"Night School - Der den Zweifel sät" von C. J. Daugherty
Copyright: Oetinger

Die Sommerferien verlaufen für Allie Sheridan weniger
entspannt als geplant, denn Nathaniels Schergen ruhen nicht, ihr in den Straßen
Londons nach dem Leben zu trachten. Früher als geplant kehrt sie deswegen nach
Cimmeria zurück, doch die Sicherheit, die sie sich erhofft, ist gefährdet. Allie
wird zwar endlich in die legendäre und geheimnisumwobene Night School
aufgenommen. Doch ein spezielles Training sät Streit und Zwietracht zwischen
den Mitgliedern. Dass sie sich über ihre Gefühle zu Carter und Sylvain nicht
sicher ist, macht die Sache natürlich nicht einfacher. Und dann taucht auch
noch ein Brief ihres verschollenen Bruders auf, der sie um ein geheimes Treffen
bittet. Also muss Allie sich schließlich nicht nur in einer Hinsicht
entscheiden, auf welche Seite sie gehört…

Es ist immer schwer ein Buch wortreich zu bewerten, wenn es nicht viel dazu zu
sagen gibt, weil es einfach gut ist. Erst recht, wenn es sich um eine
Fortsetzung handelt, deren erster Teil schon ein großartiges Debut war. Ich
will es trotzdem versuchen, ohne zu viel von der Handlung preiszugeben, denn „Night School – Der den Zweifel sät“ hat eine Empfehlung wahrlich verdient:
Die Handlung steigt ebenso rasant ein, wie der erste Band endete. Auch das
Wiedersehen aller liebgewonnenen (und verabscheuungswürdigen) Charaktere lässt
nicht lange auf sich warten und der Leser findet sich bald in den altbekannten
Mauern von Cimmeria wieder.
Viel hat sich nicht verändert und das ist auch gut so: wer Allie, Carter und
Sylvain ins Herz geschlossen und sich gerne in der fiktiven Welt rund um die
Night School verloren hat, der kommt auch in Band zwei voll und ganz auf seine
Kosten.
Allie hat ihre unkonventionelle Art über den Sommer nicht abgelegt und stellt
den Alltag der Elite-Schule auf die ihr typische Weise auf den Kopf. Liebe,
Geheimnisse, Vertrauen, Neid und Verrat sind Schlagworte, mit denen die junge
Protagonistin in ihrem zweiten Semester konfrontiert wird. Sie muss sich
entscheiden zwischen Gut und Böse, Freund und Exfreund, Freiheit und
Geborgenheit. Und das ist nicht immer leicht, denn die Geheimniskrämerei im
Internat nimmt nach und nach überhand. Wer sich auf ein paar Antworten gefreut
hat, der sei beruhigt, einige Handlungsstränge werden tatsächlich
abgeschlossen. Aber es wird auch jede Menge neue Fragen geben, Verhältnisse
werden neu geordnet, Einstellungen gewandelt und Seiten gewechselt.
Freundschaft spielt dabei zu jeder Zeit eine große Rolle. Am Ende des Winters,
der natürlich wieder mit einem großen Ball endet, werden die Protagonisten
nicht dieselben sein, wie zu Beginn.
Auch wenn nicht immer alle Entscheidungen Allies nachvollziehbar wirken, kratzt
das doch wenig an der Sympathie, die man als Leser für sie empfindet. Gerade
weil alle Figuren nicht fehlerfrei, sondern unvollkommen sind, wirken sie umso
menschlicher und ihr Verhalten nachvollziehbar. Insgesamt ist die realistische
Schreibweise eine große Stärke des Romans. Denn auch wenn Hexen, Vampire,
Gestaltenwandler und Zombies uns gut zu unterhalten wissen, ist es doch zur
Abwechslung schön, sich von einem Jugendbuch ganz ohne fantastische Elemente
eine Gänsehaut über den Rücken jagen zu lassen. Denn was andere Autoren nicht
unter Einsatz von fiktiver Magie zu bewerkstelligen wissen, das erreicht C. J.
Daugherty ganz ohne übernatürliche Hilfe.
In die Welt von Cimmeria einzutauchen ist ein bisschen wie „nach Hause kommen“.
Nicht nur, weil die Schule dem geneigten Leser seit dem ersten Band zur
Wahlheimat geworden ist. Die Reihe um Allie Sheridan erinnert an viele andere
fabelhafte Internats- und Schulserien, ohne dabei zu kopieren. „Night School
ist spannend wie „Das Tal„, voller Freundschaft wie „Harry Potter“
und Intrigen-gespickt wie „Hanni und Nanni“. Die Protagonistin und das
Geheimnis der mysteriösen Elite-Schule, verleihen dieser Jugendbuchserie ihren
einzigartigen Charme. Selbst die Dreiecksbeziehung wirkt nicht abgedroschen,
obwohl man das nach Verwendung des Motivs zum aberhunderten Mal durchaus
erwarten könnte. Im Gegenteil: Es ist tatsächlich die Liebesgeschichte, die der
Handlung einen besonderen Reiz verleiht. Wie immer ist nichts so, wie es
scheint und alles was liebgewonnen wurde, kann ab der nächsten Seite ins
Gegenteil umschlagen. Aber wie die Handlung sich auch entwickelt, der Leser ist
unfähig, seine Augen vom Papier zu lösen, oder einem der Protagonisten seine
Fehler krumm zu nehmen.

Ein wundervoller zweiter Teil, nervenaufreibend, romantisch und nostalgisch,
der nur ein einziges Manko beinhaltet: Wann ist es endlich Herbst (und damit
Zeit für den dritten Band)?

Tipp:
Zum Verständnis der Geschichte ist es unbedingt ratsam den ersten Band (Night School. Du darfst keinem trauen.) zu kennen. Insgesamt sollen fünf Bände
rund um Allie Sheridan entstehen.

Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Verlag: Verlag Friedrich Oetinger 
Erscheinungsdatum: 19. Februar 2013

ISBN: 978-3789133282

5 Replies to “[Rezension] „Night School – Der den Zweifel sät“ von C. J. Daugherty

  1. Hej Jenny,
    schön, dass es dir gefällt. Ich bin allerdings Gasatrezensentin – aber "katrineverdeen" freut sich bestimmt über dich als neue Leserin.
    Deinen Blog kenne ich sogar schon, ich bin neulich durch Zufall darüber gestolpert. Der Artikel "Das Buch , das…" war sehr interessant, ich hätte die meisten Bücher genauso eingeordnet. 🙂
    LG,
    Krink

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