"Kiss & Crime #1 - Zeugenkussprogramm" von Eva Völler, Krimi
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Es muss sehr schwer sein, sein gewohntes Leben hinter sich
zu lassen, um einen kompletten Neuanfang zu beginnen. Vor allem, wenn dieser
Neubeginn nicht freiwillig ist und man sogar gezwungen ist, seinen Namen abzulegen,
seine Heimat zu verlassen und den Kontakt zu geliebten Freunden abrechen muss.
Wie Emily, deren Leben nach einem bewaffneten Überfall komplett aus den Fugen
gerät. Sie musste machtlos mit ansehen, wie ihre Mutter und deren Freund Jonas –
der anscheinend mit den falschen Menschen ins Geschäft gekommen ist -,
angeschossen wurden. Emilys Leben steht Kopf, weil nun ihre ganze Familie von
den Verbrechern bedroht wird.  Sie werden
durch ein Zeugenschutzprogramm dazu gezwungen, alle Kontakte abzubrechen und
aus der Großstadt aufs Land zu ziehen. Doch die Ereignisse haben auch etwas
Gutes, denn nun wird Emily täglich von einem gut aussehenden Personenschützer
begleitet, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Emily vergisst dabei gerne,
dass ein Zeugenschutzprogramm auch strenge Regeln hat und der kleinste Fehler sie
alle in Gefahr bringt.

„Zeugenkussprogramm“ ist der erste Band der neuen Serie Kiss
& Crime von Eva Völler. Bislang habe ich noch kein Buch von dieser Autorin
gelesen, doch Kerstin Giers Buchempfehlungen haben mich schon etwas länger
neugierig gemacht. Umso passender war es jetzt, dass ich vom Lübbe/One
überraschend „Zeugenkussprogramm“ zugeschickt bekam. Die Mischung aus Krimi
und Liebesgeschichte hörte sich sehr interessant an und bot eine nette
Abwechslung zu den Büchern, die ich überwiegend lese. Deshalb musste dieses
Buch nicht sehr lange in meinem Regal verharren und wurde gelesen. Jedoch
bemerkte ich sehr schnell, dass ich nicht zur Zielgruppe der Autorin gehöre.
Das hatte viele Gründe. Zum einen lag es an der Gestaltung der literarischen
Figuren, denn diese wurden sehr oberflächlich und inkonsistent dargestellt und
wirkten deshalb nicht immer nachvollziehbar. Emily stellt den Leser mit ihrem
flatterhaften Verhalten oft auf eine harte Geduldsprobe. In einigen Situationen
agiert die 17-Jährige wie eine pubertierende 12-Jährige. Dann wiederum überrascht
sie in besonders gefährlichen Situationen den Leser mit einem sehr erwachsenen
Verhalten. Und da ist die literarische Hauptfigur keine Ausnahme, denn fast alle
Figuren widersprechen sich in ihren Handlungen: Ein junger, dynamischer
Polizeibeamter mit Macho-Allüren, der einen Fable für Liebesromane hat, oder
ein knallharter und gefährlicher Verbrecher, der die dümmsten Fehler begeht. Diese unausbalancierten Figuren lassen den Plot dieses Buches eher unsystematisch und
unstimmig wirken. 
Eva Völler hat sich für ihre neue Kiss & Crime Serie
eine jüngere Zielgruppe ausgesucht und ihren Schreibstil dementsprechend
angepasst. Das manchmal etwas vorhersehbare Geschehen fließt in einem
angenehmen Tempo mit einer ausgewogenen Mischung der Elemente aus Liebes- und
Kriminalgeschichte vor sich hin. Völler überfordert ihre Leser nicht mit
überzogen blutigen Gewaltszenen. Um die etwas schwereren Passagen aufzulockern,
hat die Autorin eine etwas spleenige Protagonistin eingesetzt: Oma Gerti –
leidenschaftliche Autorin von schnulzigen und sich gut verkaufenden
Liebesromanen. Oma Gerti diktiert ihre Romane in allen Lebenslagen und sorgt
für einige Lacher. Allerdings wurde ich ihrer im Laufe der Handlung etwas
überdrüssig. Sie hat keinen abwechslungsreichen Stil und ihre geistigen Ergüsse
nehmen zu viel Raum in der Handlung ein.
„Zeugenkussprogramm“ von Eva Völler ist eine unterhaltsame
Geschichte mit einer guten Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte, die vor
allem das jüngere Publikum begeistern wird. Ich empfand sie jedoch ein wenig zu
unausgereift. Trotzdem werde ich diese Serie weiterverfolgen, um zu schauen, ob
Völler sich noch weiterentwickeln kann.

Kiss & Crime #1 – Zeugenkussprogramm von Eva Völler
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten 
Verlag: Bastei Lübbe (one by Lübbe)
Erscheinungsdatum:13. August 2015 
ISBN: 978-3846600153
ab 14 Jahren

2 Replies to “[Rezension] „Kiss & Crime #1 – Zeugenkussprogramm“ von Eva Völler

  1. Guten Morgen,
    eine super begründete Rezension, auch wenn ich deine Meinung nicht teilen kann. Ich habe die Geschcihte förmlich verschlungen und fand sie so gar nicht vorhersehbar. Vielleicht lese ich zu selten Krimis 😉
    LG
    Yvonne

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