Copyright: Carlsen

Wir sind in diesem Jahr früh dran mit unseren Halloween-Tipps. In der letzten Zeit haben wir einige Bücher vorgestellt, die sich wunderbar als Lektüre rund um unser heiß geliebtes Kürbiskopf-Fest eignen, und machen damit am besten direkt weiter. Heute geht es um „Die Nacht der Acht“ von Philip Le Roy, ein französisches Jugendbuch, das als „nervenaufreibender Horror-Thriller“ von Carlsen lanciert wird. Aber kann die „Nacht der Acht“ dieses Versprechen halten?

Tatsächlich fühlte ich mich gut unterhalten – obwohl die Geschichte leicht trashig ist und die Figuren (klischee-erfüllend) französisch-überspannt daherkommen. Das Konzept des Autors nutzt sich in der zweiten Hälfte leider auch ab, weil jedes Kapitel dem gleichen Schema folgt. Trotzdem wollte ich unbedingt wissen, was hinter dem Geheimnis steckt, das uns hier präsentiert wird. Also Punkt für das Buch!

Von Achten, die auszogen, das Gruseln zu lernen

Acht Jugendliche treffen sich am Wochenende in einem abgelegenen Haus, um sich gegenseitig das Gruseln zu lehren. Aber dann geschehen merkwürdige Dinge, die zunehmend bedrohlich wirken. Ist alles nur inszeniert? Oder hat es jemand (oder etwas?) auf die Jugendlichen abgesehen?

Das Setting funktioniert einfach immer: Einsames Haus, dunkler Wald, gestörter Handyempfang. Philip Le Roy wartet mit dem klassischen Horrorambiente auf und bedient sich der guten alten Klischees. Die Regeln sind einfach: 1. trenne dich nie von der Gruppe 2. flüchte nicht nach oben 3. flüchte nicht nach unten 4. flieh nie in den Wald. Das alles wissen natürlich auch unsere horrorbegeisterten Protagonisten, was sie nicht davon abhält, keine einzige Regel zu befolgen (warum nur?) und in dieser Weise verschwindet einer bzw. eine nach dem/der anderen.

Pöbeln in Frankreich

Aber was wird hier eigentlich gespielt? Treibt ein Killer sein Unwesen und dezimiert die Gruppe nach und nach? Oder ist alles ein übler Scherz? Gibt es vielleicht sogar eine paranormale Auflösung? Der Autor greift Stereotype auf, spielt gleichzeitig mit ihnen und lässt uns bis kurz vor Ende im Ungewissen. Das ist der Teil, der mir gefallen hat. Leider glückt er nicht gänzlich, was unter anderem an Defiziten in der Charakterzeichnung und an den Dialogen lag.

Der stark gesprächslastige Text wuselt zwischen den Protas umher, ohne sich auf eine Hauptfigur festlegen zu können, was das Ensemble austauschbar macht. Tatsächlich dauerte es lange, bis ich die Figuren überhaupt einwandfrei voneinander unterscheiden konnte.

Die Gespräche sind anstrengend. Man pöbelt viel herum, schwatzt etwas pseudointellektuell daher und das alles gerne total überdreht. Angeblich sind unsere acht Protagonisten gut miteinander befreundet. Umso mehr verwundert der Umgang. Und warum sie von ihren Mitschülern wie Stars verehrt werden, weiß auch nur der Autor. Ich jedenfalls fand ihr Benehmen eher abschreckend.

„Das ist kein Brei, das ist ein Brett.“ „Der Witz ist echt flach.“ „Besser ein flacher Witz als flach wie ein Brett.“ „Ha, ha.“ (S. 99)

Letztendlich büßt das Buch aber vor allem wegen seines repetitiven Moments an Spannung ein. Erst der Twist am Ende bricht mit dem Schema, was die Geschichte über weiter Strecken zu monoton erscheinen lässt. Die Auflösung dann ist nett erdacht, kann aber nicht ganz überzeugen. Auch hier liegt es weniger an der Idee an sich, als an der Schlichtheit dessen, was bis dahin geschieht und aufgebaut wird, oder eben nicht.

Fazit: Ein schwarz-weißes Cover, wie passend. Für mich war „Die Nacht der Acht“ ein Leseerlebnis mit Licht und Schatten. Die Geschichte steht in der Tradition des klassischen Teen-Slashers (altersgerecht umgesetzt, versteht sich), bedient Klischees und spielt mit ihnen. Letzteres hat mich begeistert, wird aber leider zu wenig ausgebaut, weshalb sich das Konzept mit der Zeit abnutzt. Alles in allem ein leichtes, schnelles und leidlich spannendes Leseerlebnis mit einigen Mankos. Wer sich darauf einlassen kann, wird gut unterhalten.

 

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„Die Nacht der Acht“ von Philip Le Roy
Original: Dans la maison
Übersetzung: Maja von Vogel
Verlag: Carlsen
Erschienen: 29. April 2021
Taschenbuch: ‎ 288 Seiten
ISBN: 978-3551321213
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren

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