"Rot wie das Meer" von Maggie Stiefvater, Jugendbuch
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Jedes Jahr, wenn der Herbst auf die Insel Thisby
zurückkehrt und seine tausend Farben verteilt hat, spuckt das Meer wunderschöne
Capaill Uisce – ungewöhnliche, todbringende und schnelle Meereswesen in Gestalt
von Pferden – aus. Diese Meereswesen faszinieren nicht nur die Bewohner von
Thisby, deren Männer die Wasserpferde für ein traditionelles Rennen, dem
Skorpio-Rennen, einfangen, gegeneinander antreten und das nicht selten mit
ihrem Leben bezahlen. Auch zahlreiche Touristen reisen extra für dieses
ungewöhnliche und blutige Rennen an. Doch dieses Jahr ist die Insel in heller
Aufruhr. Ein Mädchen namens Puck Connolly bricht mit sämtlichen Traditionen
und  möchte sich einen Platz in der
Männerwelt erkämpfen und meldet sich für dieses blutige Spektakel an. Puck wird
mit Hohn und Spott überschüttet, denn viele Bewohner meinen, dass das Rennen
nur für Männer gemacht sei. Der Startschuss fällt und das tödliche Schauspiel
beginnt vom Neuen.

Maggie Stiefvater beschreibt in „Rot wie das Meer“ eine
ungewöhnliche Insel mit vielen Mythen und Traditionen. Sie wird bewohnt von
alleinerziehenden Müttern und Vätern, deren Partner über Nacht einfach
verschwunden sind. Die meisten wurden von Capaill Uisce getötet, andere flohen
vor der Tristesse aufs Land. Es ist ein hartes Leben und ein erbitterter Kampf
mit der Natur. Auch Puck Connolly hat einige Kampfspuren aufzuweisen. Seit dem
Tod ihrer Eltern muss sie sich mit ihren zwei Brüdern über Wasser halten, denn
die Insel bietet ihnen wenig zum Überleben. Sean Kendrick, der schon ganze vier
Mal das Skorpio-Rennen gewonnen hat und somit zu einem erbitterten Gegner für
Puck wird, führt ein Außenseiterdasein auf der Insel. Verpönt als ein in sich
gekehrter Pferdeflüsterer, weil er einen besonderen Draht zu allen Pferden hat
und sich lieber mit Meerungeheuern umgibt, als mit seinen Artgenossen. Ihm
scheint Corrs Präsens zu genügen, denn er ist glücklich wenn er bei ihm ist.
Corr ist ein Capaill Uisce Hengst, dem Sean seine Siege verdankt.

Wie jedes Jahr studiert Sean seine Gegner, um ihre
Schwächen zu erkennen. Auch die von Puck. Doch ihr unverfälschtes und wildes
Wesen fasziniert ihn mehr als alles andere.
Maggie Stiefvater wurde schon vor langer Zeit von einer
Legende inspiriert, eine Geschichte über Capaill Uisce zu schreiben. Sie pickte
sich einzelne Elemente dieses Mythos heraus und machte sie zu einer in meinen
Augen ganz besonderen Geschichte. Eine Geschichte um eine Insel, die von
todbringenden Wasserpferden besucht wird, und um deren Einwohner während der
Vorbereitungen zu einem ungewöhnlichen Rennen. Sie erzählt von der Mentalität
und den Sitten der Bewohner und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die
zwei Hauptprotagonisten, Sean und Puck. Charaktere, die wahrlich interessant
sind. Sean durch seine besondere Gabe und Puck durch ihr wildes und ungestümes
Temperament. Von Wasserpferden hatte ich vorher nie gelesen oder gehört.
Fasziniert folgte ich den Beschreibungen von Maggie Stiefvater, die diese
Meereswesen mit ihrem unverwechselbaren Schreibstil erschaffen hat. Man könnte
sagen, dass sie während des Lesens zum Leben erwachten und ihr Hufgetrampel und
ihr ungewöhnlicher Gesang mich bis in meine Träume verfolgten.

„Ich spüre seinen
Herzschlag in meinem, seine Energie in meiner, und ich weiß, dies ist die
geheimnisvolle, furchterregende Magie der Capaill Uisce. Wir alle kennen sie
und wissen, wie sie von einem Reiter Besitz ergreift, ihm die Sinne raubt und
ihn ins Wasser reißt, bevor er sich dessen auch nur bewusst ist.“
Seite 324

Maggie Stiefvater hat es mit jedem ihrer Bücher bisher
geschafft, mich vom Prolog bis zum Nachwort mit ihren besonderen, wenn auch
melancholischen Worten zu begeistern. „Rot wie das Meer“ unterscheidet sich
jedoch deutlich von ihren anderen Büchern. Auch wenn die Wasserpferde
fantastisch beschrieben werden, ist dieses Buch sehr real. Die Geschichte hat
viele ruhige Momente, in denen der Leser die Protagonisten und ihre Eigenarten
kennen lernt, und denen einige spannungsgeladene und auch blutige Szenen folgen.
Untermalt wird die Handlung von einer Liebesgeschichte, die nicht zu sehr in
den Vordergrund rückt. Oft hatte ich das Gefühl, dass auf dieser Insel die Zeit
irgendwann stehen geblieben ist, während auf dem Festland das Leben und die
Entwicklung vorangehen. Ein Gefühl, dass mir sagte: Ich könnte in zehn Jahren
diese Insel besuchen – wenn es sie geben würde – und alles wäre immer noch so,
wie es in dieser Geschichte beschrieben ist.

Eigentlich sollte ich für dieses wunderschöne Buch eine
Warnung ausgeben, denn wer „Rot wie das Meer“ von Maggie
Stiefvater liest, wird eins mit der Geschichte und vergisst alles um sich
herum.

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Rot wie das Meer von Maggie Stiefvater 

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten 
Verlag: Script5 
Erscheinungsdatum: November 2012 
ISBN-13: 978-3839001479

3 Replies to “[Rezension] „Rot wie das Meer“ von Maggie Stiefvater

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