"Die besseren Wälder" von Martin Baltscheit, Jugendbuch
Copyright: Beltz & Gelberg

Zäune bieten Schutz vor unerwünschten Eindringlingen und
aufdringlichen Blicken Fremder. Gerne umzäunen wir Menschen auch unsere Seelen,
um unser Innerstes zu schützen. Um uns vor etwas Fremden abzuschirmen, das uns
große Angst macht, weil wir es nie kennengelernt haben. Oder um etwas fernzuhalten, das uns tief verletzen könnte. Manchmal errichtet man jedoch Zäune, die
anderen die Freiheit nehmen. Aber Zäune kann man überwinden…

Schon als kleiner Wolfswelpe hörte Ferdinand von seinen
Eltern die wundervolle Geschichte von den besseren Wäldern. Wäldern, in denen
es unzählige Schafe und fette Wildschweine gibt, an denen man sich satt essen
kann. Wäldern, in denen alles leuchtet und warmes Wasser aus silbernen Rohren
fließt und heißer Kaffee in silbernen Kannen serviert wird. Eines Tages wird
Ferdinand in diesen Wäldern leben, denn seine Eltern haben es ihm fest
versprochen. Sie müssen nur noch auf den Winter warten, weil dann genügend
Schnee um die Zäune liegt, die die besseren Wälder schützen, um sie überwinden
zu können.

Was wie ein wundervolles Märchen beginnt, endet tragisch. Allein Ferdinand überlebt die Flucht seiner Familie in die besseren
Wälder und wird von Schafen aufgezogen. Von seiner wahren Herkunft ahnt er
nichts und lebt als Wolf im Schafspelz. Bis er eines Morgens neben seiner toten
ersten großen Liebe erwacht … mit Blut überströmt.

Martin Baltscheit erzählt in seinem explosiven Roman über
alltägliche Dinge, die wohl jeden Menschen bewegen. Er erzählt uns die
Geschichte von einem jungen Wolf, der sein Leben unter Schafen verbringt, ohne
sich an seine Wurzeln erinnern zu können. Er ahnt nicht, wie sehr sie noch in
seiner Seele verankert sind und was sie bedeuten. Impulsiv und ausdrucksstark
vereint Baltscheit in seinem außergewöhnlichen Gesellschaftsentwurf viele
brisante Themen, die wohl jeden Leser ansprechen. Indem wir Leser Ferdinand
durch einige schwierige Zeiten begleiten, bemerken wir, wie wichtig es ist,
seine Wurzeln zu kennen, oder dass es nicht immer von Vorteil ist, sich aus
Angst dem Fremden zu verschließen. Durch die ergänzenden und sehr menschlich
gestalteten Illustrationen von Martin Baltscheit kommt man beim Lesen nicht
umhin, sich an die eigenen Wurzeln zu erinnern. Auch ich fand viele Parallelen
zu meiner Kindheit, denn wie Ferdinand lebte ich in einem durch Mauern
zweigeteilten Land und hörte abends wunderschöne Geschichten von dem goldenen
Westen hinter der Mauer. Einem Land, in dem die Menschen immer glücklich waren,
weil sie alles kaufen konnten, was sie mochten oder gar in fremde Länder ohne
Einschränkungen reisen konnten.
Was mir an „Die besseren Wälder“ besonders gefallen hat,
ist, dass Martin Baltscheit seiner Kreativität freien Lauf gelassen hat. Er
verändert nach Belieben Schriftart, Schriftstil und Farbgestaltung. Baltscheit
nutzt oft schwarze und weiße Farben für seine Figuren, auch um den Leser die
Wirkung von Vorurteilen näher zu bringen. Er verändert im Verlauf der
Geschichte auch seinen sehr poetischen und metaphorischen Stil und spricht dann
in sehr klaren, manchmal etwas ruppigen Worten. Viele
Sätze laden zum Verweilen und Nachgrübeln ein, weil sie immer eine tiefere
Bedeutung haben. Und viele Situationen, in die Ferdinand gerät sind übertragbar
in das Hier und Jetzt.

Martin Baltscheit hat mit „Die besseren Wälder“ ein
besonderes Buch geschaffen, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Es ist eine
sprachlich aufwendige moderne Fabel, mit wertvollen Botschaften, authentischen
Figuren und opulenten Illustrationen fernab des Mainstream.

WERBUNG
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Die besseren Wälder von Martin Baltscheit 
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten 
Verlag: Beltz & Gelberg
Erscheinungsdatum: 2. September 2013 
ISBN: 978-3407820334

2 Replies to “[Rezension] „Die besseren Wälder“ von Martin Baltscheit

  1. Eine wunderschöne Rezension, die Zitate und Bilder tragen die Stimmung des Buches phantastisch weiter :-). Du hast das Buch als "ab 12" markiert, ist es auch für so junge Kinder schon lesbar und macht Spaß? Ich suche nach einem Weihnachtsgeschenk für meine kleine Cousine und finde dieses Buch könnte etwas sein.

    Und noch eins, ich mag zwar nicht schon wieder Werbung machen aber ich möchte euch doch alle Einladen. Wir starten 2014 unsere eigene Challenge und betreiben LeseExperimente.
    Es soll nicht um Mengen von Büchern oder Seitenzahlen gehen, sondern darum dem Zufall einen Teil der Auswahl seiner Lektüre zu überlassen und neue Wege zu gehen.

    http://www.readpack.blogspot.de/2013/12/challenge-2014-leseexperimente.html

    Vielleicht habt ihr Lust.

    1. Liebe Alexandra,
      das Buch wurde vom Hersteller ab 12 Jahren empfohlen. Ich denke schon, dass man mit 12 Jahren gefallen an der Geschichte findet, bezweifel aber, dass alle Metaphern verstanden werden. Man darf auch nicht vergessen, dass es eine sehr aufwühlende Geschichte ist. Trotzdem finde ich, dass dieses Buch auch zur Schullektüre taugt, weil viele wichtige Themen besprochen werden. Sie bietet ein große Diskussionsgrundlage.
      Wenn du magst schau bitte am späten Nachmittag vorbei, da gibt es eine kleine Verlosung 🙂 zu diesem Buch.
      Ich schaue mir die Challenge gerne mal an 🙂
      LG und Danke!

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