein gefährliches Virus mit einer sehr hohen Mortalität, das
aus Rache alle Sphären und ihre ahnungslosen Bewohner vernichten soll. Und nur
ein Mensch besitzt das Gegenmittel und damit die Möglichkeit, die Menschen vor
dem sicheren Tod zu bewahren. Doch dieser hält an seinem tödlichen Plan fest.

In diesem Band lernen wir Leser viele neue und perfekt
gezeichnete Charaktere kennen, die überwiegend in der Außenwelt leben. Trotz
des harten Lebens außerhalb der privilegierten Sphären besitzen diese Figuren
Tugenden, die mich oft überrascht und meinen Blick auf diesen Weltentwurf
komplett verändert haben.

Nach wenigen gelesenen Seiten umfing mich wieder diese für
die Geschichte typische Atmosphäre, die sich nur sehr schwer mit Worten
beschreiben lässt. Die mannigfaltigen Emotionen, die die literarischen Figuren
erleben, werden so passend und echt beschrieben, dass sie auch zu einem Teil
des Lesers werden.

„Die Vernichteten“ habe ich wie ein Wettlauf gegen die Zeit
empfunden, bei dem der unsympathische Gegner immer die Nase vorne hat. Viele
unerwartete Ereignisse haben mich manchmal etwas entmutigt und meine Hoffnungen
auf ein gutes Ende erschüttert jedoch nie gänzlich zerstört. Die bekannten
Verwirrspielchen, an denen man sich schon in den beiden ersten Bänden die Zähne
ausgebissen hat, sind wieder fester Bestandteil dieser brillanten und
spannungsgeladenen Handlung. Und während der Leser sich in seine aufgestellten
Thesen verstrickt bemerkt er kaum, dass sich die Welt um ihn herum einfach
weiterdreht. Schon während des Lesens beschlich mich die Angst, dass die
Passagen viel zu schnell gelesen sind. Am Ende fiel es mir sehr schwer, mich
von den großartigen literarischen Figuren und ihrer Welt zu trennen. Und auch
nach dem Lesen konnte ich sie nie ganz loslassen.

"Die Vernichteten" von Ursula Poznanski, Jugendbuch
Copyright: Loewe

Es gibt ein Wort, das ich nur sehr selten benutze: perfekt. Für mich muss nicht alles perfekt sein und es
gibt auch kaum etwas – abgesehen von meiner Lieblingsschokolade oder einem
heißen Bad an einem eiskalten Winterabend -, dass für mich wahrhaftig diese Bezeichnung
verdient. „Die Vernichteten“ sowie die gesamte Eleria – Reihe kann ich
allerdings nicht anders als perfekt bezeichnen, denn diese Geschichte vereint
alles, was ich an guten Büchern liebe.

Die Vernichteten von Ursula Poznanski 
Gebundene Ausgabe: 528 Seiten  
Verlag: Loewe 
Erscheinungsdatum: 21. Juli 2014 
ISBN: 978-3785575482

Titelüberblick:
Band 1: Die Verratenen
Band 2: Die Verschworenen
Band 3: Die Vernichteten

4 Replies to “[Rezension] „Die Vernichteten“ von Ursula Poznanski

  1. Oh was für eine fantastische Rezension und man liest einfach total heraus, wie sehr dir die Reihe am Herzen liegt! Da kann ich dir nur zustimmen, Frau Poznanski hat hier echt einiges auf die Beine gestellt und vor allem durchweg überzeugt. Und gerade das können die wenigsten von sich behaupten. Auch klasse deine Bildzusammenstellung! Echt schön alle so nebeneinander 😉 Ich habe im Moment einen Band verliehen und freue mich, wenn alle drei wieder im Regal stehen^^

    Liebe Grüße,
    Tina

    1. Danke 🙂 Bei sooooo guten Büchern fällt es mir immer verdammt schwer die richtigen Worte zu finden. Und meist bin ich am Ende dann immer noch nicht zufrieden. Darum freue ich mich jetzt umso mehr, dass ich anscheinend doch ganz gut vermitteln konnte, wie es mir mit diesem Buch erging 🙂
      LG

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert