Drei Bücher habe ich von der Autorin bislang gelesen. Dieses ist für mich das vierte und bislang schwächste. Karen M. McManus hat zwar wieder einen netten Mysteryroman hingelegt, mit sympathischen Charakteren und einer Prise Glamour, der aber doch deutlich hinter meinen Erwartungen zurückblieb. Ich vermisste vor allem Spannungselemente und fand auch die Auflösung eher schwach.
DRei „Cousins“ auf Mystery-Island
Alles dreht sich um ein großes Familiengeheimnis: Vor mehr als 20 Jahren hat die steinreiche Witwe Mildred ihre Kinder Adam, Anders, Archer und Allison von einem Tag auf den anderen enterbt und den Kontakt abgebrochen. Lediglich eine ominöse Nachricht hat sie ihnen zukommen lassen: „Ihr wisst, was ihr getan habt.“ Niemand von ihnen hat die zurückgezogen auf einer Insel für Superreiche lebende Mildred seitdem wieder getroffen. Umso überraschter sind alle, als Mildred nach vielen Jahren ihre fast erwachsenen Enkelkinder Aubrey, Milly und Jonah (alle etwa im selben Alter) zu sich nach Gull Cove Island einläd und ihnen Ferienjobs in einem Wellness-Ressort anbietet.
Aufgebaut ist die Geschichte wieder in gewohnter Manier: Karen M. McManus lässt abwechselnd verschiedene Figuren zu Wort kommen (Jonah, Milly, Aubrey und in einer Rückschau auch Millys Mutter Allison als junges Mädchen). Darüber ergibt sich ein Mosaik der gesamten Situation. Diese Herangehensweise hat in „One of us is lying“ grandios funktioniert und beginnt auch dieses Mal vielversprechend. Leider flaute mein Interesse mit zunehmender Seitenzahl dann aber merklich ab. Das lag zum einen daran, dass die Hauptcharaktere zu wenig (bis gar nicht) in die Umstände des eigentlichen Rätsels verstrickt sind und sich über weite Strecken auch nicht besonders engagiert um dessen Auflösung bemühen.
Too much im Endspurt
Rückblickend muss ich gestehen, fand ich ihre persönlichen Geschichten (vor allem die der schüchternen Aubrey) jedoch um ein Vielfaches interessanter und realitätsnaher, als die Hintergründe des „großen“ Familiengeheimnisses. Alles in allem bin ich Milly, Jonah und Aubrey tatsächlich gerne gefolgt, habe sie beim Kennenlernen begleitet, auf ihren Wegen durch das Ressort, zum Brunch, in Café, Boutique, Bar und habe mich auch auf die kleine, unaufdringliche Lovestory gerne eingelassen.
Daher hätte es meinerseits vielleicht sogar für eine Empfehlung gereicht, wenn sich die Hintergründe nicht so plump aufgedröselt hätten. Bestimmte Zusammenhänge sind so offensichtlich, dass man gar nicht viel Herumrätseln muss, um auf die Lösung zu kommen. Wirklich enttäuschend ist aber der „Clou“ am Ende (inklusive hochdramatisches Schurkengeständnis), der sich für mich soapartig, übertrieben und daher nicht sonderlich packend las. Da bin ich von der Autorin raffiniertere Ideen gewohnt.
Fazit: Dieses Buch liest sich unkompliziert und schnell, vor allem dank seiner angenehmen, jugendlichen Charaktere. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt es jedoch nicht. Spannung kommt nur minimal auf, Geheimnisse werden auf die lange Bank geschoben und die ganze Geschichte mit einer Überdosis an Drama höchst unoriginell beendet. Für mich ein Okay-Buch, ein netter Mysteryschmöker, von dem man nicht zuviel erwarten sollte, was wohl mein Problem war: Von Karen M. McManus, die mich bisher noch nie ennttäuscht hat, habe ich einfach etwas mehr erwartet.
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The Cousins von Karen M. McManus
Original: The Cousins
Übersetzung: Anja Galić
Verlag: cbj
Erschienen: 14. Dezember 2020
Hardcover: 432 Seiten
ISBN: 978-3570165782
Lesealter: 14 +