Wer wie ich auf der Suche nach besonderen Geschichten für Kinder und Jugendliche ist, muss lange zwischen den glitzernd bunten Buchschnitten dieses Genres suchen. Denn unter diesem bunten Glitzern sind oft substanzlose Erzählungen von unerreichbaren Helden mit Superkräften versteckt. Ich kann es verstehen, dass man sich mit diesen Büchern gerne die Zeit vertreibt und dennoch sehne ich mich nach Geschichten, die mich bewegen und mir buchstäblich unter die Haut gehen. Literarische Figuren, die echt wirken und keine monumentalen Heldentaten vollbringen. Wie Cato, die literarische Hauptfigur aus dem Buch „Cato und die Dinge, die niemand sieht“.
Cato und die Dinge, die niemand sieht
Cato ist ein Mädchen, welches einen besonderen Blick auf die Dinge um sie herum hat. Sie schätzt die kleinen Details und Momente, die bescheiden wirken. So bescheiden, dass sie kaum jemand bemerkt – außer Cato. So ist sie auch eine der ersten, der das neue Kino auffällt. Die Besitzerin des Kinos Frau Kato zeigt dort „Filme, die nirgends laufen, die du aber schon immer sehen wolltest“. Es sind Filme, die einer Zeitreise gleichen. Und mit solch einem Film hätte Cato die Möglichkeit, ihre verstorbene Mutter das erste Mal in ihrem Leben zu sehen.
In Filmen durch die Zeit reisen
In Filmen durch die Zeit reisen ist ein schöner Gedanke und in diesem Buch überaus unterhaltsam. Doch ist dies nicht der einzige Aspekt, der reizvoll an dieser Geschichte ist. Vielmehr ist es die Protagonistin Cato, die mich mit ihren Ecken und Kanten, ihrem Wesen und ihrer Stärke für sich eingenommen hat. Und ihre komplizierte Beziehung zu ihrer Familie. Cato wächst ohne Mutter auf und lebt zusammen mit einem Vater, der in ihrem Leben nicht wirklich präsent ist. Catos Vater wirkt wie eine leere Hülle, als hätte ihn seine Trauer über Jahre aufgezehrt. Seine Tochter wächst auch ohne seine Unterstützung zu einem beachtlich starken Mädchen heran.
Neben der komplexen und problematischen Familiengeschichte wird auch das Thema Trauer besprochen. Der Autor Yorick Goldewijk tut dies wortgewandt und mit viel Feingefühl, sodass es nie zu bedrückend wird. Nicht umsonst gewann dieses Buch den Goldenen Griffel, den wichtigsten Kinder- und Jugendbuchpreis in den Niederlanden.
In verschiedenen Kapiteln dürfen wir Leser nicht nur an Catos erstaunlichen Entwicklung und ihren Entscheidungen teilhaben. Wir erleben auch, wie sehr unterschiedliche Menschen die Handlung bereichern, in dem sie das Kino besuchen und ihre ganz eigene Geschichte erzählen und sie ein wenig verändern.
Mit „Cato und die Dinge, die niemand sieht“ hat Yorick Goldewijk eine bewegende Geschichte geschrieben, die mich auch, nachdem ich sie beendet habe, noch lange beschäftigt hat. Vor allem stellte sich mir die Frage, wohin ich durch die Zeit reisen würde, um etwas erledigen, was mir auf der Seele brennt. Höchstwahrscheinlich würde ich einfach zu meiner Oma reisen, um mit ihr den Moment zu genießen und um Dinge zu betrachten, die sonst niemand sieht.
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Cato und die Dinge, die niemand sieht von Yorick Goldewijk
Originaltitel:
Übersetzung: Sonja Fiedler-Tresp
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Herausgeber: Dragonfly
Erscheinungstermin: 20. Februar 2024
ISBN-13: 978-3748802600
Lesealter: Ab 10 Jahren