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Eigentlich hat Harold Fry immer ein unspektakuläres und
unauffälliges Leben geführt. So scheint es jedenfalls. Jahrelang hat er sich in
einer Brauerei als Manager abgeplagt. Nun ist er frisch pensioniert, vom Alltag
aufgezehrt und immer noch mit seiner großen Liebe Maureen verheiratet, die ihn
aber nur noch verachtet. Sie führen eine Zweckehe, um nicht allein zu sein,
aber obwohl sie jeden Tag miteinander verbringen, könnten sie sich nicht ferner
sein. Der Alltag besteht für beide aus Tristesse. Maureen putzt wie ein Teufel
und Harold geht Streitigkeiten aus dem Weg. Eines Tages wird dieser vertraute
Alltag gestört von einem Brief von einer ehemaligen Kollegin Harolds, aus einem
Hospiz. Queenie berichtet, dass sie an Krebs erkrankt ist und es keine Hoffnung
mehr für sie geben wird. Ziemlich schnell wird klar, dass dies ein
Abschiedsbrief ist. Obwohl Harold sehr lange keinen Kontakt zu Queenie hatte,
fühlt er sich ihr verbunden und schreibt als Antwort ein paar Zeilen. Aber was
schreibt man jemanden, der bald sterben wird? Als er sich auf dem Weg zum
Briefkasten macht, um ihn einzuwerfen, fühlen sich die kargen Zeilen sehr
falsch an. Er beschließt, sich auf den Weg zu ihr zu machen… zu Fuß. Fast 1000
km durch England in Segelschuhen laufend, um ihr neue Hoffnung zu geben.
„Ich bin auf dem Weg. Du musst nur
durchhalten. Ich werde Dich retten, Du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und
Du wirst leben.“
Mit diesen Zeilen beginnt „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“.
Auf seiner Reise begegnet Harold vielen Menschen, die ihn ein Stück begleiten,
ihn bestärken und voranbringen. Er erfährt viel über Dinge aus deren Leben die
ihn berühren und wachrütteln. Irgendwann traut sich Harold, der sein ganzes
Leben Konflikte in seinem Inneren bewältigt hat, sich anderen Menschen zu
öffnen. Stück für Stück brechen Erlebnisse aus ihm heraus, die viele verdrängte
Erinnerungen wachrufen, die er mit den Lesern teilt. Viele Begegnungen sind
aber auch entmutigend und stellen Harolds Glauben und Willen auf eine harte Probe.
Es wird zu einer Reise mit der Sehnsucht nach Leben im Gepäck. Doch die Wut
reist immer hinterher…
Ich war fasziniert von Harolds Geschichte und klebte förmlich an der Sohle
seiner Segelschuhe. Nur um keinen seiner Schritte zu verpassen. Der Mensch
Harold hat mich interessiert, weil er ein Mensch ist wie du und ich, aber im
Gegensatz zu anderen genug Mut besitzt, einfach loszulaufen. Am Anfang
erscheinen sein Leben und seine Reise sehr trist und leblos. Mit jedem
Kilometer den er läuft, erfahren wir als Leser Dinge über ihn, die uns lange
Zeit danach nicht mehr loslassen werden.
Ich liebe Geschichten, die vom Leben geschrieben wurden und Rachel Joyce hat
mich mit ihrem Debut sehr begeistert. Es ist ein Buch, das weniger von Spannung
lebt als von starken Gefühlen. Ein Buch, das berührt aber kein rührseliger
Kitsch ist. Gespickt mit wundervollen poetischen Metaphern und bewegenden und
liebenswerten Charakteren.
über das eigene Leben nachzudenken. Es ist eine Art Mahnmal, unsere Träume,
unseren Glauben und die Liebe nicht zu vergessen. Und dass man manchmal seinem
Alltag entfliehen soll und einfach losläuft.
lesenswerter Roman von der Macht des Zufalls in dem ein kleiner Schritt zu
einer großen Reise werden kann, die alles verändert.
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Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry von Rachel Joyce
Schön 😉 Deine Rezension spiegelt meine Erwartungen an das Buch. Ich konnte es gestern ganz spontan als Vormerkung aus meiner Bibliothek abholen. Sobald ich "Die Erben von Somerset" fertig habe, werde ich sofort mit der Pilgerreise beginnen…
Liebe Grüße aus dem Lesetagebuch
Christiane
Was für eine schöne Rezension!
"Es ist eine Art Mahnmal, unsere Träume, unseren Glauben und die Liebe nicht zu vergessen"…: Das ist sehr schön!
Danke 🙂
schön geschrieben 🙂 Das Buch will ich auch noch unbedingt lesen
Mein Wunschbuch bei der Idealo Sommer Challenge.
Bin schon sehr gespannt!
Viele Grüße,
deine neue Leserin Jasmin