„ … 63
Jeder
Held hat einen tragischen Schwachpunkt.
Eine
Eigenschaft, die ihn und alle anderen in seinem Umfeld zur Strecke bringen
kann.
Bei
Ben ist das einfach.
Wenn
man Ben sagt, er soll etwas machen dann kann er nicht anders
er
muss das genaue Gegenteil tun.
Er
ist –
64

Subversiv.
(Adj.)
umstürzend, umstürzlerisch.
Ben,
unverkennbar
…“ (Seite
102 / 103)

"Kings of Cool" von Don Winslow, Krimi
Copyright: Suhrkamp

Laguna
Beach, Kalifornien

– das Land der Surfer und Hippies, der strahlend schönen Morgen und
(geplatzten) Träume. Hier lässt es sich leben, wenn man einen Plan hat. Und den
haben sie. Sie sind unzertrennliche Freunde.
Jung, strahlend, cool und vor allem bestens im Geschäft mit dem allerfeinsten
Dope in der ganzen Gegend.  Dass sie den
Markt mit ihrem Gras überschwemmen und damit die konkurrierenden – und
alteingesessenen – Dealerringe gegen sich aufbringen ist ihnen zu Beginn ihres
Vorhabens entweder nicht klar oder sie glauben einfach an den freien Wettbewerb
in der Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage regeln den Preis – Qualität bestimmt.
Und Qualität, das verkaufen sie. Ein ausgeklügelter Plan sichert den Nachschub
des heiß begehrten Weeds und verschleiert gleichzeitig die Verbindungen, die zu
ihren Angestellten, den Growern und den verzweigten Vertrieblern führen könnte.


Sie, das sind Ben, Chon
und O.(phelia).
Oder
ein paar Jahrzehnte früher:
Der Doc,
John, Kim, Stan und Diane.
Aber
egal wie gut ein Plan auch ist, er kann nur funktionieren, wenn man wirklich
von ihm überzeugt ist und cool bleibt, wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt
oder das ganze Land sich unter politischen und gesellschaftlichen Ereignissen
komplett verändert…
„…
Wer weiß
         ob
         Aufrichtigkeit Risse bekommt
         oder sich auflöst.
         Der Fluss der Zeit nagt an seinen
Ufern bis sie
                                                                                        
bröckeln.
         Scheinbar plötzlich
         Nur scheinbar.    …„ (Seite
122)

Don
Winslow
hat mit
seinen Kings of Cool ein wahrhaft cooles Œuvre abgeliefert – und der SuhrkampVerlag mit der Gestaltung dieses Kultbuches alles richtig gemacht.
Schwarzer samtiger Einband mit reinweißer Schrift – eine Palme als Vignette –
schwarzer Schnitt und dieser Titel. Das muss man einfach in die Hand nehmen,
aufschlagen und ist nach den ersten Seiten rettungslos verloren.
Der
Plot wird gnadenlos und ohne Atem zu holen vorangetrieben – Spannung durch die zweisträngige
Handlung und die kompromisslos direkte, immer stilsichere Sprache erzeugt.
Fährten werden gelegt, die Entwirrung der immer wieder miteinander lose und
doch so eng versponnenen Fäden geschieht erst zum Schluss. Dieser allerdings
kommt viel viel zu früh.
Winslow gelingt es trotz aller Rasanz mit bewundernswerter Leichtfüßigkeit, seine Figuren
glaubhaft und authentisch zu gestalten. Nichts an ihnen ist einfach nur schwarz
oder weiß. Ausnahmslos alle besitzen sympathische wie unsympathische Züge und
werden dadurch umso greifbarer.
Brutalitäten
werden zielgerichtet und schnell abgewickelt – eine angenehme Sache, wenn man –
so wie ich – keinen gesteigerten Wert auf seitenlange Blutbäder legt. Doch wer
im Drogengeschäft mitmischen will, der lebt eben gefährlich und darf nicht
zimperlich sein. Doch Nachahmung wird nicht empfohlen, auch wenn die
Anweisungen zum Aufbau eines wahren Drogenimperiums minutiös ausgearbeitet
sind. Es scheint als kennte sich hier jemand aus.

Lässt
man sich jedoch auf dieses Wagnis ein und überlebt das alles, dann ist man
wahrlich ein King of Cool.
„… Was gäbe ich dafür, in eurer Haut zu stecken. Ihr habt alles. Ihr seid jung,
habt Geld, coole Klamotten, schöne Mädchen. Alles. Ihr seid Könige.“
305
„Das
sind wir, denkt Ben. … „
(Seite
349)

Kings of Cool sei nachdrücklich allen Freunden der schnellen anspruchsvollen
Spannungsliteratur und Freunden der Kultserie WEEDS empfohlen.
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Kings of Cool von Don Winslow
Gebundene Ausgabe: 351 Seiten 
Erscheinungsdatum: 17. September 2012 
ISBN: 978-3518464007

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