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„Der perfekte Highschool-Thriller.“ „Messerscharf und hochgefährlich!“ »Dieser Highschool-Thriller hat alles, was es braucht.« Ja, ja… die Werbemaschine hat wieder abgeliefert. Keine Frage. Aber der Abgleich von medial platzierten Begeisterungsstürmen und tatsächlicher Qualität eines Buches fällt ja bisweilen ernüchternd aus. 

Im Falle von „The Players‘ Table“ von Jessica Goodman war das Lese-Erlebnis für mich eher weniger rauschhaft. Die Geschichte kommt demnächst als Miniserie bei HBO MAX heraus, dem Streaming Dienst von Warner Bros. Das muss auch wirklich nicht schlecht sein. Das könnte sogar gut werden. Denn Fernsehen funktioniert auf eine andere Art als Bücher.

Die Ödnis der Upper Class

Der Players Table steht übrigens nicht im Spielkasino, sondern in der Kantine einer amerikanischen Highschool. Und da sitzen keine Zocker, sondern die megacoolen Kids. Die Coolsten der Coolen, die Players eben, in deren Kreis man nur aufgenommen wird, wenn man ein paar krasse Tests bestanden hat. Zum Beispiel irgendwo einbrechen oder was klauen. Natürlich ist das gar nicht cool und die Players sind es auch nicht. Es sind nur ein paar Blender, die sich Prüfungsergebnisse erschleichen und in der Bewunderung sonnen. Aber das weiß Jill nicht. Sie ist stolzes Players-Mitglied und erst der Mord an Mit-Playerin Shaila bringen Zweifel. Allerdings erst nach einigen Jahren (!), als die Ex-Freundin des vermuteten Täters eine SMS schickt.

Murder-Mystery ohne Thrill

Und das könnte jetzt megaspannend sein, liest sich in Wahrheit aber mordsmäßig langweilig. Noch auf Seite 100 hat man keinen Plan, was da rund um den Mord an Shaila so ganz rudimentär abgegangen ist. Was sind die Fakten? Was ist dieser Graham, der für die Tat hinter Gittern sitzt, für ein Mensch? Warum hockt er da bitteschön überhaupt? Diese Infos bekommt man derart bröselig serviert, dass ich ab der Hälfte jede Lust weiterzulesen verloren hatte. Die Autorin springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, konzentriert sich aber viel auf Vorgeschichten. Und so erfahren wir, warum Jill mit Henry zusammen ist, aber eigentlich Adam liebt. Und wie sie sich kennengelernt haben. Und wie Jill zu den Players gekommen ist.

In der Theorie solide

Auch das könnte durchaus spannend sein (zumal einige schöne Coming-of-Age Elemente zwischen den Zeilen stecken) – wenn man die Figuren und ihre Konflikte als authentisch wahrnehmen würde, was mir schwer fiel. Ich sag’s mal so: Ein paar weitere Lektoratsrunden hätten in Sachen Storytelling und Figurenentwicklung nicht geschadet. Es bleibt doch alles sehr oberflächlich.

Die Auflösung geht in Ordnung. Obwohl man sie lange vor dem Ende kommen sieht. Was wirklich kein Kunststück ist. Die letzten Wendungen, Jills Erkenntnisse – das alles funktioniert in der Theorie gut, an der praktischen Ausarbeitung haperte es meinem Eindruck nach.

Fazit: Unblutiger, ruhig erzählter Highschool-Krimi mit Coming-of-Age Elementen. Mir war er zu weitschweifig erzählt.

 

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„The Players‘ Table – Wer nicht mitspielt, hat verloren“ von Jessica Goodman
Original: They wish they were us
Übersetzung: Birgit Maria Pfaffinger
Verlag: ‎ Carlsen
Erschienen: 9. Januar 2023
Broschiert: ‎ 384 Seiten
ISBN-13: ‎ 978-3551584762
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren

One Reply to “[Rezension] „The Players‘ Table – Wer nicht mitspielt, hat verloren“ von Jessica Goodman”

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