Wo die Geschichten wohnen - Oliver Jeffers, Sam Winston
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Es gibt Bücher mit wundervollen Geschichten, die uns Leser
prägen und ein ganzes Leben begleiten. Auch ich kann mich noch sehr gut an
viele wunderbare Bücher erinnern, die ich in meiner Kindheit gelesen habe: „Das
fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner, „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe
und „Huckleberry Finn“ von Mark Twain waren nicht die einzigen Klassiker, die
mich als Kind für sich eingenommen haben und meinen Charakter ein Stück weit geformt
und gestärkt haben. Obgleich schon einige Jahrzehnte ins Land gezogen sind,
begleiten sie mich noch heute. Sie zieren immer noch mein Bücherregal und
warten darauf an meinen Sohn weitergegeben zu werden. In Oliver Jeffers und Sam
Winstons neuestem Werk „Wo die Geschichten wohnen“ geht es um diese wunderbaren
Geschichten, die die Macht haben viele Generationen zu prägen und zu
überdauern.

Ein kleines Mädchen segelt mit ihrem Floß über ein Meer aus
Buchstaben. Auf ihrer Reise durch die Welt der Geschichten trifft sie Jungen.
Sie erzählt ihm von der Magie, die viele Bücher umgeben und zeigt ihm, was mit
ihnen möglich ist. Welch grenzenlose Freiheit sie vermitteln können, wenn man
in sie eintaucht und seiner Fantasie freien Lauf lässt. Sie zeigt ihm, dass
jeder in der Welt der Geschichten willkommen ist und gemeinsam verlieren sie
sich in Zauberwäldern, erklimmen Berge aus Märchen, entkommen Ungeheuern in
verwunschenen Schlössern und schlafen in Wolken aus Musik.

Die ersten Seiten dieses außergewöhnlichen Buches wurden von
Oliver Jeffers und Sam Winston sehr spärlich gestaltet und bieten der
Geschichte eine ruhige Einleitung. Das mit schwarzen Pinselstrichen gezeichnete
Mädchen gleitet mit ihrem Floß – ihren Füße badend in einem Meer aus filigranen
Buchstaben, über weiße Seiten dahin.  Mit
jeder Seite wächst die Geschichte und die Illustrationen werden imposanter und
zu einem farbintensiven Feuerwerk mit Figuren aus den schönsten Klassikern.
Illustration und Wort gehen hierbei tänzelnd eine Symbiose ein.
Fotografische Abbildungen ergänzen gezeichnete
Illustrationen und werden untermalt von einzelnen Buchstaben und Textauszügen
beliebter Bücher. Viele Titel von wunderbaren Geschichten werden in den
zahlreichen Szenen sichtbar und wecken bei jedem Leser wunderschöne Erinnerungen.
Die Schrift wirkt kindlich,
mal gezähmt, mal wild. Einzelne Worte werden in vollständig groß abgebildet, um
ihre Bedeutung zu intensivieren.

Oliver Jeffers und Sam Winston haben mit „Wo die Geschichten wohnen“ ein Gesamtkunstwerk erschaffen, welches man immer wieder gerne
durchblättern möchte und das in keinem Bücherregal fehlen darf. Es ist eine
Liebeserklärung an das Lesen, an zahlreiche Klassiker und ein Genuss für alle Sinne. Auf
beeindruckende Weise erzählen beide Autoren, wozu Geschichten fähig sind und
welche Möglichkeiten sie dem Leser offenbaren, wenn dieser sich auf den Worten treiben
lässt.

Wo die Geschichten wohnen von Oliver Jeffers und Sam Winston
Übersetzer: Brigitte Jakobeit 
Gebundene Ausgabe: 40 Seiten 
Verlag: mixtvision
Erscheinungstermin: 27. Januar 2017 
ISBN: 978-3958540927 
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 4 – 6 Jahre

2 Replies to “[Rezension] „Wo die Geschichten wohnen“ von Oliver Jeffers und Sam Winston

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