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Was haben Katherine Hepburn, Cary
Grant, James Stewart und Audrey Hepburn außer ihrer steilen Schauspielkarriere,
die mit zahlreichen Oscars belohnt wurde, gemein? Und vor allem, was haben sie
mit dem Königskinder Verlag zu tun? Sie spielen eine große Rolle in einem
Königskinder-Buch aus dem neuen Herbstprogramm Kaleidoskop. In „Annähernd Alex“,
einer rasanten Verwechslungskomödie von Jenn Bennett, teilen die beiden
literarischen Hauptfiguren eine Leidenschaft für alte Filme. Kennengelernt
haben sie sich in einem Film-Forum, doch wenn es nach Mink geht, sollen sie
sich nun auch im wahren Leben begegnen. Allerdings bringt dieses Vorhaben böse
Überraschungen mit sich …
Bereits von der ersten Zeile an wird der Leser passend in
das Thema eingeführt, denn jedes neue Kapitel wird durch ein Filmzitat
eingeleitet. Auch die rasante und flüssige Handlung ist anfangs sehr stimmig, rund
um das Thema Film aufgebaut, denn in Minks Leben dreht sich alles um ihre
Leidenschaft. Sie liebt es, sich wie ein Filmstar zu kleiden und zu frisieren,
sich über alte Filme zu unterhalten und hat einen neuen Job in einem Museum mit
Filmrequisiten angenommen. Selbst ihr Verhalten hat sie nach einer Figur aus dem
Film und gleichnamigen Roman „Oliver Twist“ bezeichnet: Artful Dodger – einem
Taschendieb. Jedoch hat Mink sich nicht auf Taschendiebstahl spezialisiert,
sondern eher darauf so unauffällig wie möglich zu sein. So hält sie es mit
allen Beziehungen, auch mit der zu Alex. Um böse Überraschungen zu vermeiden,
verrät Mink ihm vorerst nicht, dass sie genau in den Küstenort zieht, in dem er
wohnt. Lieber macht sie sich zurückhaltend auf die Suche nach Alex.
Nach zahlreichen amüsanten Kapiteln wird das Thema Film von
einer anderen literarischen Figur verdrängt: Porter. Porter ist der Enkel einer
Surflegende und ein übertrieben selbstbewusster Möchtegern, der Mink gerne
provoziert. Porter steht für all das, was Mink fernhalten möchte: Chaos und
viel Unruhe. Trotzdem kann sie sich ihm nicht entziehen und verliert nach und
nach ihr eigentliches Vorhaben Alex zu finden aus den Augen. Der Schwerpunkt
der gesamten Geschichte verlagert sich und das Geschehen verliert ab und an den
Bezug zur eigentlichen Geschichte. Was ich sehr schade fand, denn dadurch
verlor auch die Handlung an Dynamik und geriet ins Stocken.
Mink ist ein sympathischer, sehr interessanter und
facettenreicher Charakter, an dem man sich schon mal die Zähne ausbeißen kann. Manchmal
wirkt sie, als würde sie sich selbst nicht kennen. Minks Leben ist von
zahlreichen Widersprüchen geprägt. Zwischen den Zeilen spürt man deutlich ihre
innere Zerrissenheit und manchmal eine große Angst. Ich als Leser war sehr
neugierig, was sich hinter ihrem Artful-Dodger-Verhalten verbirgt.
Der größte Kritikpunkt an dieser Geschichte ist, dass viele
Ereignisse von Anfang an sehr vorhersehbar waren. Zu Beginn dachte ich noch, es
sei gewollt und die Autorin möchte lediglich ihre Leser verwirren, in dem sie sie
bewusst täuscht. Aber nein, es kam genauso, wie ich es vorhergesehen hatte und es gab leider auch keine witzigen Sequenzen, die eine Absicht der Autorin untermauert hätten. Und
gerade deswegen wollte ich Mink manchmal buchstäblich packen, um sie auf die
offensichtlichen Tatsachen hinzuweisen.
„Annähernd Alex“ von Jenn Bennett ist zusammengefasst eine
interessante und solide Geschichte, die hin und wieder auf Abwege gerät und somit
etwas an Dynamik verliert. Trotzdem habe ich sie gerne gelesen. Eine
Nebenwirkung hat diese Geschichte: Man kommt nicht umhin sich für die im Buch
beschriebenen Filme zu interessieren – sofern sie einem nicht schon bekannt
sind. Ich habe jedenfalls große Lust bekommen, mir Alex und Minks Leidenschaft
etwas genauer anzusehen.