"Einfach unvergesslich" von Rowan Coleman, Roman
Copyright: Piper

Es gibt Momente, die man sehr gerne aus seinem Leben und
seinem Gedächtnis verbannen möchte. Etwas anders sieht es allerdings aus, wenn
man sich in seinem noch sehr jungen Leben mit der Diagnose Alzheimer arrangieren
muss. Wie geht man damit um, jeden Tag ein Stückchen mehr von seinen
Erinnerungen zu verlieren? Wie fühlt man sich, wenn alle Menschen, die einem
sehr wichtig sind, plötzlich aus seinem Gedächtnis gelöscht werden und man sich
nur in seltenen und kurzen Momenten an sie erinnert? An einem Tag vergisst man,
wer seine beste Freundin ist und am nächsten womöglich, wie das eigene Kind
aussieht. Und nach und nach verschwinden alle Erinnerungen, selbst die an die
große Liebe seines Lebens. Als sich erste Symptome der Alzheimer Demenz bei
einer nahen Verwandten von Rowan Coleman zeigten, begann eine schwere Zeit für
die Autorin. Nach diesem sehr schwierigen Bruchteil ihres Lebens entschied
Coleman sich dazu, diese sehr schwierigen Augenblicke in ihrem Roman „Einfach unvergesslich“ zu verarbeiten und anderen Menschen durch ihre Geschichte diese
heimtückische Krankheit etwas näher zu bringen und betroffenen Mut zu machen. 

Claire ist 40 Jahre alt, als sie die niederschmetternde
Diagnose erhält. Seitdem ist in ihrem Leben nichts mehr, wie es einmal war. Das
Zusammenleben mit ihrer Familie wird für sie jeden Tag komplizierter, denn alle
erleben ihren geistigen Verfall und haben Angst davor, dass Claire immer mehr
von ihrer Persönlichkeit verliert und eines Tages komplett aus ihrem Leben verschwindet.
Für Claire fühlt es sich manchmal an, als würde sie überbehütet und eingeengt
werden und sehnt sich zurück nach ihrer Freiheit. Obwohl sie sich im Klaren
darüber ist, dass es nicht normal ist, im Pyjama spazieren zu gehen und zu
vergessen, wo man eigentlich hingehen wollte und wie man wieder nach Hause
findet. Es ist nicht normal plötzlich nicht mehr zu wissen, wie man sich die
Schuhe zubindet, aber sollte Claire deswegen Trübsal blasen? Dafür gibt es noch
zu viele Dinge zu erledigen und sie beschließt, all die wundervollen großen und
kleinen Momente aus ihrem Leben aufzuschreiben, bevor sie für immer verblassen…
Alzheimer betrifft nicht nur den Erkrankten selbst, obwohl
es zu Beginn dieser Erkrankung wohl am Schwierigsten für ihn ist, weil er den
schleichenden Verfall seines Gedächtnisses am eigenen Leib spürt. Je weiter
diese Krankheit voranschreitet, umso mehr verändern sich der gewohnte Alltag,
das Berufsleben und auch die Menschen, die ein wichtiger Bestandteil im Leben
der an Alzheimer erkrankten Person sind. Claire, die Hauptprotagonistin aus
„Einfach unvergesslich“ beschreibt uns Leser auf sehr eindringliche Weise, wie
es ist gegen diese Krankheit zu kämpfen, obwohl sie weiß, dass sie nicht
gewinnen kann. Sie erzählt von den Folgen des geistigen Verfalls, berichtet von
Eselsbrücken, die sie sich aufgebaut hat, um wichtige Dinge nicht zu vergessen.
Aber auch wie es ist mit großen Zukunftsängsten zu leben. Aber nicht nur Claire
kommt in diesem Roman zu Wort, auch ihre erwachsene Tochter Caitlin. Diese
beschreibt eine ganz andere Sicht auf diese schwierige Situation. Zum einen wie
es ist mit ihrer an Alzheimer erkrankten Mutter zusammenzuleben, die im Verlauf
immer etwas mehr von ihren liebenswerten Eigenschaften und ihren Fähigkeiten
verliert. Und von einer Bedrohung, die womöglich auch in ihrem Körper
schlummert: Eines Tages selbst an Alzheimer zu erkranken.
Bevor ich „Einfach unvergesslich“ von Rowan Coleman las,
hatte ich ein wenig Angst davor, dass diese Geschichte mich zu sehr aufwühlt.
Ich habe selbst einen geliebten Menschen in meiner Familie, der an Demenz
leidet. Im Moment ist es besonders schwierig, denn es sind nur noch Bruchstücke
der einstigen Persönlichkeit übrig geblieben. Trotzdem wollte ich gerne mehr
über diese Krankheit erfahren. Dass es aus der Perspektive eines Betroffenen erzählt
wird, hat mich dann restlos überzeugen können dieses Buch zu lesen. Obwohl ich
viele sehr bewegende Momente mit Claire und ihrer Familie erlebt habe, konnte
ich das Geschehen mit einer gewissen Distanz betrachten. Aus vielen Erlebnissen
und Geständnissen von Claire konnte ich einiges für meine eigene Situation
mitnehmen. Sie ließ mich vieles besser verstehen, warum ein Alzheimererkrankter
Dinge tut, die für seine Umwelt nicht nachvollziehbar, für ihn unter Umständen
aber wichtig sind. 
Rowan Coleman hat dieses wichtige und aufwühlende Thema gut
verpackt. Mit einem einfach gehaltenen und flüssigen Schreibstil sensibilisiert
sie den Leser und führt ihn an diese tückische Krankheit und ihre Folgen heran.
Ihrer starken Hauptprotagonistin hat sie eine sehr eindrucksvolle
Persönlichkeit verliehen, die den Leser bewegt, aber auch auf humorvolle Art
unterhält. Die Geschichte wird insgesamt abgerundet von den sehr interessanten
Auszügen aus dem Erinnerungsbuch, das nicht nur von Claire benutzt wird, um
Erinnerungen festzuhalten. Einen kleinen Kritikpunkt muss ich aber dennoch
aufführen. Am Ende wirkte die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu
aufgesetzt, weil sich so viele positive Dinge ereigneten. Da wäre meiner Meinung
ein bisschen weniger mehr gewesen, denn diese ansprechende Geschichte hätte es nicht
nötig gehabt.
Jedem Leser wird klar sein, dass die Erkrankung Alzheimer
kein Happy End für die Betroffenen bereithält und trotzdem schafft Coleman den
Leser nicht zu deprimiert zurück zu lassen und seinen Blick auf das Wesentliche
im Leben zu lenken: Jede Minute und jeden noch so kleinen Augenblick in vollen
Zügen zu genießen.

Einfach unvergesslich von Rowan Coleman 
Paperback: 416 Seiten 
Verlag: Piper 
Erscheinungsdatum: 11. August 2014 
ISBN: 978-3492060011

5 Replies to “[ Rezension] „Einfach unvergesslich“ von Rowan Coleman

  1. Hier hast du wieder einmal eine wirklich schöne Rezi verfasst, die einem die Stärken dieses lesenswerten Buches mit solch sensiblem Thema näherbringen, ohne die kleinen Schwächen zu unterschlagen. Wunderbar! Kommt gleich auf die WuLI!

  2. Hei! ♥☺☼

    Weißt du was ich an Kommentaren und Beiträgen in Buch-Blogs so liebe? Sie enthalten keine (oder kaum) Rechtschreibfehler. Wenn jemand aus meiner Klasse oder gar der Lehrer einen Fehler macht, muss ich das sofort verbessern. Nervt die anderen zwischenzeitlich glaube ich auch mal 😀
    Aber zu deiner Rezension: Echt supergut geworden! Ich will mir dieses Buch unbedingt auch kaufen, allein das Covergefällt mir sehr gut.

    Da ich auf dich beziehungsweise auf euch gerade erst egstoßen bin, würde mich interessieren, wie der Blog zu seinem Namen gekommen ist. Mögt ihr die TVP-Trilogie so sehr? Ich liebe diese Reihe *—*

    Würde mich freuen, wenn ihr auch mal bei mir vorbeischaut: walkingaboutrainbows.blogspot.com
    Ich bleibe jedenfalls gleich als Leserin hier, ich möchte nichts Spannendes verpassen!

    Ganz viele liebe Grüße, Rainbow ♥

    1. Schön zu hören, dass du dich hier nicht so über viele Rechtschreibfehler ärgern musst 🙂
      Das Cover hat mir persönlich jetzt gar nicht so gefallen, weil es so unruhig wirkt, aber das ist Geschmacksache. Die Geschichte hat`s dafür in sich 🙂

      Ja, deine Vermutungen gehen in die richtige Richtung. Der Name ist bei einem Online Rollenspiel entstanden. Dort habe ich die Mutter von Katnis gespielt, die ja bekanntlich keinen Vornamen hat. So habe ich einfach meinen Vornamen eingesetzt und dieser Nickname blieb mir erhalten.
      Und … ICH LIEBE DIESE REIHE AUCH!!!

      LG

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