"Die blauen und die grauen Tage" von Monika Feth, Jugendbuch
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Demenz bedeutet übersetzt ohne Geist oder auch abnehmender
Verstand. Ich finde, beide sind sehr zutreffende Bezeichnungen für diese
degenerative Erkrankung. Und doch steckt viel mehr dahinter. Demenz verändert
einfach alles für den Betroffenen. Der gewohnte Alltag, den man immer gut alleine
bewältigen konnte, bringt jeden Tag neue Herausforderungen mit sich. Anfangs
spürt man vielleicht nur sehr schleppend, wie das Gedächtnis nachlässt, bevor man
irgendwann das Gefühl hat, alles um sich herum zu vergessen. In immer seltener
werdenden Momenten der Klarheit tauchen manchmal, für ein paar Minuten,
Erinnerungen an bedeutende Ereignisse und geliebte Menschen auf … Bevor sie
irgendwann für immer aus dem Gedächtnis verschwinden. 
Die Veränderungen, die die Demenz mit
sich bringt, betreffen nicht nur den Erkrankten selbst, auch wenn es zu Beginn
wohl am schwierigsten für ihn ist. Je weiter diese Krankheit voranschreitet,
umso mehr verlernt der Betroffene und ist bei allen Tätigkeiten auf Hilfe seiner
Familie angewiesen. Wie schwierig es innerhalb einer Familie ist mit all diesen
einschneidenden Veränderungen zurechtzukommen, beschreibt Monika Feth in ihrem
Buch „Die blauen und die grauen Tage“ aus der Sicht eines Kindes.

Endlich ist der Tag gekommen, den Evi schon sehr lange
herbeigesehnt hat. Ihre geliebte Oma zieht zu ihnen ins Haus, weil sie in ihrer
eigenen Wohnung nicht mehr allein zurechtkommt. Ihre Oma leidet an Demenz,
einer Krankheit, die sie vieles einfach vergessen lässt. Während Evis Schwester
Vera die Großmutter eher als eine Belastung sieht, ist Evi überglücklich sie jetzt
immer um sich zu haben. Durch Omas Einzug ist vieles leichter geworden und sie
entwickelt sich schnell zur guten Seele des Hauses … Bis sie sich eines Tages
nach einem Aussetzer an nichts erinnern kann. Als Oma mit den Gedanken spielt
in ein Altersheim zu ziehen, um ihre Familie nicht weiter zu belasten,
beschließt Evi ein Tagebuch zu führen. Dieses Buch soll beweisen, dass die
Anzahl der grauen Tage, an denen ihre
Oma sehr vergesslich ist, im Gegensatz zu den blauen Tagen, an denen sie ganz Oma ist, verschwindend gering ist.
Evi möchte beweisen, dass ihre Oma nicht in ein Altersheim gehört.

In „Die blauen und die grauen Tage“ von Monika Feth erzählt
Evi ihre bewegende Geschichte über eine grenzenlose Liebe und eine
unaufhaltsame Krankheit. Sie erzählt von einem sehr liebenswerten Menschen, der
ihr sehr am Herzen liegt und für den sie bis zum bitteren Ende kämpfen würde.
Sie berichtet auf sehr einfühlsame weise von scheinbar unüberwindbaren Hürden,
die es zu überwinden gilt. Evi schildert uns, wie schlimm es für ein Kind ist,
einen geliebten Menschen in seiner Hilflosigkeit zu erleben und daran zu
wachsen. Sie zeigte mir, dass wir Erwachsenen mit unserer überwiegend rationalen
Denkweise, oftmals die vielen Möglichkeiten, die den Betroffenen, trotz dieser
Erkrankung bleiben, einfach übersehen. 

Wie verpackt man eine so heimtückische Krankheit und ihre
Folgen so, dass sie ein Kind verstehen kann und nicht all zu sehr verstört
wird? Indem man ein Kind über die alltäglichen Probleme mit einem an Demenz
erkrankten Angehörigen erzählen lässt, sich stilistisch der Zielgruppe anpasst
und wissenschaftliche Abhandlungen einfach weglässt. Für ihre Geschichte hat
Monika Feth sehr authentische Figuren kreiert, die ihr bei den Schwierigkeiten
eine Krankheit kindgerecht zu verpacken, sehr geholfen haben. Feth hat dieses
so wichtige und aufwühlende Thema mit einer Prise Humor aufgelockert, um den Leser
zu sensibilisieren aber nicht zu überfordern, ohne den Blick auf das Wesentliche
zu verlieren.

Das Buch „Die blauen und die grauen Tage“ erschien erstmals
1996 und wurde sogar verfilmt. In den letzten Jahren wurden einige
wissenschaftliche Erfolge und neue Erkenntnisse über die Krankheit Demenz
erzielt. Wahrscheinlich beschloss die Autorin deswegen, ihr Werk für eine
Neuauflage zu überarbeiten.

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Die blauen und die grauen Tage von Monika Feth
Taschenbuch: 256 Seiten 
Verlag: cbt 
Erscheinungsdatum: 8. September 2014 
ISBN: 9783570309353

4 Replies to “[Rezension] „Die blauen und die grauen Tage“ von Monika Feth

  1. Eine schöne Rezi! Du hast in letzter Zeit ja mehr zum Thema gelesen. Wie würdest du "Einfach unvergesslich" und die "baluen und grauen Tage" zu einander stellen? Und merkt man, dass das Buch in den 90ern spielt – oder wurde das überarbeitet? LG

    1. Danke 🙂
      Dieses Bücher unterscheiden sich vor allem im sprachlichen Stil. Während "Die blauen und die grauen Tage" ohne fachliche Begriffe auskommt, wird man in "Einfach unvergesslich" schon etwas mehr mit wissenschaftlichen Abhandlungen vertraut gemacht.
      Man wird hier auch nicht mit erschütternden Szenen belastet, denn Kinder nehmen es ja doch etwas anders wahr. Und Evi schildert nur wie sie es empfindet. In "Einfach unvergesslich" wurden alle bedrohlichen Szenarios durchgespielt aus verschiedenen Sichtweisen betrachtet.
      Und hier gibt es keinen Kitsch!!! Ganz wichtig 🙂

    2. Achso, eine Frage habe ich vergessen. Man bemerkt es nicht, dass die Geschichte eigentlich aus den 90er Jahren ist, denn Monika Feth hat modernere Begriffe benutzt und aktuelle Musiktitel eingebaut. Und es gibt den Euro!
      LG

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