"Demon Road" von Derek Landy, Jugendbuch
Copyright: Loewe

Derek Landy ist Ire, hat einen schrägen Sinn für Humor und
ist – vor allem – ein Riesenfan von amerikanischer Horrorkultur. Wer Beweise möchte,
kann sich ein paar Interviews mit ihm durchlesen oder sich sein neues Buch
„Demon Road“ zulegen. Serienkiller, Dämonen, teuflische Kinder, noch
teuflischere Eltern – das Buch ist randvoll mit jeder Art von Monster und eine
große Hommage an den US-Horror der 80er. Kein Zufall also, wenn Ihr im Buch Statements
findet wie „Die amerikanischen Monster sind die allerbesten!“ 

Aber
Moment … lautet die Altersempfehlung nicht „ab 14 Jahren“ (auf Englisch gar ab
13)? Ja, genau und deshalb sollte man wissen, dass Landy seinen Lesern die Eigenverantwortlichkeit
zutraut, selbst zu entscheiden, wann und ob es ihnen zuviel wird. Man sollte
auch wissen, dass Landy zu einer Zeit groß geworden ist, in der die FSK gerne
mal nur pi mal Daumen gehandelt wurde, Kinder mitunter sehr viel früher ersten
Kontakt mit dem Genre hatten und Poltergeist mancherorts als Familienfilm in
den Video2000-Rekorder geworfen wurde. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich spreche.
Und es könnte sein, dass hier die Wurzeln meiner Horroraffinität liegen. Ganz
sicher aber die von Landy! Also: Kommt näher, steigt ein, schmeißt AC/DC an, fahrt mit auf
den Highway to Hell. Aber, wenn es Euch zuviel wird, macht einen Stopp oder
steigt aus! Denn in „Demon Road“ geht’s heftig zur Sache.

Man nennt sie auch die schwarzen Straßen, ein Wegenetz, das
quer durch Amerika verläuft und auf dem verschiedene Dimensionen übereinander
lagern, die Realität durcheinanderwirbeln und unsichtbare Tore öffnen, bis am
Ende so ziemlich alles möglich ist und die Reisenden und Anwohner geradewegs
aus der Hölle zu kommen scheinen. Wer begibt sich freiwillig dorthin, fragt ihr
jetzt vielleicht? Nun, die 16-jährige Amber, die auf der Flucht vor ihren
Eltern ist und sich Hilfe von dem Leuchtenden Dämon erhofft, der junge Ire Glen,
der das Todesmahl loswerden muss und der stille Revolverheld Milo, von dem man
nicht recht weiß, warum er den beiden hilft. Zu dritt reisen sie in einem Dodge
Charger quer durch das Land, die Demon Road hoch und runter, von einem
Schlamassel in den nächsten und kommen ihren Zielen Stück für Stück näher.
Copyright: Loewe

Das Buch ist ein einziger großer Roadtrip, der sich in viele
Etappen teilt, die für sich abgeschlossen sind. Hauptfigur ist Amber, die
herausfindet, dass sie nicht das gewöhnliche, unscheinbare Mädchen ist, das sie
von sich glaubt zu sein und ihre Eltern nicht das langweilige, komische Paar,
für das sie sie bisher gehalten hat. Eine Protagonistin zwischen Buffy und
Dorothy, die es auf die Demon Road verschlägt, eine Horrorversion des Landes
Oz. Statt der Yellow Brick Road gibt es staubige Straßen, statt Feen
Serienkiller, statt kleiner Wichtel mordende Kinder.

Lichte Momente hat die Story – trotz des durchgängig
ironischen Tonfalls – kaum. Obwohl sich die Charaktere in Gut und Böse teilen,
haben sämtliche Figuren eine dunkle Seite und auch die nettesten Zeitgenossen
sind mit ihrem Finger ziemlich schnell am Abzug. Immer, wenn der
Charger eine Pause eingelegt, kann man sich außerdem auf eine erhebliche Menge
Blut einstellen, die sich bis zum Ende hin deutlich steigert. In den letzten
Kapiteln verfällt Landy in einen wahren Blutrausch und scheint eine diebische
Freude daran zu haben, in gefühlten zehn Showdowns jede Menge sinnlosen
Splatter unterzubringen, den man kaum Ernst nehmen kann. Beim Zuklappen hatte
ich dennoch das Gefühl, mir erst einmal die Hände waschen zu müssen.
„Demon Road“ ist mit 480 Seiten ordentlich dick und etwa zur
Hälfte merkt man das auch. Hier kommt zum ersten Mal das Gefühl auf, dass 100
Seiten weniger vielleicht mehr gewesen wäre. Auf einige der vielen Kampfszenen
hätte man gut verzichten können.
Vermisst habe ich manchmal auch Ambers Gedanken, die mich
gerade zu Beginn des Buches unversehens mitgenommen haben, dann aber angesichts
der vielen Action seltener werden. Das ist schade, weil Amber eine enorme
Entwicklung durchmacht, über die es durchaus lohnt, ein wenig länger nachzudenken.
Ganz
generell fehlen wohl einige Gespräche der Hauptfiguren über ihre verrückte
Mission, damit die einzelnen Zwischenstopps mehr Verbundenheit erfahren.
Stattdessen gibt es einen Schlagabtausch nach dem anderen, und weil die
allesamt sehr witzig sind, nimmt man Landy sein stop-and-go wiederum nicht
allzu übel.
Ich kann euch nicht sagen, ob Euch die Reihe ebenso gut gefällt,
wie Skulduggery Pleasant, oder ob sie ihr auch nur annähernd ähnlich ist, weil
ich diese bisher nicht gelesen habe (es aber schleunigst nachholen werde). Ich kann
Euch aber sagen, dass ich dieses Buch verschlungen habe wie ein Dämon seine
Beute, in zwei Nächten und einem Nachmittag.
Wer sich ein wenig mit
dem Horrorgenre auskennt, wird viele Parallelen und Anspielungen finden – auf Stephen
Kings „Christine“, den großartigen Roadschocker „Duell“, „Die Kinder des
Zorns“, „Nightmare on Elm Street“, um nur einige zu nennen.
Für mich gab es unzählige Aha-Erlebnisse, die die dieses Buch zu etwas Besonderem für mich machten.
Fazit: Ich will trotz einiger Kritikpunkte so schnell wie
möglich zurück auf die Demon Road! Teuflisch nur, dass ich auf Band 2 und 3 nun
wohl eine Weile warten muss. 

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Demon Road von Derek Landy 
Originaltitel: Demon Road 
Übersetzer: Ursula Höfker 
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten 
Verlag: Loewe 
Erscheinungsdatum: 19. September 2016 
ISBN: 978-3785585085 
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre

6 Replies to “[Rezension] „Demon Road“ von Derek Landy

  1. … ich bin mir auch nicht sicher, ob das Konzept mit der Eigenverantwortung von Landy wirklich realistisch ist. Grins….
    Und auch, wenn man nicht alle Menschen über einen Kamm scheren kann, man sollte sich gut überlegen, was man sich an Gewaltdarstellungen so antut. Ich habe ziemlich früh die ersten Horrorfilme geguckt und bin einige Bilder lange Zeit nicht losgeworden. Heute habe ich einen anderen Blick drauf und bin vor allem abgehärtet… trotzdem.
    Schaurige Grüße

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