„Der Killer im Lorbeer“ von Arthur Escroyne, Krimi
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Detective Inspector Rosemary Daybell, kurz Rosy, wird mit einem schwierigen Fall konfrontiert, als im Buchsbaumlabyrinth der englischen Grafschaft Gloucestershire von einem Baggerfahrer die Leiche einer attraktiven Studentin gefunden wird. Mordverdächtige gibt es zu Hauf, denn das Opfer hat Mann und Frau, Jung und Alt gleichermaßen mit seiner Schönheit den Kopf verdreht. Da bleiben Eifersucht und enttäuschte Hoffnungen natürlich nicht aus und so hat Rosemary alle Hände voll zu tun, dem Mörder auf die Spur zu kommen.

So weit – so typisch. Ungewöhnlich wird die Geschichte erst durch ihren Erzähler, denn über Rosies Polizeialltag und ihre Ermittlungsarbeit berichtet ihr blaublütiger Verlobter, Harold Philipp Arthur Escroyne, seines Zeichens 36. Earl of Sutherly. Was der Handlung etwas an Biss fehlt, macht Arthur mit viel Charme und typisch englischem Humor mehr als wett. Der spleenige Earl verbringt seinen Alltag hauptsächlich damit, auf dem halbverfallenen Schloss seiner Vorfahren mit viel Liebe der Pflege seines Gartens nachzugehen. Doch die Idylle gerät ins Wanken, als auch Arthur mit einem kaltblütigen Mörder in Berührung kommt: Parasiten sind über seinen Lorbeer hergefallen und drohen das zarte Gewächs nun zu vernichten. Während die toughe Rosy also mit Scharfsinn und Unnachgiebigkeit dem menschlichen Killer nachjagt, versucht Lord Escroyne mit ungewöhnlichen Methoden und dem nötigen Einfallsreichtum der Lorbeerlaus an den Kragen zu gehen.

Rosemary und Arthur sind – neben der stimmungsvollen Atmosphäre – das absolute Highlight dieses Kriminalromans. Beide Charaktere sind extrem unterschiedlich und dabei jeweils außerordentlich sympathisch. Sowohl als Ermittlungsteam als auch als Pärchen wirken sie so skurril wie reizend und bringen den Leser mehr als einmal zum Schmunzeln. Auch der Kriminal-Plot ist solide und durchaus spannend, wenn auch nicht herausragend originell. Die Handlung ist typisch britisch: ein unblutiger „Whodunnit“-Roman mit einem Showdown, der einige spannende Wendungen bereithält. Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass die Story langweilig oder fade ist, im Gegenteil. Wer allerdings einen nervenzerfetzenden Splatterhorror à la Cody McFadyen erwartet, der wird enttäuscht werden. Man beachte, dass sich auf dem Titelblatt des (übrigens wunderschönen) Cover nicht die Bezeichnung „Thriller“, die ja heute überall zu lesen ist, ohne dass der Inhalt ihr auch nur im Entferntesten gerecht werden muss, oder „Kriminalroman“ steht, sondern lediglich „Roman“. „Der Killer im Lorbeer“ setzt auf subtile Spannung und psychologische Fallstudien, die liebevoll mit viel Charme von einem einzigartigen Erzähler präsentiert werden.

Was die Erzählsituation besonders interessant macht, ist, dass hinter dem Autor tatsächlich Harold Philipp Arthur Escroyne, der 36. Earl of Sutherly steckt. Auch er arbeitetet, wie der Erzähler des Romans, als Werbegrafiker für einen bekannten englischen Shortbread-Hersteller, widmet sich mit Leidenschaft dem Gärtnern und ist mit einer Polizistin liiert. Escroyne wurde für seine Nacktstängel-Schwertlilienzucht mehrfach ausgezeichnet. Ein bezauberndes Interview mit ihm und eine Leseprobe des Romans findet ihr auf der Seite des Piper Verlags .

Arthur Escroynes erster Kriminalroman, „Der Killer im Lorbeer“, ist eine grandiose Entdeckung und eine Perle für jeden Liebhaber britischer Ermittlungsarbeit im Stile von „Inspector Barnaby“, denn er ist erfrischend sinnlich komponiert und sticht aus der Menge der ewig gleichen Serienkiller-Romane heraus. Mir wurden viele wertvolle Lesestunden beschert, an die ich mich gerne zurückerinnere. Rosy und Arthur fehlen mir seit Beendigung der letzten Zeile und ich hoffe inständig, dass Seine Lordschaft diesem Debut noch einige weitere Fälle folgen lässt. 

Der Killer im Lorbeer von Arthur Escroyne
Verlag: Pendo
Seiten: 304
Erscheinungstermin: April 2013
ISBN: 978-3-86612-351-9

2 Replies to “[Rezenion] „Der Killer im Lorbeer“ von Arthur Escroyne

    1. Danke schön, das ist lieb. Ein zweiter Blick wird diesem Schmuckstück tatsächlich gerecht – der Roman war bisher mein Monatshighlight und ein absoluter Überrschungserfolg. Allerdings bin ich auch eine Krimifan, obwohl dieses Genre bei mir in letzter Zeit zu kurz kam. Das hat Escroyne zum Glück wieder ausgeglichen – I was very amused. 🙂 LG

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