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Zunächst das Gute: Sandra Regnier kann schreiben… keine Frage. Man hat das Gefühl, sie schüttelt jeden einzelnen Satz mit Leichtigkeit aus dem Handgelenk. Sie zieht den Leser mit ihrem flüssigen Stil unheimlich schnell in ihre Geschichten hinein. Ich hatte überhaupt kein Problem in „Die magische Pforte der Anderwelt“ zu finden und fühlte mich erzählerisch wunderbar an die Hand genommen.
Außerdem hat die Protagonistin Biss. Sie ist kein schmachtendes Mäuschen, schmilzt nicht bei der ersten Begegnung mit einem gutaussehenden Jungen dahin. Trotzdem hat mich das Buch irgendwo zwischen Seite 100 und 200 als Fan verloren und die letzten knapp 150 Seiten habe ich mich nur widerwillig durch die Kapitel gequält und war sogar versucht, die ganze Sache abzubrechen. Denn die Geschichte ist nett und schmökerig, aber fürchterlich langatmig. Gefühlt diskutierte Allison die meiste Zeit mit ihren Freundinnen Emma und Camilla über anstehende Parties, die französische Austauschschülerin Valérie und die Absichten von Elf Finn. Ab und zu entstand ein bisschen Spannung oder es traten neue Figuren auf den Plan, aber im nächsten Augenblick verpuffte die schöne Atmosphäre und meine Hoffnung auf eine Steigerung war dahin.
Vermisst habe ich auch den roten Faden. Bis zum Ende hatte ich keine Ahnung, wohin die Autorin eigentlich will. Allison öffnet unbeabsichtigt in den unterirdischen Katakomben von Edinburgh eine Pforte zur Elfenwelt und löst damit eine Reihe seltsamer Ereignisse aus. Damit kommt Elf Finn ins Spiel, der Wächter der Pforte, und eigentlich müsste es dann nach und nach zu einigen Erkenntnissen kommen – aber die bleiben aus. Stattdessen werden die Hintergründe unter Teeniegesprächen begraben, so dass sich mein Lesegefühl mit einem Spaziergang im dichten Nebel vergleichen lässt. Rund um die mysteriöse Pforte schien mir viel Chaos und halbherzige Lösungssuche zu herrschen. Der bedrohliche Moment wurde so nicht effektiv genug herausgestellt.
Mein nächstes Problem: Zuviele Verweise auf Filme und Stars! Jeder neu auftauchende Charakter wurde sofort einem bekannten Schauspieler/Sänger zugeordnet – Ed Sheeran, Angelina Jolie, Harry Styles… so spart man sich natürlich Beschreibungen, auf Dauer wirkte dieses Mittel aber einfallslos. Außerdem sind einige Vergleiche nicht ganz zeitgemäß. Allison möchte beispielsweise sehr gerne ein One Direction Konzert besuchen, aber meines Wissens nach hat sich die Band (erst einmal) getrennt. Möglicherweise hat sich diese Entwicklung zeitlich mit der Entstehungsgeschichte des Buches überschnitten, trotzdem fällt dieser Aspekt negativ auf und spätestens das Lektorat hätte ihn noch einmal überdenken können.
Wer diese Promis jetzt vor Augen hat, sieht gleich die nächste Schwierigkeit: Alle, wirklich alle Protas sehen unfassbar gut, perfekt oder wenigstens total süß aus. Bis auf Allison, die irgendwie meint wie ein Hobbit auszusehen, weil sie eher klein geraten ist – aber auch hier werden Äußerlichkeiten in den Mittelpunkt gerückt. Ein leidiges Thema. Aber ich finde, das könnte man besser lösen und sich ein bisschen mehr vom Schönheitswahn entfernen und weniger dick auftragen, ohne die Figuren gleich grau wie Aschenputtel durch die Gegend laufen zu lassen. Immerhin: Bisher ist kein Liebesdreieck in Sicht!
Die Pan-Trilogie von Sandra Regnier habe ich vor einigen Jahren sehr gerne gelesen, durch das aktuelle Spin-Off habe ich mich zeitweise durchgekämpft. Die Geschichte hat einige lustige Momente, ist für meinen Geschmack aber zu farb- und zusammenhanglos ausgefallen. Fans der Pan-Reihe, die gerne noch einmal zurück in Sandra Regniers Elfenreich kehren möchten und sich auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten wünschen, sollten sich ihre Freude auf „Die magische Pforte der Anderwelt“ aber nicht von mir madig machen lassen, sondern sich einfach selbst auf eine Reise nach Edinburgh begeben und sich eine Meinung bilden. Im Netz kursieren viele gute Bewertungen.
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Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: Carlsen
ISBN: 978-3551316875
Altersempfehlung: Ab 14 Jahren