Buchmenschen sind bekanntlich sehr neugierig, da sind Krinkelkroken und ich keine Ausnahme. Aus diesem Grund planen wir beide schon seit ein paar Monaten eine neue Rubrik. Diese wird sich mit vielen Themen rund um das Buch beschäftigen.

Den Anfang macht heute eine ganz besondere Autorin: Ursula Poznanski. Inspiriert von ihren zahlreichen Werken haben wir ihr ein paar Fragen gestellt, die sicher auch einige von euch Lesern interessieren könnten. Auf die Fragen, fertig, los!

 

 

©Jeff Mangione

 

K & K:
Zwei Jugendthriller, zwei Erwachsenenthriller, eine
dreibändige Jugenddystopie, darunter die Themen Mittelalter-Live-Rollenspiel,
Geocaching, Computer-Online-Rollenspiel – Sie sind extrem wandlungsfähig und
schaffen es, Ihre Leser immer wieder aufs Neue zu überraschen, sowohl innerhalb
der Stories als auch in Sachen Genre. Erfüllen Sie sich mit den verschiedenen
Motiven eigene Hobby-Träume oder suchen Sie gezielt nach neuen
Herausforderungen?

 

Ursula Poznanski:
Ehrlich gesagt, ich überlege mir das nicht so genau. Ich
habe das große Glück, mir meine Themen selbst aussuchen zu dürfen und greife
dann nach dem, das mich im Moment am meisten interessiert und vor allem auch
inspiriert. Gezielt nach Herausforderungen gesucht habe ich bisher nicht, die
Bücher sind auch so meistens Herausforderung genug.

 

K & K:
Nach den Kinderbüchern haben Sie sich Jugendthematiken
zugewandt. Was war der Auslöser für diesen Wechsel?

 

Ursula Poznanski:
Ich habe eigentlich immer beides parallel gemacht. Während
meine Kinderbücher entstanden sind, habe ich die ganze Zeit über auch an einem
Jugendroman gearbeitet (der zwar fertig ist, aber bis heute in der Schublade
liegt). So gesehen gab es keinen „Wechsel“ im engeren Sinn, ich wollte immer
auch schon für Jugendliche schreiben.

 

K & K:
Gibt es – abgesehen vom Plot-Aufbau – thematische Gemeinsamkeiten
zwischen Ihren Jugend- und Erwachsenenthrillern? Also was ist es, was Ihrer
Meinung nach die Generationen universell beschäftigt/unterhält – denn Groß und
Klein fühlen sich gleichermaßen zu Ihren Geschichten hingezogen und ganz
unterschiedliche Genreleser finden sich dadurch plötzlich „an einem Tisch“
wieder.

 

Ursula Poznanski:
Das ist nicht so einfach zu beantworten. Bei den ersten drei
Büchern – „Erebos“, „Saeculum“ und „Fünf“ stand relativ eindeutig das Motto
„Spiel“ im Zentrum, wobei das von mir überhaupt nicht so beabsichtigt war, es
hat sich einfach so ergeben. Bei der Trilogie ist davon keine Rede und auch in
den Erwachsenenthrillern greife ich diese Thematik bis auf Weiteres nicht mehr
auf.
Wenn es etwas Verbindendes zwischen allen meinen Büchern gibt, dann ist das
meiner Ansicht nach das Geheimnis, das erst am Ende gelüftet wird. Damit gebe
ich mir wirklich viel Mühe – als Leserin liebe ich Aha-Effekte in Büchern und
lege daher auch als Autorin großen Wert darauf, dass sie in meinen Geschichten
„funktionieren“. Und lebendige Figuren, die sind mir auch wichtig. Was davon
dann die Leser anspricht, weiß ich nicht so genau. Ich bin aber sehr froh, dass
es so ist.

 

K & K:
Nach einer aufregenden Leichenteil-Schnitzeljagd durch die
österreichische Landschaft mittels GPS-Geräten, kommen im letzten Kaspary-Fall
facebook, Poetik und Camping zum Einsatz. Dass Sie gerne und anregend Technik
mit Natur kombinieren ist uns bereits aufgefallen; woher aber kommen die
Lyrik-Elemente, die bisher nur ansatzweise in „Erebos“ hervortraten – ein
geheimes Hobby von Ihnen? Dürfen wir uns auf einen zukünftigen Gedichtband
freuen?

 

Ursula Poznanski:
Ich liebe Gedichte. Ich bin ein großer Fan von Rilke, Celan,
Baudelaire, Kästner – aber selbst schreibe ich sie nicht und ich hoffe, es sind
jetzt alle angemessen dankbar dafür 🙂
Nein, im Ernst: Ich hatte eine Gedichte-Phase, zwischen 19 und 22, damals hat
mir das großen Spaß gemacht, aber ich bin wirklich, WIRKLICH froh, dass von
diesen meinen Werken keines veröffentlicht wurde.
Halt, falsch. Eines habe ich recyclelt, in „Erebos“. Da hat es aber tatsächlich
gut gepasst.

 

K & K:
Dystopien sind ein großer Trend im Jugendbuchbereich. Sind
Sie (dankenswerterweise!) auf diesen Zug mit einer bestimmten Intention
aufgesprungen oder war dieses Genre vor dem großen Boom bereits ein Herzenswunsch?

Ursula Poznanski:
In Wahrheit lag es an der Art der Geschichte, die mir im Kopf herumgegeistert
ist. Ich habe unbedingt eine ganz streng zweigeteilte Gesellschaft gebraucht;
eine priviliegierte und eine unterprivilegierte Gruppe, und die beiden sollten
möglichst wenig Kontakt zueinander haben. In der ausgeprägten Form hätte ich
das nirgendwo im realen Leben gefunden, also musste eine „Kunstwelt“ her. Womit
ich vor der Entscheidung „Fantasy oder Dystopie“ stand. Die Dystopie hat meinem
Empfinden nach dann einfach besser gepasst.

 

K & K:
Sie schreiben erstmals aus der Ich-Perspektive. Der Leser
ist ja ein Gewohnheitstier und kann durch solche Wechsel schnell vergrätzt
werden. Ihnen ist der Schritt aber außerordentlich gut gelungen, denn er wirkt
mühelos. Was hat Sie dazu bewogen und wie fühlt sich die neue Sichtweise an,
was bringt sie für Errungenschaften? 

 

Ursula Poznanski:
Ich liebe das Erzählen aus der ersten Person im Präsens. Es
hat etwas absolut Unmittelbares, aus keiner anderen Perspektive kann man eine
Geschichte so hautnah miterleben. Natürlich passt diese Art des Schreibens
nicht zu jedem Buch und ich überlege mir vorab immer ganz genau, mit welcher
Perspektive ich der Geschichte den besten Dienst erweise. Bei der Trilogie war
mir klar, ich wollte direkt in Rias Kopf stecken und ausschließlich aus ihrer
Sicht erzählen.

 

K & K:
Nicht nur Dystopien, sondern auch Trilogien und
Liebesgeschichten, die ein Dreieck zwischen zwei Jungen und einem Mädel bilden,
sind momentan schwer angesagt. Wir können uns das nicht ganz erklären. Gehört
eine solche Konstellation einfach zu einem trendigen Gesamtkonzept, dem sich
Jugendbuchautoren autonom anschließen oder gibt es in dieser Hinsicht
Einflussnahme vom Verlag?

Ursula Poznanski:
Nein, keine Einflussnahme. In meinem Fall hat es sich einfach so ergeben, aber
ich glaube, die Liebesgeschichte steht wirklich nicht im Vordergrund. Dass
diese Dreiecksgeschichten  ziemlich
allgegenwärtig sind, stimmt allerdings. Bei meiner Trilogie habe ich es aber
auch immer ein wenig so empfunden, als wäre es symbolisch für Rias
Zerrissenheit zwischen den beiden Welten, von denen sie in keiner wirklich zu
Hause sein darf.

 

K & K:
Mit „Die Verratenen“ haben Sie uns eine recht düstere
Zukunftsvision beschert. Der Planet gezeichnet von Kriegen und
Klimakatastrophen, karge schneebedeckte Landschaften, auf denen nur selten ein
Baum oder Strauch wächst, mit wenig Lebensraum und Sonnenlicht, die Menschen
dazu verdammen in kuppelförmigen Sphären zu leben. Sie so wirklich Ihre
Vorstellung von unserer zukünftigen Welt aus?

 

Ursula Poznanski:
Nein, also zumindest hoffe ich sehr, dass es soweit nicht
kommt. Ich bin grundsätzlich ein optimistischer Mensch, aber klar ist, dass die
Vernunft sich nur durchsetzen wird, wenn möglichst viele von uns sie
einschalten.

 

K & K:
Heute spricht fast jeder in unserer Gesellschaft über die
Energiewende. Bei den meisten bleibt es jedoch dabei.  Haben die Recherchen zu dieser Trilogie etwas
an Ihrem alltäglichen Lebensstil geändert?

 

Ursula Poznanski:
Ich habe mir einige Gedanken über’s Wegwerfen gemacht – in
den Sphären wird ja jedes noch so kleine Stück Rohstoff wiederverwendet, weil
man kaum an neuen herankommt – und bewusst beobachtet, was eine kleine Familie
so alles an Müll produziert. Den trenne ich natürlich, aber das habe ich auch
vorher schon gemacht. Auch mein Auto war schon so umweltfreundlich wie möglich,
bevor ich begonnen habe, die Trilogie zu schreiben, also gab es eigentlich
keine wirklichen Änderungen im Lebensstil, muss ich gestehen.

 

K & K:
Die hochtechnisierte Zukunft bietet – zumindest in den
Sphären – viele praktische Errungenschaften. Gehören Sie zu den Technikliebhabern
unserer Zeit und unterstützen den Ebook-Markt oder sehen Sie in der
fortschreitenden Digitalisierung eine Gefahr für Autoren und Verlage?

Ursula Poznanski:
Ich bin ein großer Fan des Internet, weil es das Leben nicht nur erleichtert,
sondern auch bunter macht, spaßiger, kommunikativer – gerade für jemanden wie
mich, der viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt und prinzipiell alleine
arbeitet.
Ebooks an sich sehe ich auch nicht negativ – was mich allerdings wirklich sauer
macht, ist das Ausmaß, in dem sie aus dem Netz geklaut werden. Das ist im
Prinzip nichts anderes als Bücher aus dem Laden stehlen, bloß empfinden die
fröhlichen Gratis-Downloader das nicht so. Weil es ja „nur“ eine Datei ist.
Aber in dieser Datei stecken Monate, manchmal auch Jahre an Arbeit, und wenn
Autoren für diese Arbeit kein Geld mehr bekommen, werden sie sich ihren Beruf
irgendwann einmal nicht mehr leisten können.

 

K & K:
Apropos Digitalisierung und Medien: Ist eine Verfilmung
schon in Planung – eins ums andere Werk von Ihnen würde sich doch hervorragend
auf der großen Leinwand machen?

 

Ursula Poznanski:
Einige der Bücher sind optioniert, das heißt, es gibt
interessierte Produktionsfirmen, die versuchen, Filmprojekte zu meinen Büchern
zu verwirklichen. Ob und wann das wirklich passiert, steht allerdings noch in
den Sternen. Daumendrücken ist aber erlaubt!Wir möchten uns ganz herzlich bei Ursula Poznanski für die ausführlichen und sehr interessanten Antworten bedanken.

Wer noch ein paar Informationen zu der Autorin oder ihren Werken benötigt, sollte dringend Ursula Poznanskis Homepage besuchen: KLICK!

 

 

7 Replies to “[Interview] Nachgefragt bei Ursula Poznanski

  1. Ein tolles Interview mit einer klasse Autorin! Erebos fand ich schonmal Spitze! Band 1 und 3 der Eleria Trilogie warten diesen Monat auf meinen Geburtstag um sich zu komplettieren 😀 Ich freue mich schon soooo!
    LG Anja aka iceslez von Librovision

  2. Ahhh :D! Da habt ihr sie schon vor eurer Nase und fragt sie nicht mal über ihre nächsten Projekte aus ;D?! Was sie gerade schreibt, ob es bald eine Veröffentlichung gibt, … Tztztz!
    Natürlich ist es gelungen und ich habe es wirklich gerne gelesen 🙂

    1. Ne 🙂 Genau das hätte sie jeder gefragt. Aber wenn dir diese Frage unter den Nägeln brennt, kann ich dir nur raten eine ihrer Lesungen oder die Frankfurter Buchmesse zu besuchen. Sie ist ein sehr offener Mensch und wird dir deine Frage sicher beantworten 🙂
      LG

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert