Für Detektivgeschichten bin ich eigentlich immer zu haben und auch leicht damit glücklich zu machen. „Agatha Oddly – Das Verbrechen wartet nicht“ fällt im Vergleich mit ähnlichen Büchern aber leider deutlich ab. Ich war schon vor dem Lesen skeptisch, weil mir bekannt war, dass Lena Jones das Pseudonym für ein ganzes Autorenteam ist, das die Serie zusammen mit dem Verlag Harper Collins entwickelte. Der Ansatz dabei war, die Reihe TV-tauglich, im Drehbuchmodell, zu gestalten. Das spürt man auch deutlich.
Agatha rettet london
Man nehme eine Katastrophe (Wassernot nach Manipulation des Londoner Leitungssystems), eine ominöse Geheimgesellschaft, eine tote Mutter und ein paar kryptische Botschaften) – fertig ist das Kinderbuch. Nicht! Denn was auf der Leinwand zu einer unterhaltsamen Geschichte verschmelzen kann, braucht in Buchform eine gute Ausarbeitung und die Beseelung der Figuren. Was mir hier zu finden misslang.
Einmal abgesehen davon, dass der Fall für meinen Geschmack eine Nummer zu groß für ein 13-jähriges Schulmädchen ist, fehlt mir hier einerseits der Humor und andererseits die Sorgfalt. Die Beschreibungen der Umstände wirken skizzenhaft: Roter Schleim fließt aus den Rohren, manchmal hat Agatha Oddlow (oder auch Oddly, von odd = seltsam) Durst, es gibt Demos. Dazwischen breitet sich die Handlung grobmaschig vor dem Leser aus. Das Tempo ist teilweise zu langsam (Wege werden ausführlich beschrieben), teilweise zu schnell (Szenen wechseln abrupt).
Denk nicht an den rosa Elefanten!
Da wird beispielsweise sehr aufwendig über eine versteckte Botschaft in einem extrem seltenen und besonders wertvollen Buch ein Treffen mit Agatha arrangiert, eine wichtige Info gegeben und kurz darauf (Zeit für einen Szenenwechsel!), das Gespräch mit der Begründung abgebrochen, das würde für’s Erste reichen und Agatha solle sich am Besten aus allem raushalten.
Der Plot erscheint überfrachtet und zu oberflächlich arrangiert. Was auch bei der Hauptfigur negativ zu Buche schlägt, die für mich durchgehend schwer greifbar blieb, zwischen den Szenen hin- und herspringend, mal etwas überdreht, mal verträumt.
Es gibt sehr gute Detektivgeschichten für Kinder. Bestes Beispiel ist die Reihe um die Juniordetektivinnen „Wells und Wong“, die so ziemlich alles zu Bieten hat, was ich hier vermisst habe: Protagonisten, die echte, kleine Persönlichkeiten sind, clever konzipierte Fälle und stringente, nachvollziehbare Detektivarbeit – auch ohne Riesenverschwörung und Wassernot. Im Vergleich damit ist Agatha Oddly vor allem eines: sehr, sehr blass.
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Agatha Oddly – Das Verbrechen wartet nicht von Lena Jones
Original: The Secret Key: Agatha Oddly (1)
Übersetzung: Ulrike Köbele
Hardcover: 368 Seiten
Verlag: Loewe
Erscheinungstag: 14. Januar 2019
ISBN: 978-3743202863
Altersempfehlung: 11 – 13 Jahre