Der erste Teil der H.O.M.E.-Dilogie konnte mich ehrlich gesagt nicht vollends überzeugen. Trotzdem war ich neugierig auf den Abschluss der Reihe – denn der Auftakt ließ sich insgesamt nett lesen und war streckenweise durchaus spannend.
Aber zwischen „H.O.M.E. – Die Mission“ und mir hat es so gar nicht funken wollen. Auf den Punkt gebracht: Mir fehlte es an Kohärenz, Spannung und Glaubwürdigkeit. Es fing schon damit an, dass sich die Handlung vom dystopischen Berlin ins Weltall verlagerte. Insgeheim hatte ich gehofft, dies würde in letzter Sekunde verhindert werden. Lieber wäre ich auf irdischem Boden geblieben und bei greifbaren Problemen wie Wassernot und politischen Zerwürfnissen.
Beam me up!
Aber gut. Science Fiction kann mich – gut erzählt – auch begeistern. Hat sie in diesem Falle aber nicht. Das Problem mit „Die Mission“ ist nicht, dass das Buch einen krassen Schnitt macht, so dass man streckenweise meint, in einer völlig anderen Geschichte gelandet zu sein, sondern, dass fesselnde Konflikte fehlen, die für echten Thrill sorgen. In der ersten Hälfte passiert kaum etwas. Zoës Mit-Passagiere liegen größtenteils im künstlichen Koma und der Leser begleitet Zoë auf ihren Erkundungsgängen durch das Raumschiff. Man liest ihre widerstreitenden Gedanken, die teilweise sprunghaft und wenig plausibel erscheinen und in der Folge jede Menge selbstgemachtes Drama heraufbeschwören. Die dünnen Erklärungen zu bestimmten Abläufen auf dem Raumschiff lassen schmunzeln, sind in Anbetracht des Zielgruppenalters aber zu verschmerzen.
H.O.M.E. – Mission implausible
In der zweiten Hälfte gibt es einige actionreiche Überraschungen. Die Spannung steigert sich aber nur minimal. Weil das Geschehen unterm Strich austauschbar bleibt. Die ursprüngliche Idee gerät aus dem Blickfeld. Und weiterhin fehlt es an Überzeugungskraft. Das größte Problem hatte ich mit den Charakteren, die ich als besonders nervig empfand. Und immerhin sprechen wir hier von einer ausgebildeten Elite-Truppe. Von der Crème de la Crème der jugendlichen Hoffnungsträger, die sich leider gerne mal in krassen Verfolgungswahn hineinsteigerten, anstatt offen miteinander zu sprechen. Ganz vorne mit dabei: Jonah, dessen ausschweifende Tagebucheinträge mir wie der reinste Kindergarten vorkamen, weshalb ich sie gegen Ende nur noch überflogen habe.
„Ich persönlich glaube ja mittlerweile, dass Tom und Kip mit Zoë unter einer Decke stecken. Ich habe zwar noch keine Ahnung, was das überhaupt für eine Decke ist und was darunter noch so verborgen liegt, aber ich bin fest entschlossen, es herauszufinden. So einfach lasse ich mich nicht abspeisen.“ S. 277
Schade. Insgesamt war die „H.O.M.E.-Mission“ für mich eine fantasielose, frustrierende Fortsetzung, in der gute, realitätsnahe Ansätze nicht weiter verfolgt und Konflikte künstlich aufgebauscht wurden. Den endgültigen Todesstoß versetzte der Story der Twist auf den letzten Seiten, der gemessen an der Handlung in gewisser Weise konsequent ist, aber auch wirklich schlapp und billig.
WERBUNG
Folgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung
H.O.M.E. – Die Mission (Die H.O.M.E.-Reihe, Band 2 von Eva Siegmund
Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: cbt
Veröffentlicht: 11. März 2019
ISBN: 978-3570312315
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
One Reply to “[Rezension] „H.O.M.E. – Die Mission“ Band 2 von Eva Siegmund”