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Die folgende Rezension wurde von Mondstein
(nochmals sorry, dass ich dich unter Moonlight gespeichert habe! ;))
verfasst und als Gewinner-Rezi der Halloween Challenge gepostet. Vielen
Dank an die Verfasserin! Damit ist die dreizehnte Rezension vollbracht und Halloween offiziell beendet. Aber keine Sorge, liebe Kürbisgeister: Halloween ist nicht alle Tage, aber es kommt wieder – keine Frage…
Anthony Horowitz, da war doch was… Rein äußerlich gesehen kommt der erste von fünf Bänden (je zwischen 288 und 480 Seiten stark) sehr unscheinbar daher – roter Flammenkreis auf schwarzem Grund. Auch die auf dem Buchrücken beschriebene Handlung überzeugte mich als Horowitz-Anfängerin eher weniger – entscheidend jedoch schien mir der Satz „Horowitz gilt in England als der Stephen King für Jugendliche“. Das klingt spannend – also Buch eingepackt und ab nach Hause aufs Sofa. Noch am selben Tag begann ich mit dem Leseabenteuer.
Die Geschichte beginnt in einer trübsinnigen, allzu realen Welt, in der der smarte 14jährige Matthew Freeman (Matt) nach dem Tod seiner Eltern bei seiner verwahrlosten missmutigen Tante lebt und aus intellektueller und sozialer Vernachlässigung allerhand Unsinn treibt. Angestachelt von einem zwielichtigen Kumpel begeht er einen Einbruch, bei dem dieser einen Wachmann niedersticht. Matt landet auf dem Polizeirevier und ihm wird aufgrund seiner Vorstrafen ein Resozialisierungsprogramm für straffällige Jugendliche verordnet. Er soll sich auf dem Land bei einer Pflegemutter durch harte Arbeit auf die “Grundwerte der Gesellschaft“ rückbesinnen. Alsbald taucht auch schon seine Pflegemutter Mrs. Deverill auf, die so kalt und hart beschrieben wird, dass man Angst hat, ihr auf der Straße zu begegnen. Auch die bildhaften Beschreibungen des zurückgebliebenen Knechts Noah und des schwarzen Katers, jagen mir Schauer über den Rücken. Matt hat es – wie zu erwarten – nicht leicht bei ihr. Schnell wird klar, dass mit der altertümlichen Dame etwas nicht stimmt. Nicht nur das, auch die Menschen im nahe gelegenen Dorf benehmen sich äußerst merkwürdig und begegnen Matt auf eine distanzierte aber trotzdem unangenehme, aufdringlich-neugierige Art.
Die Ereignisse werden zunehmend mysteriöser und fantastischer. Matt muss erkennen, dass es neben seiner Existenz noch eine Parallelwelt gibt, deren grausame Herrscher „die Alten“, ähnlich Luzifer (im Buch wird nicht thematisiert, wie Satan und „die Alten“ zueinander stehen, auch werden sie nicht konkret beschrieben, der Leser bekommt vielmehr eine düstere Vorahnung), Gewalt, Angst und Zerstörung über die Menschen bringen wollen, das Standardmotiv des Bösen. Dies haben „die Alten“ einmal vor tausenden Jahren geschafft, doch fünf Jugendliche mit besonderen Kräften konnten „die Alten“ gemeinsam in die Unterwelt verbannen. Das Tor zur Unterwelt war viele Jahre gut versteckt, doch nun überschlagen sich die Ereignisse … – was Matt, die teuflische Mrs. Deverill (da ist der Name Programm), der junge, erfolglose Journalist Richard Cole und das mysteriöse Raven´s Gate damit zu haben, lest ihr am Besten selbst.
Das Buch ist größtenteils flüssig und spannend geschrieben.
Thriller- und Horrorfans sind es gewohnt, sich hier und da über das dümmliche oder fahrlässige Verhalten des Protagonisten zu ärgern – auch das bleibt dem Leser hier nicht erspart.
Darüber hinaus erscheint es unlogisch, dass die hochtechnischen und einflussreichen Mitglieder der absolut geheimen Geheimorganisation „Nexus“ (deren Mitglieder natürlich als nahezu einzigen auf der Welt von „den Alten“ wissen) der drohenden Wiederkehr „der Alten“ so hilflos gegenüber stehen und auf die Hilfe eines ebenso bockigen wie ahnungslosen Teenagers hoffen.
Die Charaktere bekommen auf 288 Seiten wenig Tiefe. Gerade der Protagonist Matt bleibt eher oberflächlich. Der Leser erfährt nur bruchstückchenweise von Matts Vergangenheit und vor allem wenig von seinen tieferen Gefühlen. Möglicherweise wird dies in den Fortsetzungen noch intensiviert. Auch über Richard erfährt man wenig und es fällt schwer, ihn als offensichtlich neue Bezugsperson für Matt anzunehmen. Seine Beweggründe dafür werden auch nicht klar.
Gelungen ist aber umso mehr die düstere Schilderung der seltsamen Dörfler von Lesser Malling, inklusive der Bewohner von Mrs. Deverills Farm. Die Spannung bleibt fast durchgängig erhalten, da das Tempo der Ereignisse zunimmt.
Das Ende des Buches ernüchtert und wirkt sehr konstruiert (hier sei nicht zu viel verrraten), insgesamt macht Horowitz aber unbedingt Lust auf Teil 2,3,4,5 und 6!
Die fünf Tore – Todeskreis (Band 1) von Anthony Horowitz
Verlag: Loewe
Hardcover:
288 Seiten
Erscheinungsdatum: Erstmals erschienen 2006, 3. Auflage 2008
ISBN: 978-3-7855-5809-6