Der amerikanische Autor Roland Smith hat mit dem zweiten Band der Reihe „Cryptos“ einmal mehr sein Können unter Beweis gestellt. Junge Leser ab 11 Jahren werden hier auf ihre Kosten kommen. Von rasanter Action und jeder Menge High-Tech bis zu Dinosauriern und Riesenkraken wird alles geboten, so dass insgesamt eine gute Mischung aus James Bond-Flair und Schatzinsel-Pathos entsteht. Dabei wird erzählerisch meist Marty über die Schulter geschaut – was diese Jugendbuchreihe vor allem auch für Jungs interessant macht.
Besonders schön sind die ausführlichen Erklärungen und detailverliebten Beschreibungen der Forschungstechnik. Zwar überschlägt sich die Geschichte erst richtig im letzten Drittel des Buches. Doch die vorausgehenden zwei Drittel sind mit so viel Mühe konzipiert worden, dass der Leser zu den Protagonisten und ihrem Vorhaben eine richtige Beziehung aufbauen kann. Smith scheint sich für seinen Roman nicht nur viel Zeit genommen und entsprechend sorgfältig gearbeitet zu haben – er vermittelt auch das Gefühl, als wäre er selbst gern als Teenager bei einer solchen Expedition dabei gewesen. Umso verständlicher ist, dass er diesen Wunsch nun auf fiktive Weise anderen jungen Menschen erfüllen mag – was ihm ohne Weiteres gelingt. So manche lustige Episode, beispielsweise die wiederkehrenden Streiche der Schimpansin Bo, lockern die Haupthandlung auf und laden zum Schmunzeln ein. Aber auch moralische Werte, wie die Jagd nach exotischen Tieren zu Forschungszwecken, werden thematisiert. Die Figuren sind vielfältig und ihr jeweiliges Wesen gründlich ausgearbeitet. Erzählerisch lässt dieses Werk nichts zu wünschen übrig, denn es überzeugt durch sprachliche Eleganz und geschickte Kapiteleinteilung, sowie durch stetige Spannung trotz fehlender Blutrünstigkeit. Doch Vorsicht: Am Ende des Buches wartet ein fieser Cliffhanger auf den Leser, so dass er im ersten Moment Schwierigkeiten haben wird, sich an den Gedanken des Wartens auf eine Fortsetzung zu gewöhnen.
Optisch und haptisch lässt sich der Carlsen Verlag wieder einmal nicht lumpen: Das Buch, obwohl es für ein Kinderbuch ein ziemlicher Wälzer ist, liegt gut in der Hand und wird von einem schönen, dem Inhalt entsprechenden Cover geziert. Einziger Kritikpunkt ist für mich das – jedenfalls bei der Printausgabe – fehlende Inhaltsverzeichnis. Gimmicks wie Lesebändchen und Verzeichnisse finde ich immer sehr hilfreich – vor allem bei dickeren Schmökern.
„Jagd in der Tiefsee“ ist rundherum gelungen und uneingeschränkt empfehlenswert für abenteuerlustige Jungen und Mädchen, in denen ein Forscherherz schlägt. Bevor man sich mit Wolfes Crew auf Seereise begibt, ist es allerdings ratsam, den ersten, preisgekrönten Teil um Marty und Grace, „Jagd nach den Schattenwesen“, zu lesen, da viele Andeutungen und Verhältnisse nur so nachvollziehbar sind.
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Jagd in der Tiefsee von Roland Smith
Verlag: Chicken House (Carlsen)
Hardcover: 400 Seiten
Erscheinungstermin: Juni 2013
ISBN: 978-3-551-52026-5
Das hört sich richtig gut an! Vor allem endlich mal ein Buch, dass auch für Jungen geeignet ist.
Vielen Dank für deinen Bericht!
LG
War mir wie immer eine Freude! 🙂 Ich finde es auch toll, dass der Chicken-Verlag sich um die Jungs kümmert. Für Mädels gibt es ja wirklich viel auf dem Markt. LG
Das klingt wirklich gut 🙂
Ich mag so Bücher ja irgendwie – muss ich gestehen… gefällt mir!
Alles Liebe, Chimiko
Da haben wir wieder etwas gemeinsam! ^^ Ich glaube für jüngere ist dieser Roman ein echtes Abenteuer. Manchmal neigt man dazu, ausführliche Schilderung vorschnell zu verurteilen, weil man durch Filme und Co an rasante Szenenwechsel und Action gewöhnt ist – dabei ist es doch eigentlich sehr schön, wenn ein Buch richtig zum Eintauchen einlädt. Hier übrigens im wahrsten Sinne des Wortes. xD
Das stimmt 😉
Oh ja, das trifft es wirklich auf den Punkt, vermutlich ist genau das etwas, was ich einfach ab und zu brauche. Auch eine Art von Leseabwechslung 🙂
Ach du machst mich ja immer wieder auf neue neugierig auf solche Bücher, die ich sonst wahrscheinlich niemals beachtet hätte. So ein Mist. ^^
Vielen Dank für die gelungene Rezension.
Liebst, Lotta.
Gern geschehen – ich danke dir für das nette Feedback. Total cool, wenn man hört, dass die Rezis auch gelesen finden – und dann obendrein Anklang finden. 😀