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Vom Titel ausgehend, hatte ich bei diesem Buch andere Erwartungen. Vollständig lautet er: „Stranded – Die Insel: Acht Fremde. Ein Mörder. Kein Ausweg.“ Das klingt nach Agatha Christie. Nach Whodunit. Nach einem Killer, den es zu entlarven gilt. Tatsächlich wird uns aber vielmehr ein aus dem Ruder laufendes Sozialexperiment präsentiert. Ein Mix aus Robinson, Tribute von Panem, Herr der Fliegen und Haushofers Wand.

Als großer Fan von Survivalthrillern hat mich dieses Debüt trotz kleiner Mankos begeistert. Ich möchte daher eine große Empfehlung aussprechen.

Allein in der Wildnis

Zum Inhalt: Maddy und sieben weitere Teilnehmer*innen – insgesamt vier Frauen, vier Männer – machen bei einer TV-Show unter extremen Bedingungen mit. Ein Jahr lang wollen sie abseits der Zivilisation auf einer schottischen Insel leben.

Beobachtet von Kameras, müssen sie eine Behausung bauen, Nahrung beschaffen, sich den Jahreszeiten anpassen und Konflikte lösen. Letzteres erweist sich schnell als Problem. Zumindest für Maddy, die sich mit Freundschaften schon immer schwergetan hat. Eigentlich hatte Maddy gehofft, mit der Teilnahme an dem Experiment ein Strich unter ihr bisheriges Leben ziehen zu können. Noch einmal neu anfangen, alte Muster durchbrechen. Stattdessen werden die kommenden Monate für sie zum absoluten Horror. Die Teilnehmer*innen sind derart unterschiedlich, dass Differenzen programmiert sind. 

Viel mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Kritisch betrachtet, bleiben vor allem rund um die TV-Übertragung einige Fragen offen. Ich fand es beispielsweise nicht ganz glaubhaft, dass monatelang kein Mensch auf der Insel vorbeischaut, obwohl es wirklich jede Menge Anlass dazu gegeben hätte.

Inselhorror

Auch Feinheiten der Gruppendynamik hätte die Autorin stärker herausarbeiten können. Manche Entwicklungen erschienen mir zu abrupt. Das mag daran liegen, dass wir alles aus Maddys Sicht erleben, die ihrerseits Schwierigkeiten hat, sich in Gruppen zurechtzufinden. Andererseits kam mir Maddy so stark und reflektiert vor, dass ich mich öfter fragte, was genau eigentlich ihr Problem ist. Bzw. was das Problem der Gruppe mit Maddy ist.

Letztendlich fällt das bei meiner Beurteilung aber kaum ins Gewicht. Menschen sind nicht immer rational. Ganz im Gegenteil: Die Spezies Mensch ist oft grausam und widersprüchlich. Das ist leider die Wahrheit und sie lässt sich in dieser Geschichte wiederfinden.

Fazit: Ein Pageturner mit kleinen Mankos, vor allem die Abwicklung der TV-Show betreffend. Insgesamt aber eine spannende Prämisse und weitestgehend authentische Entwicklung.

 

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„Stranded – Die Insel: Acht Fremde. Ein Mörder. Kein Ausweg.“ von Sarah Goodwin
Original: ‎ Stranded
Übersetzung: Dr. Holger Hanowell
Verlag: Lübbe
Erschienen: 31. März 2023
Taschenbuch: ‎ 400 Seiten
ISBN: ‎ 978-3404188789

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