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Märchen passen perfekt in die dunkle Winterzeit. Das konntet ihr ja schon bei der lieben Kath lesen, die in den letzten Wochen einige schöne Kinder-Buchtipps aus dieser Sparte für euch hatte. Für ältere Jugendliche und junggebliebene Erwachsene hat Leigh Bardugo, Autorin der Grischa-Trilogie und von „Das Lied der Krähen“, vor mehreren Jahren zwei lesenswerte Alternativen verfasst. Angesiedelt sind beide Geschichten in der russisch angehauchten Welt der Grischa. Sie streifen die Thematik aber nur am Rande und können ohne Kenntnis der Trilogie und unabhängig voneinander gelesen werden.

In „Die Hexe von Duwa“ zeigt Leigh Bardugo, wie gerissen sie ist. Auf dem Holzweg war ich hier nämlich nicht nur einmal. Zunächst dachte ich „Ah, sie versucht sich an einer Aschenputtel-Variante“. Dann: „Doch eher Hänsel und Gretel?“. Schließlich glaubte ich, bei „Frau Holle“ gelandet zu sein. Aber die Richtung, in die es tatsächlich ging, war definitiv ganz anders und sehr fies. Ich weiß ja nicht, wovon Leigh Bardugo nachts träumt, aber von bunten Einhörnern jedenfalls nicht – die Geschichte ist abgefahren, grausig und vor allem überraschend. Die Protagonistin heißt Nadja und ist die Tochter des Schreiners Maxim. Nadja bekommt Angst, als ihr Vater nach dem Tod der Mutter wieder heiraten will. Dessen Auserwählte, die Witwe Karina, verhält sich mehr als seltsam und bald schon hat Nadja einen schlimmen Verdacht. Hat Karina etwas mit dem Verschwinden der vielen jungen Duwaer Mädchen zu tun?

Ein paar Absätze mehr, hätten vielleicht nicht geschadet. Vereinzelt wirkt der Plot etwas sprunghaft. Ansonsten konnte mich Leigh Bardugo aber komplett packen. Die Brüder Grimm hätten vor 200 Jahren ihre Freude an dieser dunklen, wahnsinnigen Geschichte gehabt und wohl lediglich das Ende massiv entschärft.

 

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„Der allzu schlaue Fuchs“ habe ich kurz nach „Die Hexe von Duwa“ gelesen und hat mir im Vergleich nicht ganz so gut gefallen, aber immer noch gut. Abermals gibt es Bezüge zu bekannten Märchen, abermals geht die Story in eine andere Richtung. Tragischer Held ist ein hässliches, schlaues Füchslein, das immer wieder in Schwierigkeiten gerät, sich aber geschickt und wortgewandt durchs Leben mogelt. Als im Wald immer mehr Tiere verschwinden und alles auf einen legendären, grausamen Jäger hindeutet, will der Fuchs seine Schlauheit unter Beweis stellen und dem Morden ein Ende bereiten.
Leigh Bardugo konnte mich hier aus einem bestimmten Grund nicht ganz so leicht austricksen, so dass ich den Verlauf der Geschichte teilweise vorausahnen konnte. Die letzten Seiten kamen mir außerdem etwas „huschhusch“ zu Papier gebracht vor, während gleichzeitig auch mein Gerechtigkeitsempfinden ein wenig rebelliert hat.

Intensiv und atmosphärisch sind aber beide e-shorts, was ich in Anbetracht der Kürze mal wieder Leigh Bardugos großem Erzähltalent zuschreibe. Für knapp einen Euro pro e-book (Printausgaben sind leider nicht erhältlich) bekommt man einiges geboten, wenn auch kein rundum flauschiges Happy-End. Diese Märchen sind düster und eisig, genau wie der Winter!

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„Grischa: Die Hexe von Duwa“ und „Grischa: Der allzu schlaue Fuchs“, zwei Märchen aus Rawka von Leigh Bardugo
Übersetzung: Henning Ahrens
Seitenzahl e-book „Die Hexe von Duwa“: 48 Seiten
Seitenzahl e-book „Der allzu schlaue Fuchs“: 33 Seiten
Verlag: Carlsen
Erscheinungsdatum „Die Hexe von Duwa“: 25. September 2012
Erscheinungsdatum „Der allzu schlaue Fuchs“: 2. Oktober 2013
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

3 Replies to “[Rezension] „Die Hexe von Duwa“ und „Der allzu schlaue Fuchs“ zwei Märchen aus Rawka von Leigh Bardugo

  1. Guten Morgen!

    Das hört sich wirklich klasse an! Nur die Seitenzahl schreckt mich wirklich ab ^^ Das ist ja sooooo kurz! Aber vielleicht versuche ich zumindest die Hexe, da hast du mich jetzt echt neugierig gemacht 😀

    Liebste Grüße, Aleshanee

  2. Frohe Weihnachten, Aleshanee. 🙂

    Ja, die beiden Märchen sind wirklich kurz. Vor allem endeten beide schon bei etwa 50 Prozent der e-reader-Anzeige… die übrigen 50 Prozent wurden von einer Grischa-Leseprobe gefüllt. Für einen Euro fand ich es aber trotzdem noch okay und kann "Die Hexe von Duwa" wirklich empfehlen. Ein Märchen, aber irgendwie auch ein cooler Genremix.

    Liebe Grüße, Alex

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