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Alan Bradley war es wohl, der mit seiner „Flavia de Luce“-Reihe, vor einigen Jahren einen Trend zu selbstbewussten, jungen Hobbydetektivinnen in historischem Setting setzte. Flavia folgten etliche ähnliche Reihen, in denen sich Mädchen gesellschaftlicher Zwänge früherer Zeiten entgegenstellten, indem sie sich wagemutig in die Auflösung verzwickter Kriminalfälle stürzten – darunter „Wells und Wong“ und „Enola Holmes“. Die neue Flavia heißt Myrtle Hardcastle und ihr erster Fall „Mord im Gewächshaus“. Ein Schelm wer da an „Mord im Gurkenbeet“ denkt?

Ob Myrtle eine ähnlich große Leser*innenschaft wie Chemie-Genie Flavia für sich begeistern kann, muss sich noch erweisen. Fest steht: Wer nostalgische Krimis mit Ermittlungsflair, Humor und aufmüpfigen jungen Heldinnen mag, sollte Myrtle auf jeden Fall näher in Augenschein nehmen.

Myrtle auf Flavias Spuren

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Die zwölfjährige Myrtle Hardcastle ist sich sicher: Ihre Nachbarin, die alte Mrs. Wodehouse, wurde ermordet. Entschlossen macht sie sich daran, Beweise zu sammeln. Leider glauben ihr weder die Polizei, noch ihr Vater, der städtische Staatsanwalt. Zu allem Überfluss wird Myrtle ständig an ihren Recherchen gehindert, da es sich für ein Mädchen im Jahr 1893 offenbar nicht schickt, kriminalistischen Neigungen nachzugehen. Selbstredend sieht Myrtle das vollkommen anders. Unterstützt von ihrer Gouvernante Miss Judson und dank ihrer Faszination für Gifte und Kriminalistik, findet Myrtle Mittel und Wege den Fall aufzuklären. Dabei scheint Mrs. Wodehouses Blumenpassion eine besondere Rolle zuzukommen.

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Obwohl Myrtle ein schlaues Köpfchen ist, ganz ähnlich wie ihr großes Vorbild Sherlock Holmes, fehlt ihr jede Arroganz, jedes Besserwissertum und auch die eigenbrödlerische Mundfaulheit, die Sherlock Holmes bisweilen auszeichnet. Myrtle ist einfach Myrtle, ein aufgewecktes Kind mit besonderen Interessen. Das macht es von der ersten Seite an leicht, sie zu mögen. Auf sympathische Weise führt sie die Leser*innen in eine klassische Wer-wars-und-warum-Geschichte, die nebenbei mit historischen Details zu gesellschaftlichen Widrigkeiten für Mädchen innerhalb ihrer sozial kodierten Rollen aufwartet.

cozy crime für junge Leser*innen

Der Altersempfehlung entsprechend wird es nicht zu tiefgründig, aber trotzdem lehrreich. Ja, Frauen konnten damals bereits typisch männliche Berufe ergreifen und ja, in der Regel endete ihre Berufslaufbahn mit dem ersten Kind. So wie im Falle von Myrtles Mutter, die Medizin studierte und unglücklicherweise starb, als Myrtle noch ganz klein war, was vielleicht ein Grund ist, warum der Tod eine seltsame Faszination auf Myrtle ausübt.

Der Kriminalfall hat im Mittelteil leider einige Längen und wirkt teilweise etwas unstrukturiert in der Herleitung der Auflösung. Dass man sich in dieser Geschichte dennoch wohl fühlt, dazu trägt in großem Maße die warmherzige Beziehung zwischen Myrtle und ihrer Gouvernante, der jungen Miss Judson, bei, die gleichzeitig Lehrerin, Mutterersatz und Freundin für Myrtle ist. Vielleicht sogar irgendwann eine passende Partnerin für Myrtles verwitweten Vater? Wer weiß. Man wird es in den Folgebänden erfahren.

„Mord im Gewächshaus“ ist ein Krimischmöker für Jüngere vor historischer Kulisse, besetzt mit einem freundlich-sympathischen Buchpersonal. Obwohl sich zur Mitte hin Längen einschleichen, muss man die aufgeweckte Myrtle einfach gern haben. Ein Reihenauftakt mit Potential, den man auch gut als Einzelband lesen kann. 

 

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Mord im Gewächshaus: Ein Myrtle-Hardcastle-Krimi von Elizabeth C. Bunce
Übersetzung: Nadine Mannchen
Original: Premeditated Myrtle (Myrtle Hardcastle Mystery 1)
Verlag: Knesebeck
Erscheinungsdatum: 22. September 2021
Hardcover: 320 Seiten
ISBN:  978-3957284860
Empfohlenes Lesealter: ab 10 Jahren

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