Selbst diejenigen unter Euch, denen der Name Robert Arthur spontan nichts sagt, dürften schon etwas von ihm gelesen, wahrscheinlicher noch gehört haben. Robert Arthur gilt als Erfinder der Drei ???. Neben zahlreichen Detektiv- und Geistergeschichten schrieb er insgesamt zehn Bücher der Reihe, die heute sämtlich Kultstatus genießen. Darunter „Das Gespensterschloss“ (1964), „Der Super-Papagei“ (1964) und (mein all-time-favourite) „Der sprechende Totenkopf“ (1969).
Staubige Gespenster
Da der Mann von 1909 bis 1969 lebte, haftet der jüngst vom Kosmos Verlag veröffentlichten geisterhaften Geschichten-Sammlung ein reichlich antiquierter Charme an. Statt in Suchmaschinen, wird in Atlanten gestöbert, Telefonate gibt’s per Kabelverbindung und Frauen treten quasi ausschließlich in ihrer Rolle als Ehegattinnen auf. Dass die zehn hier versammelten Kurzgeschichten den Geist ihrer Zeit widerspiegeln, findet im Vorwort Erwähnung und sollte damit alle auf Abstand halten, die solcherart Nostalgie nichts abgewinnen können.
Davon abgesehen, sind die Storys durchaus unterhaltsam, wenn auch selten gruselig. Taktisch gut platziert ist die Eingangsgeschichte, die noch am ehesten leichte Gänsehaut verursacht und auf ein klassisches Motiv zurückgreift: Übermäßige Gier ruft gerne mal Gespenster auf den Plan. Die meisten anderen Erzählungen sollen wohl gar nicht schaurig sein (u.a. „Miltons Gabe“, „Ein komischer Vogel, „Post aus Eldorado“), sondern fallen vielmehr ins humoristische Geisterfach.
Qualitativ empfand ich die Werke als recht schwankend. Manche wirken leicht konfus zu Papier gebracht, bzw. zu kurz, um die Zahl der Protagonisten glaubwürdig in Szene setzen zu können, andere wiederum („Unsichtbare Schritte“) erzeugen mit wenigen Worte gekonnt eine gruselige Stimmung, wieder andere lassen ob ihrer Schelmhaftigkeit schmunzeln.
Da die Anthologie ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen wird, darf man sich wohl fragen, ob die anvisierte Zielgruppe heutzutage noch viel mit Robert Arthur anfangen können wird. Meiner Vermutung nach landet das Buch überwiegend in den Regalen von Drei-???-Fans, die dem Autor auf ewig für die Jugenddetektivserie huldigen. Aber wer weiß … Geistergeschichten sind in gewisser Weise natürlich zeitlos.
Im Rahmen unseres jährliches Halloween-Specials empfehle ich „Die Geister, die ich rief“ allen Freunden des angestaubten Dachbodengrusels. Keine Abwertung, sondern eine Einordnungshilfe! Als Fan von altmodischem Gespenstertrash hatte ich unterhaltsame Stunden mit dem Buch.
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Die Geister, die ich rief: 10 geisterhafte Kurzgeschichten von Robert Arthur
Übersetzung: Anja Herre
Illustrationen: Irv Docktor
Verlag: Kosmos
Erschienen: 23. September 2024
Hardcover: 240 Seiten
ISBN: 978-3440180112
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren