Der Titel dieses Kinderbuches ist aus meiner Sicht irreführend. Statt „Prometheus Highschool“ wäre Frankenstein- oder Zombie-Highschool eigentlich treffender. Hier werden Leichen zerschnibbelt und zu neuen Wesen zusammengenäht. Dies leider so eindrücklich, dass der Ekelfaktor nicht ganz klein ist.
„Während der nächsten Viertelstunde mühte sie sich ab, die Hand an den Unterarm zu nähen. Aber genau wie Majorin Stein eben gesagt hatte, war jetzt zu wenig Fleischrand übrig, den sie vernähen konnte.“ (S.98)
Der Name Prometheus wurde vermutlich gewählt, weil er mit der Herrschaft des Menschen über die Natur assoziiert wird. Allerdings musste ich das ergoogeln, es ergibt sich nicht aus der Geschichte selbst, deren Sinn mir noch nicht ganz klar ist und wohl erst in den nächsten Bänden deutlicher wird.
Prometheus – Schiff voller Leichen
In diesem Auftaktband lernen wird die experimentierfreudige Athena kennen, der es mit Hilfe von Blitzenergie gelingt, die tote Katze ihrer Nachbarin wieder zum Leben zu erwecken. Das macht die Wissenschaftler des Schul- und Experimentierschiffes Prometheus auf Athena aufmerksam. Weil Athenas Mutter kein Problem damit hat, ihre Tochter auf das klapprige Schiff (fast) ohne Handyempfang, dafür mit fragwürdigen Experimenten an Toten zu schicken, macht sich Athena auch sofort auf den Weg. An Bord der Prometheus geschehen dann gruselige Dinge. Ein Bluthund geht um und Athena beobachtet mysteriöse nächtliche Aktionen der Besatzung.
Mysteriös beginnt es, mysteriös bleibt es
Wirklich schön fand ich die Freundschaft zwischen Athena und Godfrey, ein Junge, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Weniger gefallen haben mir Athenas ständige Alleingänge und ihre Engstirnigkeit. Bis kurz vor Schluss unternimmt sie sehr viel heimlich und betrachtet andere eher als Belastung.
Zwar lässt sich die Geschichte leicht lesen und Spannung ist schon deshalb immer wieder vorhanden, weil Athena nachts auf dem Schiff herumschleicht, dabei gerät das große Ganze aber aus den Augen. Warum gibt es dieses Schiff überhaupt? Warum lässt man Kinder mit Leichen hantieren? Das wurde mir nicht ganz klar. Unabhängig davon passte die Botschaft auf den letzten Seiten („Zusammenhalt“, „aufeinander achten“) meinem Empfinden nach nicht recht zu der Wiedererweckungsthematik. Haben Tote keinen Respekt verdient? Darf man sich wie in einem Ersatzteillager freimütig an ihnen bedienen? Eine fragwürdige Idee, insbesondere für ein Kinderbuch.
Fazit: Ich muss ehrlich gestehen, ich hätte Bedenken, dieses Buch einem Kind zu schenken. Die Handlung wirkt ziellos und einige frankensteinhafte Szenen schlugen mir (trotz meiner Vorliebe für Gruselstorys) auf den Magen. Ich empfehle die Leseprobe. Wer einfach eine spannende Geschichte lesen möchte und nicht ganz zartbesaitet ist, hat vielleicht Spaß mit „Prometheus Highschool“.
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„Prometheus Highschool 1: Wie man ein Monster zum Leben erweckt“ von Stuart Wilson
Original: Promotheus High
Übersetzung: Annette von der Weppen
Verlag: Carlsen
Erschienen: 24. Mai 2024
Hardcover: 304 Seiten
ISBN: 978-3551557971
Empfohlenes Lesealter: ab 10 Jahren