England, irgendwann im 19. Jahrhundert: Violet Veil ist die Tochter des hiesigen Bestattungsunternehmers. Furchtbar gerne würde sie das Familiengeschäft einmal übernehmen. Aber als Mädchen wird sie einfach nicht ernst genommen. Als eines Tages der junge Oliver – eben noch tot geglaubt – quasi vom Leichentisch springt und anschließend wieder in der Gegend herum, ist Violets großer Moment gekommen. Endlich kann sie zeigen, was in ihr steckt. Gemeinsam mit ihrem Windhund Bones begibt sie sich auf Spurensuche, um das Rätsel von Olivers „Tod“ und seiner seltsamen Wiederauferstehung zu lösen.
Nette Ideen, schwache Umsetzung
„Violet und Bones: Der lebende Tote von Seven Graves“ klang für mich großartig, mysteriös-gruselig. Für emanzipierte Detektivinnen bin ich sowieso immer zu haben. Und das Cover erst …. großartig. Hier machte sich allerdings schnell ein Gefühl von Enttäuschung in mir breit. Violets Abenteuer fällt für mich weitestgehend in die Kategorie „Flop“.
Mehrere Gründe: Zum einen ist die Geschichte extrem simpel gestrickt. Tatsächlich wird einem exakt EIN Verdächtiger präsentiert, was ein bisschen mager für einen Krimi ist. Und da es im Kern nur darum geht, noch ein Motiv herauszuschälen, wird es spätestens ab der Hälfte doch ziemlich langwierig. Zumal auch die Charaktere nicht besonders fesseln.
Buchstäblich wenig geistreich
Selbst für das empfohlene Lesealter ab elf Jahren bleiben die Dialoge zu banal, wirken manchmal unfreiwillig komisch, was auf die Figuren zurückfällt, die nicht gut entwickelt wirken.
„Ich habe niemandem was getan. Aber wenn mich jemand töten wollte, versucht er es vielleicht noch einmal.“ Er schluckte. „Ich fühle mich bei dem Gedanken unwohl.(…)“ S. 14
Man kann der Handlung ansonsten leicht folgen, einige Szenen sind auch durchaus spannend angelegt, Was mir fehlte, waren interessante Gedankengänge, die das Innenleben der Protagonisten zeigen. Die Figuren trudeln – während sie eine ominöse schwarz verschleierte Dame beschatten – größtenteils ohne großes Hinterfragen der Auflösung entgegen.
Dabei hätte gerade die historische Kulisse soviel mehr hergegeben. So konnte ich Violets gelegentliche Bemerkungen, wie sehr sie als Mädchen unter der gesellschaftlichen Benachteiligung leidet, nur schwer in Einklang bringen mit ihrem bestimmten, völlig selbstverständlichen Auftreten in fast jeder Situation. Es gab so vieles, was sich für mich nicht überzeugend anfühlte.
Violet und Bones – süß und oberflächlich
Dazu zählt auch das übernatürliche Element der Geschichte. Denn Violet besitzt die Fähigkeit mit Geistern zu kommunizieren und ich als Riesenspukfan hätte nur zu gerne mehr darüber erfahren. Leider bleibt auch dieser Aspekt eher eine Randerscheinung. Vielleicht baut ihn die Autorin in den nächsten Büchern der Reihe weiter aus. Einstweilen passt er zum Rest der Geschichte. Er wirkt unfertig.
Bleibt der Eindruck einer vielversprechenden, nicht überzeugend umgesetzten Idee, durch die süße, aber letztlich leere Charaktere wandeln. Detektivserien mit historischem Setting gibt es bessere.
ABER da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, lest gerne weitere Meinungen, etwa von Angis Bücherkiste und Meggies Fußnoten
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Violet und Bones: Der lebende Tote von Seven Graves von Sophie Cleverly
Original: A Case of Grave Danger (The Violet Veil Mysteries #1)
Übersetzung: Birgit Erdmann
Verlag: Mixtvision
Erschienen: 9. März 2022
E-Book: 253 Seiten
Altersempfehlung: ab 11 Jahren